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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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sucht.
    Anscheinend hält sie es nicht für damenhaft, diese Seite ihres Wesens zum Ausdruck zu bringen. Und doch fordert die Natur ihr Recht.
    Ich spüre, daß sie stolz ist auf ihre Liebreize und sie gern vorführt, doch eine solche Zurschaustellung würde den strikten Regeln der Sittsamkeit widersprechen, nach denen sie erzogen wurde, so daß sie stets einen Vorwand braucht, um sich mir nackt zu zeigen. An dem Tag meiner Abreise kehrte sie nach ihrem Bad in das Schlafzimmer zurück, wo ich noch im Bett lag; angeblich hatte sie ein Kleidungsstück auf dem Boden liegenlassen, und während sie sich vor mir bückte, ließ sie zu, daß sich das Handtuch löste und von ihrem Körper glitt. Sie richtete sich wie erschrocken auf, bedeckte mit Händen und Armen notdürftig ihre Blößen und warf mir ein scheues, scheinbar hilfesuchendes Lächeln zu, als erwarte sie von mir, ihrem Lehrer in Benimmfragen, eine Anleitung in dieser moralisch verzwickten Lage; denn um das Handtuch aufzuheben, müßte sie eine ihrer Hände von dem Körperteil wegnehmen, den sie keusch verbarg.
    »Nein!« befahl ich und hob die Hand, um ihr zu bedeuten, daß sie sich nicht von der Stelle rühren sollte. Estelle erstarrte in ihrer Pose wie das Modell eines Malers. »Ich werde es für dich aufheben. Das ist das mindeste, was ein Gentleman tun kann.«
    Ich hatte sie noch nie zuvor völlig nackt dastehen sehen. Sie war schlank und rank, doch mit vollen fraulichen Kurven, denen die Wärme ihres Bades einen rosigen Schimmer verliehen hatte. Ihre Brüste wölbten sich über den Unterarm, den sie an den Körper gepreßt hielt. Ich stieg in aller Ruhe aus dem Bett. Meine Absicht war wohl ziemlich offenkundig. Estelle kicherte erwartungsvoll.
    Ich ließ mich auf ein Knie nieder, um das Handtuch aufzuheben, und sog den feuchten Duft des französischen Badeöls ein, das ich am Tag zuvor für sie gekauft hatte. Es glitzerte auf der Haut ihrer Schenkel und hob jede feine Pore und jedes winzige goldene Haar hervor. Ich ließ das Handtuch fallen, umfaßte ihre Hüften und versenkte meine Lippen in der weichen Spalte, wo sich Schenkel und Gesäß vereinen. Ich schloß die Augen und überließ mich der Verehrung des lebendigen Fleisches. Ich atmete den Duft des Parfüms ein, ihren eigenen herben Geruch. Meine Arme umfingen sie, meine Lippen glitten über ihre Satinhaut. Es war eine Art Anbetung, eine Apotheose der Sinne, eine Ekstase, tiefer und düsterer als bloße Begierde.
    Vielleicht spürte Estelle das. Ich fühlte, wie sich ihr Körper in meinen Armen umwandte, so daß sie über die Schulter zu mir hinabsehen konnte, und ich erwachte aus meiner Trance. Ich wollte nicht, daß sie den Ausdruck auf meinem Gesicht sah. Als ich sie wieder küßte, erschauerte sie und stieß ein Keuchen aus, das sie mit einem schnellen Auflachen überspielte.
    »Du kitzelst mich mit deinem Schnurrbart«, protestierte sie ohne Überzeugung. In ihrer Stimme schwang ein Anflug von Unbehagen mit über die ungewohnte Position eines Mannes, der zu ihren Füßen kniete. Wir waren über jede Etikette oder Schicklichkeit hinaus, jenseits aller Gesellschaftsschranken.
    Es gab keine Vorschriften mehr, keine schützenden Anstandsregeln.
    Aber sie verwehrte es mir nicht, als ich mit Lippen, die vom französischen Badeöl geschmeidig waren, ihren Kurven und Höhlungen folgte. Meine Augen waren geschlossen. Ich war ein Kartograph, der bei Nacht auf dem Ozean ihres Körpers dahintrieb und sich ihre rosigen, parfümierten Konturen für alle Zeit einprägte.
    Der Orgasmus bedeutet Erlösung, wird aber immer weniger zum Selbstzweck.
    Ich verliere mich nicht mehr im Lustempfinden, statt dessen fühle ich mich auf merkwürdig objektive Art konzentriert, aufs äußerste gesammelt. Estelle hingegen gibt sich geräuschvoll und theatralisch der Leidenschaft hin und erinnert sich hinterher so wenig an ihren Höhepunkt, daß sie mich in allen Einzelheiten nach ihrem Verhalten ausfragt, wenn wir dann, vorübergehend gesättigt, nebeneinanderliegen und zur Stuckdecke hinaufstarren. Sie ist zunehmend von Orgasmen besessen und verlangt sie nun schon mehrmals täglich. Gegenwärtig glaubt sie, es gäbe nur einen Schlüssel, der in ihr Schloß paßt, und daß ich derjenige sei, der ihn besitzt. Folglich wollte sie mich nicht gehen lassen, bis ich sie noch ein weiteres Mal befriedigt hatte, was darauf hinauslief, daß ich dem Taxifahrer ein reichliches Trinkgeld versprechen mußte, damit er mich in aller Eile zum

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