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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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bin so aus der Übung...«
    »Ach, das kommt schon wieder«, sagte Gregor. Er war sehr blaß geworden.
    »Die Fähigkeit, sich um andere zu kümmern. Du bist nur eine Weile vom Weg abgekommen.«
    »Aber du kannst ihn wiederfinden«, bekräftigte Elisabeth. »Ich weiß, daß du es schaffen kannst. Mit Gottes Hilfe.«

    I4

    15. OKTOBER 1887

    r. Czernin ist ein Mann mit strengem Gesicht und kurzgeschorenen D Haaren. Er hat zwanzig Jahre lang in Onkel Kálmáns altem Regiment gedient, was erklärt, weshalb er in unserer Stadt praktiziert. Nicht, daß ihm jedes ärztliche Talent abginge, aber ihm fehlte die notwendige Zartheit, die kranke und verängstigte Menschen brauchen – das heißt, Zivilisten, denn ich nehme an, daß er bestens geeignet war, verletzte Kavalleriesoldaten zu behandeln. Aber jeder Handwerker muß ein Gefühl für die spezielle Belastbar-keit seines Rohmaterials haben: der Zimmermann für Holz, der Töpfer für Ton, der Doktor für Fleisch und Blut. Dr. Czernin drückt mit dicken stumpfen Fingern auf einem schmerzenden Bauch herum und erschreckt den Patienten mehr durch seine Grobheit als durch die Pein, die er ihm verursacht. Trotz alledem ist der Doktor ein zäher, gewissenhafter Mann, der viele Male zu Fuß losgestampft ist, um einen Patienten zu besuchen, wenn der Schnee für die Pferde zu tief war. In der Stadt betrachtet man ihn allgemein als »unseren Herrn Doktor«, und die Vertrautheit verzeiht so manches.
    Czernins Haus liegt in einem heruntergekommenen Teil der Stadt in einer Art Niemandsland zwischen dem sächsischen und dem walachischen Bezirk. Als ich sah, wie bescheiden er wohnte, dachte ich, daß ich mich vielleicht im voraus hätte anmelden sollen, denn ich fürchtete, mein Besuch könnte ihm peinlich sein. Eine Krankheit ist immer etwas sehr Intimes und für einen stolzen Mann wie Czernin eigentlich demütigend. Seine verdutzte Haushälterin führte mich geradewegs in sein Schlafzimmer, ohne zuvor seine Erlaubnis eingeholt zu haben.
    Die Vorhänge waren fest zugezogen, und im Kamin brannte ein Feuer, so daß es in dem Zimmer heiß und stickig war. Eine einzelne Kerze brannte auf einem Nachttisch.
    »Nein, Mari, nein! Nicht heute abend!« rief er, als er meinen Schattenriß in dem trüben Licht sah, und er versuchte hektisch, sich aufzusetzen.
    »Die Zustände kommen und gehen, je nachdem, wie die Krankheit ihn packt«, flüsterte die Haushälterin mir von der Tür aus zu. Ich hatte das Gefühl, daß sie sich davor fürchtete, das Zimmer zu betreten.
    »Wie lange ist er denn schon unwohl?« fragte ich mit leiser Stimme, aber der Doktor mischte sich ein.

    »Ich sehe Sie! Ich sehe Sie dort. Kommen Sie näher, damit ich Sie im Licht sehen kann. Hören Sie auf zu flüstern. Kommen Sie her, und sagen Sie, was Sie zu sagen haben!«
    »Seit drei Tagen, Herr Graf«, murmelte die Haushälterin. Sie schien es eilig zu haben, das Zimmer zu verlassen, also schickte ich sie hinaus.
    »Wer, zum Teufel, sind Sie?« fragte Czernin in herrischem Ton.
    »Erkennen Sie mich denn nicht, Dr. Czernin?« fragte ich. »Sicherlich wissen Sie doch, wer ich bin?«
    Ich schickte mich an, mich seinem Bett zu nähern, doch er riß in panischem Schrecken den Arm hoch.
    »Nein, nein, ich bitte Sie!« rief er.
    »Ich will Ihnen doch nichts tun«, sagte ich beschwichtigend. »Ich bin nur gekommen, um Sie zu untersuchen.«
    »Sie sind gekommen, um mich in die Hölle mitzunehmen, Sie Satan!«
    »Soweit ist es noch nicht«, entgegnete ich.
    Darüber brütete er einige Augenblicke lang nach, während er mich mißtrauisch musterte. Dann ließ er sich schließlich ergeben in die Kissen zurücksinken. Ich trat näher zu ihm heran, so daß er mein Gesicht im Lichtschein deutlicher sehen konnte.
    »Ich kenne Sie«, sagte er mit normalerer Stimme, wenn auch ein wenig zweifelnd.
    »Aber natürlich kennen Sie mich.«
    Ich bot ihm meine Hand an, und er streckte die seine vorsichtig aus. Seine Hand zitterte in meiner, doch eher vom Fieber, dachte ich, als vor Furcht.
    »Herr Graf«, sagte Czernin schließlich, sehr zu meiner Erleichterung. »Sie erweisen mir eine große Ehre mit Ihrem Besuch.«
    »Das war das mindeste, was ich tun konnte. Es tut mir nur leid, daß Sie keinen kompetenteren Arzt haben, der sich um Sie kümmert.«
    »Sie haben also wieder zu praktizieren begonnen? Nun, es sind harte Zeiten.«
    »Ich glaube nicht, daß ich meinen Lebensunterhalt damit verdienen werde, da Sie mein einziger Patient sind.«
    »Sie

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