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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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seiner doktrinären, schulmeisterlichen Art gereizt. »Nun, als Wissenschaftler täten wir gut daran, zu bedenken...«
    »Ich habe mir erlaubt, die Fußabdrücke der Toten mit den Abdrücken hier zu vergleichen.« Er deutete kurz in eine Ecke der Lichtung, wo einer von Estelles Winterstiefeln geknickt auf der Seite lag. Der triste Anblick jener weichen Lederhülle, die einstmals Estelles hübschen Fuß umschlossen hatte, zog mir das Herz zusammen, und ich mußte mich abwenden, damit er nicht die Tränen sah, die mir in die Augen traten.
    »Sehen Sie, Graf, dies ist eine Wissenschaft für sich. Wußten Sie, daß es Detektive gibt, die ganze Bücher über Fußabdrücke verfaßt haben?«
    »Das ist mir neu.« Besorgt sah ich mich nach weiteren Fußspuren um, die den Verdacht womöglich auf mich lenken könnten. »Sollten wir nicht noch nach anderen Abdrücken Ausschau halten?« fragte ich, in der Hoffnung, daß er mir die Gelegenheit geben würde, alle restlichen Indizien zu tilgen.
    Er nickte, und ich sah ihn zum erstenmal lächeln, ein verschämtes kleines Grinsen, als sei jeglicher Ausdruck von Heiterkeit hier fehl am Platz. »Als Sie eintrafen, war ich gerade im Begriff, eine gründliche Spurensuche vorzunehmen.«

    »Haben wir schon irgendeinen Hinweis darauf, aus welcher Richtung der Mörder kam?« fragte ich, während ich die Lichtung abging, bis zu dem Winkel, wo ich Estelle in jenem letzten Augenblick umfangen hatte. Unwillkürlich schrak ich bei der Erinnerung zusammen, und eine abergläubische Furcht überkam mich; ich spürte, wie sich mir das Haar im Nacken sträubte. Zugleich aber sah ich zu meiner Beruhigung, daß der Boden hier fest war und daß die Stelle, wo ich Estelle umgebracht hatte, keinerlei Abdrücke zeigte.
    »Es wäre unsinnig, zu diesem Zeitpunkt schon irgendwelche Vermutungen anzustellen«, sagte Kraus.
    »Sie meinen, daß Sie noch keine Hypothese darüber haben, wie der Mörder das Mädchen getötet hat?«
    »Dazu ist es noch zu früh.«
    »Oder wie er geflüchtet ist?«
    »Er?«
    »Ich nehme an, daß es ein Mann war. Das scheint mir doch offenkundig.«
    »Wieso?«
    Ich wollte schon auf Estelles Wunde zu sprechen kommen, hielt mich aber gerade noch rechtzeitig zurück. »Deshalb.« Ich deutete auf das Blut, das am Boden verspritzt war. »Ich gehe doch recht in der Annahme, daß das Opfer erstochen wurde?«
    »Jawohl.«
    »Nach den Blutspuren zu urteilen, hat man ihr wohl die Kehle durchgeschnitten?«
    »Richtig. Aber warum sollte der Mörder ein Mann sein?«
    »Er hätte die Kraft haben müssen, das Mädchen festzuhalten, während er ihr das Messer an die Kehle setzte.«
    »Vorausgesetzt, er hat sie von hinten angefallen, was noch nicht erwiesen ist.«
    »Darum glaube ich, daß die Fußabdrücke eher nebensächlich sind. Meiner Ansicht nach sollten Sie nach einem Mann fahnden. Einem kräftigen Mann.«
    »Aber ist Ihnen auch aufgefallen, Graf, wie die Kante dieses Fußabdrucks hier mit der Blutspur überlappt? Da muß irgendwer unmittelbar nach der Tat entlanggegangen sein.«
    Ich bückte mich, wagte kaum, meinen Augen zu trauen. Tatsächlich, der kleine Mann hatte recht. Ein Fuß war in das Blut getreten, und zwar noch ehe es eingetrocknet war. Hatte es demnach einen Zeugen gegeben? Wenn es einen gab, würden wir ihm gemeinsam nachstellen, mit Kraus in der Rolle des Spürhunds. Der Inspektor nahm mein Interesse mit Wohlwollen zur Kenntnis, als wäre ich einer seiner Musterschüler. »Sehr gut, Graf«, lobte er und rieb sich nervös die Hände. »Könnten Sie sich nun eventuell noch dazu bereit finden, einen Blick auf den Leichnam zu werfen?«
    An diese Möglichkeit hatte ich nicht gedacht; ich war sprachlos vor Schreck bei dem Gedanken, Estelle noch einmal zu sehen. Ich wollte sie so in Erinnerung behalten, wie sie im letzten Augenblick ihres Lebens gewesen war.

    Aber wenn ich doch Abbuße leisten wollte, bot sich hier nicht die Gelegenheit, damit zu beginnen?
    »Oder ist das zuviel verlangt?« fragte Kraus auf mein Zögern hin.
    »Nein, nein, überhaupt nicht. Aber was ist mit Dr. Czernin? Er ist der Arzt hier in der Stadt. Er würde Ihnen sicher von größerem Nutzen sein.«
    Inspektor Kraus schwieg diskret, neigte nur zweifelnd den Kopf zur Seite, woraus ich schloß, daß er bereits über Czernins Fähigkeiten im Bilde war. Wie schnell er sich mit unserer Stadt vertraut gemacht hat!
    »Aber Sie sind ein Mann der modernen Wissenschaft, Graf. Sie haben in Paris studiert. Trotzdem, ich

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