Das geheime Leben der CeeCee Wilkes
Eier, Speck und Grütze servierte, legte er seinen Stift zur Seite, verschränkte die Arme und sagte: “Ich finde, es ist Zeit, dass wir zusammen ausgehen. Was meinst du?”
“Klar”, sagte sie ungerührt, als ob eine solche Einladung überhaupt nichts Besonderes wäre. Aber in Wahrheit platzte sie fast vor Glück. Sie konnte es kaum erwarten, Ronnie davon zu berichten.
“Miss?” Die schwarze Frau am Nebentisch winkte sie zu sich.
“Entschuldige”, sagte CeeCee und machte einen Schritt nach links. “Möchten Sie gern zahlen?” Sie zog ihren Block hervor.
“Ich weiß, dass wir eigentlich an der Kasse zahlen sollten, Miss …”, die Frau blickte auf ihr Namensschild, “… Miss CeeCee. Aber ich hatte gehofft, ich könnte es auch hier tun. Das wäre sehr viel bequemer für uns.”
“Aber natürlich.” CeeCee rechnete im Kopf die Preise zusammen und kritzelte die Summe aufs Papier. “Fünf fünfundsiebzig.”
Die Frau durchwühlte mit gichtigen Händen ihre Lacklederhandtasche. Sie trug einen goldenen Ehering am Ringfinger ihrer linken Hand, der durch einen geschwollenen knotigen Knöchel fest an seinem Platz gehalten wurde.
“Tut mir leid, Miss”, sagte sie und reichte CeeCee einen Zehndollarschein. “In letzter Zeit brauche ich für alles einfach länger.”
“Kein Problem. Ich komme gleich mit Ihrem Wechselgeld zurück.”
Das Paar stand bereits neben dem Tisch, als sie zurückkam. Die Frau bedankte sich und führte dann ihren Mann langsam zur Tür.
Sie betrachtete die beiden einen Moment, dann sah sie Tim an. Er hatte sich mit der Kaffeetasse in der Hand zurückgelehnt, sein Blick ruhte auf ihr. Sie begann langsam, den Tisch des Ehepaars abzuräumen.
“Also, wo waren wir?”, fragte sie ihn dabei.
“Wie wäre es mit Kino?”
“Gut”, meinte sie, während ihre Blicke sich erstaunt auf den Stuhl der alten Frau richteten. Zwei zerknitterte Zehndollarscheine lagen auf dem blauen Vinyl.
“Oh!” Sie griff nach dem Geld, sah aus dem Fenster, doch die Masse von Studenten versperrte ihr die Sicht. “Bin gleich zurück”, rief sie. Dann rannte sie aus der Tür und entdeckte nach ein paar Minuten das Paar auf der Bank an der Bushaltestelle.
Sie setzte sich neben die Frau. “Das haben Sie verloren”, sagte sie und drückte ihr die Scheine in die Hand.
“Ach du liebe Zeit!” Die Frau schnappte hörbar nach Luft. “Seien Sie gesegnet, mein Kind.” Sie nahm CeeCees Hand. “Warten Sie, Miss CeeCee.” Sie langte nach ihrer Handtasche. “Ich möchte Ihnen etwas für Ihre Ehrlichkeit geben.”
“Oh nein. Bitte, machen Sie sich keine Umstände.”
Die Frau zögerte, dann zupfte sie vorsichtig an CeeCees langem Haar. “Der liebe Gott hat schon gewusst, was er tat, als er Ihnen solches Haar schenkte, das zu einem Engel passt.”
CeeCee war außer Atem, als sie schließlich wieder im Coffeeshop ankam.
“Was war denn los?”, fragte Tim.
“Zwei Zehndollarscheine müssen ihr aus der Tasche gefallen sein, als sie die Rechnung bezahlte”, erklärte CeeCee.
Tim tippte sich mit dem Stift ans Kinn. “Verstehe ich das richtig?”, begann er. “Du brauchst dringend Geld, zwanzig Dollar fallen dir einfach so zu und du gibst sie zurück?”
“Wie hätte ich sie denn behalten können? Wer weiß, wie dringend die beiden das Geld brauchen? Vielleicht viel mehr als ich.” Sie beäugte ihn misstrauisch. “Hättest du es denn behalten?”
Tim grinste sie an. “Du wärst eine wunderbare Sozialarbeiterin”, sagte er. “Du hast ein Herz für die Schwachen.” Es war nicht das erste Mal, dass er so etwas sagte, obwohl er genau wusste, dass sie Lehrerin werden wollte. Die Welt wäre ein viel besserer Ort, wenn jeder Mensch Sozialarbeiter werden würde, hatte er mal gesagt.
Er blickte auf die Uhr über der Küchentür. “Ich muss zur Vorlesung.” Er rutschte über die Bank. “Wie wäre es, wenn wir uns um halb sieben am Varsity Theater treffen?”
“Okay.” Sie versuchte, lässig zu klingen. “Bis später.”
Er stapelte seine Bücher und Papiere übereinander und eilte zur Tür. Sie sah auf den Tisch. Zum ersten Mal hatte er wohl das Trinkgeld vergessen. Doch als sie seinen leeren Teller abräumte, entdeckte CeeCee darunter zwei Zehndollarscheine.
3. KAPITEL
W ahrscheinlich möchtest du jetzt aufs College gehen, CeeCee. Du wirst ein Stipendium brauchen, also hoffe ich, dass du eine gute Schülerin warst. Es tut mir leid, dass ich nicht besser für dich sorgen konnte. Das College
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