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Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Titel: Das geheime Leben der CeeCee Wilkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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und gebildet und gab sich an diesem Abend mit einem zehnjährigen Zwerg ab.
    “Das hast du also vor?”, fragte sie. “Dich für solche Leute einzusetzen?”
    Eine Gruppe junger, adrett gekleideter Leute überholte sie und Tim nickte einem der Männer zu. “Ja. Ganz besonders interessiere ich mich für Haftbedingungen in Gefängnissen.”
    “Wieso?”
    “Ich finde, dass wir bessere Gefängnisse brauchen. Damit meine ich nicht, dass die Inhaftierten im Luxus leben sollten. Davon spreche ich nicht. Aber wir sollten sie in die Gesellschaft wiedereingliedern und nicht einfach einkerkern. Und ich halte die Todesstrafe für falsch, sie sollte verfassungswidrig sein.”
    “Ich dachte, sie
ist
verfassungswidrig.”
    “Für ganz kurze Zeit war sie das. Aber im vergangenen Juni wurde sie in North Carolina wieder eingeführt.”
    So furchtbar fand sie das nicht. “Nun, wenn jemand zum Beispiel ein kleines Kind ermordet, dann sollte er – oder sie – in gleichem Maße dafür bezahlen.”
    Er starrte vor sich hin. Sie konnte nicht erkennen, ob ihm ihre Antwort gefiel oder nicht, aber sie wollte ihre eigenen Prinzipien nicht verraten, nur um ihm zu gefallen. Als er sich ihr zuwandte, lag ein Ausdruck auf seinem Gesicht, den sie noch nicht kannte. War er verärgert? Oder enttäuscht?
    “Auge um Auge, hm?”
    “Warum nicht?”
    “Nun, wo soll ich anfangen?” Tim warf die Zigarettenkippe auf den Gehweg, trat sie aus und vergrub dann die Hände in den Taschen seiner blauen Windjacke. “Ich glaube, dass einige der Leute, die hingerichtet werden, unschuldig sind. Vielleicht hatten sie einfach keinen guten Verteidiger, womöglich weil sie ihn sich nicht leisten konnten. Und selbst wenn sie schuldig sind: Ich finde es falsch, über ein Leben zu entscheiden. Selbst über das eines Menschen, der einen anderen ermordet hat. Gleiches mit Gleichem zu vergelten macht es nicht besser.”
    “Dann bist du bestimmt auch gegen Abtreibung?” Ronnie hatte vor zwei Monaten im August abgetrieben. CeeCee hatte sie in die Klinik begleitet und die ganze Zeit geweint. Sie war nicht gegen Abtreibung, aber sie fand es einfach sehr traurig. Ronnie hatte für diesen Gefühlsausbruch dagegen gar nichts übrig.
    “Es war nur zehn Wochen alt, CeeCee”, sagte sie. “Außerdem wäre es ein Wassermann geworden. Du weißt, dass ich mit Wassermännern nicht zurechtkomme.”
    “Manchmal ist Abtreibung ein notwendiges Übel.” Tim blickte sie an. “Wieso, hattest du schon eine?”
    “Ich? Ich hatte ja noch nicht mal Sex.” Sie krümmte sich innerlich. Warum hatte sie das gesagt? Wie idiotisch. Aber Tim lachte nur und nahm ihre Hand.
    “Du bist wirklich cool”, rief er. “Sagst einfach, wie es ist.”
    Das Restaurant, vollgestopft mit Studenten, schien von lautem Geplapper zu vibrieren. Sie drängten sich durch die Menge, wobei Tim immer wieder stehen blieb, um Freunde zu begrüßen. Fast an jedem Tisch kannte er jemanden. Seine Freunde waren alle bedeutend älter als CeeCee, die sie kaum zu bemerken schienen. Die Mädchen lächelten ihr zu, aber sie spürte, dass ihre Freundlichkeit nicht ganz echt war, und hoffte, dass Neid dafür der Grund war und nicht Verachtung.
    “Ich liebe diese Atmosphäre”, sagte sie, nachdem sie sich gesetzt hatten. Das war die Welt, in der sie sich bewegen wollte. “All die Studenten. Ich kann geradezu …”, sie atmete tief den Geruch von Zigaretten und Pommes frites ein, “… die Textbücher in der Luft riechen.”
    “Ich nehme alles zurück. Du bist doch albern.”
    Sie zog den Hut ab und bemerkte erfreut sein Lächeln, als ihr Haar sich über ihre Schultern ergoss.
    “Du hast es verdient, eines Tages selbst so eine Studentin zu sein.”
    “Das werde ich auch irgendwann.”
    “Geht es nur um Geld? Ich meine, waren deine Noten gut genug?”
    Sie nickte. “Es hat nur
so
viel für ein Stipendium gefehlt.” Sie hielt ihren Daumen und ihren Zeigefinger einen Zentimeter auseinander.
    “Das tut mir leid.” Er runzelte leicht die Stirn. “Das ist nicht fair.”
    “Nein, schon gut. Wirklich.” Sie schaute in die Speisekarte, sein Mitleid war ihr unangenehm.
    “Wann wirst du genug Geld zusammenhaben, um zu studieren?”, fragte er.
    “Ich schätze, in einem Jahr, wenn Ronnie bei mir wohnen bleibt und wir die Ausgaben teilen können. Wir haben ein Zimmer zusammen. Ich weiß, dass sie lieber eine Wohnung hätte, aber sie muss ja auch nicht so sparen wie ich. Ich brauche einen besseren Job. In ein paar

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