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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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angetan, aber ich ging nur zögernd zu seinem Büro. Wlassics hat etwas an sich, das einem das Gefühl gibt, es wäre klüger, ihn so wenig wie möglich in private Angelegenheiten einzuweihen. Er hat die unangenehme Angewohnheit, schnell zu blinzeln, wenn er sich auf vertrauliche Mitteilungen gefaßt macht; zugleich lächelt er dann mit einem nachsichtigen, abwesenden Blick, als hörte er gar nicht richtig zu. Daß er seine Nase in anderer Leute Belange steckt, finde ich dabei noch weniger abstoßend als sein offensichtliches Vergnügen daran.
    »Und wie viele werden dem Haushalt angehören, Herr Graf?« fragte er und fügte schnell hinzu: »Ich frage nur, damit ich weiß, wieviel Hilfe Sie benötigen.«
    »Ich bin sicher, ein Dienstmädchen wird meinen Bedürfnissen schon gerecht werden«, sagte ich kühl.
    »Ja, natürlich. Aber werden Sie sie den ganzen Tag über brauchen? Oder nur morgens? Oder sollte sie am Nachmittag kommen ?«
    Ich hatte keine Ahnung. Um diese Einzelheiten des täglichen Lebens hatte sich immer Elisabeth gekümmert. Zu Beginn unserer Ehe hatte sie versucht, mit mir einige häusliche Dinge zu besprechen, aber als sie sah, wie ungeduldig ich darauf reagierte, hatte sie mich nie wieder damit belästigt.
    »Darf ich einen Vorschlag machen, Herr Graf?«
    »Natürlich«, stimmte ich widerwillig zu.
    »Eine Person, die im Haus wohnt, wäre in Ihrem Fall wohl das Richtige.
    Denn Sie können ja nie genau im voraus wissen, wann Sie deren Dienste benötigen, nicht wahr?«
    »Mag sein«, räumte ich ein. »Kennen Sie jemanden, der verläßlich ist? Es ist so ermüdend, Referenzen durchzugehen. Wenn sich das vermeiden ließe...«
    »Ich glaube, da kann ich Ihnen behilflich sein. Lassen Sie mich mal nachdenken.« Mit dem gleichen nachsichtigen Lächeln starrte Wlassics in die andere Ecke seines Büros, ein Dichter, der sich mit seiner Muse berät. »Ich hab'

    genau das Richtige für Sie!« verkündete er plötzlich. »Sie heißt Luzi und ist die Diskretion in Person – darauf können Sie sich verlassen.«
    Natürlich möchte man nicht, daß die Haushaltshilfe Klatsch verbreitet, selbst wenn man ein Etablissement von äußerster Schicklichkeit unterhält, daher sehe ich nicht ein, warum der Mann so auf dem Thema herumreiten mußte.
    Wir hatten in einem Café gefrühstückt, und ich hatte versprochen, Estelle zum Mittagessen auf die Sankt-Marguerite-Insel in der Donau auszuführen. Dort gibt es eine Quelle, deren übelschmeckendes Schwefelwasser noch ein wenig von der Wärme seiner vulkanischen Herkunft beibehält. Da irgendeine entfernte Behörde einmal beschieden hat, daß sie heilende Eigenschaften besitzt, versammeln sich dort Invaliden und Neurastheniker, um das trübe Gebräu zu schlucken und über ihre Symptome zu fachsimpeln. Zum Glück erlaubt es ihnen ihr zimperlicher Magen nicht, das Restaurant zu besuchen, das ein weitaus vergnüglicherer Ort ist.
    Wir kamen gerade rechtzeitig an, um auf das Fährschiff zu gehen, das die Passagiere zur Insel bringt. Es heißt der »Schwan« und ist ein schmucker weißer Dampfer, wie sein Name schon andeutet, bis auf den großen schwarzen Schornstein. Estelle war sehr aufgeregt, sie kicherte und klammerte sich bei jedem kleinen Schwanken der Laufplanke an mich. Heute war der erste heiße Tag in diesem Sommer, mit kaum einer Wolke am klaren blauen Himmel, und wir waren froh über den schwachen Luftzug, der uns umfächelte, während das Boot in die Mitte des Flusses steuerte und flußabwärts fuhr. Ich drängte Estelle, nach vorn zum Bug zu kommen, damit nichts von dem Ruß, den der Schornstein ausspieh, auf sie fiel. Sie sah reizend aus in ihrem Kleid aus weißem Musselin mit Rüschen an den Schultern. Als ich ihre elegante Aufmachung lobte, erzählte sie mir, daß sie das Kleid selbst genäht hatte. Solche Bemerkungen machen mir klar, wie wenig ich von ihr weiß. (Ich muß ihr helfen, ihren Schrank zu füllen, aber ich scheue mich, ihr Geld zu geben, weil die Geste zu kraß erscheinen könnte. Doch früher oder später muß ich ihr ein bißchen Bargeld aushändigen, denn sonst wird sie verhungern, wenn ich nicht hier bin. Dabei muß ich darauf achten, daß es nicht wie eine Bezahlung aussieht. Ich kaufe sie nicht.) Als ich mit ein paar Flaschen Selterswasser zurückkam, lehnte Estelle an der Reling, während der Berg von Buda mit seiner Festung und dem königlichen Palast vorbeiglitt. Es war etwas Liebliches und Mädchenhaftes an ihrer Erscheinung, das meine

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