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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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wegen mit dem Tod auf du und du sind.
    »Sie versuchen sich beizeiten abzusichern«, schmunzelte er. »Unsere Klienten würden es vorziehen, am Leben zu bleiben, aber im Zweifelsfall ist ihnen auch jede Einmischung recht, die ihnen den Weg ins Jenseits ebnet.«
    »Und so haben wir jetzt beide gerade Hochsaison.«
    »Ich glaube, du und ich sind die einzigen Menschen, die wissen, daß wir es mit einer Epidemie zu tun haben.«
    »Ich bin mir da noch nicht sicher.«
    »Ich schon. Ich sehe die Ergebnisse. Genauso wie die Totengräber. Die plappern es als erste aus.«
    »Ich will keine Panik aufkommen lassen.«
    »Wir müssen es den Leuten aber sagen, damit sie sich darauf einstellen können. Es gehen schon alle möglichen Gerüchte um. Am vergangenen Sonntag war die Kirche fast voll.«
    »Weihnachten naht. Da will doch jeder mit seiner Seele ins reine kommen, um die Feiertage mit ruhigem Gewissen zu begehen.«
    Gregor ließ mich für einen Augenblick meinen eigenen Gedanken nachhängen. »Du solltest auch kommen, László«, sagte er schließlich. Er war auf einmal sehr ernst. »Wir alle benötigen die Kraft, die uns nur Gott geben kann.«
    Ich zögerte verlegen. »Ich würde gern kommen«, sagte ich. Ich wollte es wirklich.
    »Keine Sünde ist zu groß, als daß Gott sie nicht vergeben könnte.«
    »Ich werde darüber nachdenken.«
    »Denk nicht darüber nach. Du grübelst schon zu viel. Das hilft dir nicht weiter. Du mußt Vertrauen haben.«
    »Dafür ist es zu spät.«
    »Nein, da sei Gott vor!« Ungestüm ergriff er mich bei den Schultern, als wollte er meine Seele packen und sie festhalten, damit sie mir nicht entrissen würde. Ich fühlte seine Arme fest um mich, als ränge er mit dem Teufel persönlich.
    »Beichte! Das ist der Weg zurück! Der einzige Weg.«
    »Nein, ich bin zu weit gegangen! Es ist meine Bürde. Ich muß einen Weg finden, sie zu tragen.«
    »Teile sie mit mir.«
    »Nein, das würde ich niemals tun.«
    »Du mußt.«

    »Ich kann nicht.«
    »Gott wird dich hören. Gott wird dir vergeben.«
    »Es geht mir nicht um Gott«, sagte ich. »Es geht mir um dich.«
    »Ich zähle nicht.« Er war wütend. »Ich bin nichts!«
    »Kannst du mir vergeben?«
    »Wenn du beichtest, ja. Wenn du wirklich bereust, natürlich.«
    »Ich meine dich, nicht den Priester; Gregor, mein liebster Freund, kannst du mir vergeben?«
    Aber da schreckte er zurück. Seine Augen, so viel wankelmütiger als das Herz, das sie vermeintlich widerspiegeln, wichen meinem Blick aus. Es war kaum mehr als ein Blinzeln, aber es genügte, um deutlich zu machen, was jeder von uns schon halb gewußt hatte. Allein Gott kann mir das, was ich getan habe, wirklich vergeben.

    19. DEZEMBER 1887

    Bevor ich an diesem Morgen mit meiner Runde begann, hielt ich bei der Polizeistation an, um Inspektor Kraus aufzusuchen. Er hat jetzt seinen Wohnsitz in die Stadt verlegt, so daß er mehr Zeit für den Fall aufwenden kann, aber ich höre von keinen neuen Entwicklungen. Ich fand ihn in dem kleinen Zimmer neben dem Flur, das er zu seinem Büro erkoren hat. Er saß an einem mit Papieren überhäuften Tisch, den Kopf in die Hand gestützt, während er sich mit einem Bericht abmühte. Er schien ziemlich entmutigt.
    »Ja?« fragte er mit müder Stimme.
    »Ich kam gerade vorbei...«
    »Graf!«
    »Und da dachte ich mir, ich schau mal bei Ihnen herein, um zu erfahren, wie die Ermittlungen vorangehen.«
    »Bitte tausendmal um Entschuldigung!«
    »Keine Ursache.«
    »Ich schreibe gerade meinen wöchentlichen Bericht für den Polizeichef.«
    »Schon irgendwelche Fortschritte in Sicht?«
    Er setzte zum Sprechen an, überlegte es sich dann aber anders und ließ sich in seinem Stuhl zurückfallen. Verdrießlich schüttelte er den Kopf: »Nein.«
    Das war rätselhaft. »Aber ich dachte, Sie hätten den Hauptverdächtigen schon gefaßt?«
    »Diesen Preisich? Er ist aus dem Rennen.«
    »Ein Alibi, nehme ich an.«
    »Nein. Besser als das. Er ist Linkshänder.«
    »Aber sicherlich...«
    »Ihr eigener Rückschluß, Graf. Die Wunde verlief von links nach rechts. Die Kehle wurde von hinten durchgeschnitten. Es kann keine andere Folgerung geben.«
    »Aber vielleicht hat er, weil sie nebeneinanderstanden, notgedrungen die rechte Hand benutzt. Man kann ja nie wissen, in der Hitze des Augenblicks...«

    »Nein, es ist unwiderlegbar«, sagte Kraus mürrisch. Vergangen war seine kecke Selbstsicherheit; seine eigene Methode schien sich gegen ihn zu richten.
    »Mörder benutzen immer ihre

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