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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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ging ich zu ihr hinüber, reichte ihr eine Karte und fragte, ob sie mit mir tanzen wolle.
    Es war eine Art Walzer. Sie hängte sich unsicher an mich und sah mich nicht an. Ich versuchte, sie im Takt der Musik zu führen, aber sie wartete immer ab, daß ich mich zuerst bewegte, bevor sie den nächsten Schritt tat, so daß wir dauernd aus dem Takt kamen. Selbst in dieser dampfenden Höhle fühlten sich ihre Hände kalt an. Ihre Wangen waren gerötet, aber ansonsten war sie blaß und schmal, so daß ich mich fragte, ob sie sich im frühen Stadium der Schwindsucht befand. Sie tat mir leid, und das verlieh mir ein Gefühl von Sicherheit, daß ich ihr nichts antun würde.
    Zumindest konnte es ja nicht gefährlich sein, ein wenig zu plaudern. Ich war in der Stimmung, mich zu unterhalten, und manchmal eignet sich dazu ein Fremder am besten. Ich lud sie ein, sich zu mir zu setzen, und das Glas Champagner traf pflichtgemäß fast im selben Augenblick ein, als wir uns hinsetzten. Sie rührte es kaum an, obwohl es seitens der Geschäftsführung die Regel war, daß sie für jeweils drei Lieder ein Glas zu konsumieren hatte. Ihr Name war Rosa, sie kannte niemanden in Budapest, und sie kam aus einem Dorf, das dreißig Meilen von Szeged lag. Ich nehme an, daß sie vor einem brutalen Ehemann oder Vater davongelaufen war. Sie konnte nicht älter sein als zwanzig, aber sie sah aus, als hätte ihr das Leben bereits übel mitgespielt; sie legte eine fatalistische Mattigkeit an den Tag, als hätte man sie in die permanente Unterwürfigkeit geprügelt, so daß sie jetzt jedem gehorchte, der sich auch nur die geringste Autorität über sie anmaßte. Trotz alledem streifte hin und wieder eine flüchtige Schönheit über ihre abgezehrten Gesichtszüge, sobald ein wenig Leben in sie fuhr, und sie hätte ziemlich umwerfend sein können, wenn das Schicksal es besser mit ihr gemeint hätte. Sie war dankbar, daß ihr jemand Aufmerksamkeit zollte, und versuchte mir auf eine rührende, ungeschickte Art entgegenzukommen wie schon vorher beim Tanzen. Mein Herz flog ihr zu, diesem geborenen Opferlamm.
    Ich hatte das Gefühl, sie unter meine Fittiche nehmen zu müssen, und so schien es mir unbedenklich, die Annäherung noch weiter voranzutreiben. Sie war übermäßig erfreut, als ich sie ein wenig zögernd fragte, wie hoch ihr Preis für die Nacht sei. Voller Stolz nannte sie irgendeine unbedeutende Summe, mit hoch erhobenem Kopf, um anzudeuten, daß sie nicht mit sich handeln ließe.
    »Wohnst du hier in der Nähe?« fragte ich.
    »Nicht weit von hier, Herr. Im Elisabeth-Bezirk.«
    »Sollen wir gehen?«
    »Aber da können wir nicht hin«, sagte sie.
    »Warum denn nicht?«
    »Weil ich mit jemandem das Zimmer teile und das Bett nur von Mitternacht bis Mittag habe.« Sie sah mich merkwürdig an, als hätte sie noch gar nicht bedacht, daß ich fremd in der Stadt sein könnte und daher nicht wußte, wie die Menschen hier lebten.
    »Ach so, ja«, erwiderte ich etwas verwirrt. »Das geht dann natürlich nicht.«
    »Das Carlton-Hotel ist gleich um die Ecke«, schlug sie hoffnungsvoll vor. »Es ist auch sauber.«
    Sie hatte nur einen dünnen, abgetragenen Mantel, um die Kälte abzuhalten, ohne Kapuze. Wir hatten nicht weit zu gehen, aber der Wind kam bösartig um die Ecken gefegt, und ich legte den Arm um ihre Schulter und zog sie an mich.
    Mein Mitleid war wie eine Lähmung, von der ich wußte, daß sie vorübergehen würde.

    Das Carlton-Hotel war eine schäbige Absteige, und ich war froh, daß der Pförtner fast bis zur Besinnungslosigkeit betrunken war. So würde er sicher nicht in der Lage sein, sich am nächsten Morgen noch an mich zu erinnern. Ich unterschrieb das polizeiliche Anmeldeformular als »Herr Schmidt« aus Wien, obwohl er es gar nicht zur Kenntnis nahm. Zum doppelten des üblichen Preises bot er an, mir eine Flasche Brandy und zwei Gläser zu verkaufen; das schien ein beliebter Teil des Carlton-Service zu sein und einer der Nebenverdienste seines Gewerbes. Wir stiegen schon die Treppe hinauf, als ich kehrtmachte und zu ihm zurückging, um sein Angebot anzunehmen.
    Das Zimmer war ärmlich, aber sauber, wie Rosa versprochen hatte. Ich zündete das Gaslicht an, aber sie kam durch das Zimmer und drehte es herunter.
    Ohne jede Einleitung oder auch nur den Versuch, sich verschämt zu geben, begann sie sich auszuziehen. Ich hätte irgendeinen Anflug von Geheimnis vorgezogen, aber Rosa schien keinerlei Verführungskünste zu beherrschen. Ihre

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