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Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Titel: Das geheime Leben der CeeCee Wilkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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ist so wichtig. Bitte kämpfe dafür, ja? Ich wollte immer studieren, selbst wenn ich erst mit fünfzig den Abschluss gemacht hätte, doch nun werde ich die Chance nicht mehr bekommen. Wenn du mir jetzt in deinem Alter auch nur ein bisschen ähnlich bist, dann wirst du dich allerdings mehr für Jungs als für die Schule interessieren. Das ist schon okay. Du musst nicht sofort studieren. Vergiss jedoch nicht, dass die Männer am College VIEL interessanter sind als alle Jungs, die du an der Highschool kennengelernt hast.
    Falls du aber doch nicht das College besuchst, dann denk dran, dass du von jedem Menschen, den du triffst, viel lernen kannst. Jeder einzelne Mensch, der in dein Leben tritt, vom Doktor bis zum Müllmann, kann dir etwas beibringen, wenn du es zulässt.
    “Es regnet.” Tim streckte mit geöffneter Hand einen Arm in die Höhe, als sie das Kino verließen.
    CeeCee spürte kühlen, feinen Sprühregen auf ihrem Gesicht. “Ich mag es”, sagte sie, versteckte aber gleichzeitig ihre Lockenpracht unter einem schwarzen Schlapphut. Sie mochte Regen, ihr Haar hingegen nicht.
    “Jetzt siehst du aus wie Annie Hall.” Tim grinste sie an, während sie sich ihren Weg durch die Studenten, die ebenfalls im Kino gewesen waren, zum Restaurant zwei Straßenblöcke weiter bahnten.
Annie Hall
war der Titel des Films, den sie gerade gesehen hatten. Der perfekte Film für eine erste Verabredung. “Du bist allerdings nicht so albern wie sie.”
    “Aber sie war auf niedliche Art albern.”
    “Ja”, sagte er. “Und du bist auf niedliche Art ernst.”
    “Oh nein!” Der Gedanke war ernüchternd. “Ich will nicht ernst sein. Sondern witzig und …” Was war die treffende Bezeichnung? Sie reckte die Arme zum Himmel und drehte sich einmal um sich selbst. “
Durchgeknallt.”
    “Durchgeknallt?” Lachend packte er ihren Arm, um zu verhindern, dass sie die anderen Studenten anrempelte. “Mir gefällt es, dass du ernst bist.” Er ließ sie viel zu schnell wieder los. “Du nimmst nichts als selbstverständlich.”
    Er hatte recht, doch woher wusste er so viel über sie? “Du kennst mich doch noch gar nicht richtig.”
    “Ich bin ein guter Beobachter”, sagte Tim. “Einfühlsam.”
    “Und bescheiden.”
    “Das auch.” Er blieb kurz stehen, um sich eine Zigarette anzuzünden. “Wie kommt es eigentlich, dass du wie ein Yankee sprichst?”, fragte er, als sie weiterliefen.
    “Tue ich das immer noch? Ich dachte, dass ich inzwischen wie eine Südstaatlerin klinge. Bis ich elf war, habe ich in New Jersey gelebt.”
    “Und was hat dich hierher verschlagen?”
    Diese Frage wollte sie jetzt nicht beantworten – noch nicht. Er fand sie ja sowieso schon so ernst.
    “Familienkram”, antwortete sie deshalb achselzuckend.
    Er drängte sie nicht, doch das folgende Schweigen war CeeCee unbehaglich. Aus den Augenwinkeln warf sie ihm einen Blick zu. Jetzt wirkte er älter als am Morgen, wie ein richtiger Erwachsener. Sie fragte sich, ob ihm der Altersunterschied an diesem Abend besonders auffiel, vor allem als sie sich wie eine Zehnjährige auf dem Gehweg gedreht hatte. Vielleicht ärgerte er sich bereits darüber, sie eingeladen zu haben. Er sah auch anders aus als sonst. Besser, wenn das überhaupt ging. Ihr war nie aufgefallen, wie groß er war. Im Kino war sie sich seiner langen, muskulösen Beine fast schmerzhaft bewusst gewesen, die sie berührten, sobald er sich in seinem Sitz bewegte. Halt meine Hand, hatte sie immer wieder gedacht. Leg einen Arm um mich. Zu ihrem Leidwesen hatte er nichts davon getan.
    “Für einen Mann ist es ungewöhnlich, Sozialarbeit im Hauptfach zu studieren, oder nicht?”, unterbrach sie das Schweigen.
    “Du würdest dich wundern.” Er blies eine Rauchwolke aus. “In meinem Jahrgang gibt es einige. Eigentlich interessiere ich mich aber mehr für die theoretischen Aspekte der Sozialarbeit als für die praktischen. Ich möchte in der Lage sein, die Politik zu beeinflussen.”
    “Auf welche Weise denn zum Beispiel?” Sie erblickte ihr Spiegelbild in einem Schaufenster, an dem sie vorbeiliefen. Sie sah aus wie ein Zwerg mit Schlapphut.
    “Dass benachteiligte Menschen besser gehört werden”, entgegnete er. “Wie dieses Paar, das du heute bedient hast. Die beiden sind alt. Er war ganz offensichtlich behindert. Und sie sind schwarz. Drei Dinge, die gegen sie sprechen. Wer setzt sich für solche Menschen ein? Wer kümmert sich darum, dass für sie gesorgt wird?”
    Oh Gott. Er war so klug

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