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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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Empfindens, bis hin zu dem tollkühnsten Heroismus.
    Und so habe ich den Wahnsinn begangen, gestern spätabends, ein Geständnis an Inspektor Kraus zu schreiben. Wenigstens hatte ich noch die Geistesgegenwart, meine Handschrift zu verstellen. Ich malte jeden Buchstaben unbeholfen mit der linken Hand, und am Ende sah der Brief aus, als wäre er von einem Bauern geschrieben.
    Heute morgen begleitete mich Jakob im Einspänner in die Stadt. Er bewacht mich weit weniger aufmerksam als Brod, weil er weniger Groll gegen mich hegt. Folglich ließ er sich leicht von einem vorübergehenden Bekannten ablenken, und ich benutzte den Augenblick, um den Brief aus meinem Mantel zu holen und zu den anderen zu schmuggeln, die ich in den Kasten warf.
    Während der vergangenen Tage habe ich oft daran denken müssen, welcher enormen Entschlußkraft es bedarf, um sich mit einer Pistole in den Kopf zu schießen. Wie gelingt es dem Selbstmörder, den Abzug zu drücken? Durch eine gewaltige Ausschaltung seiner Phantasie, nehme ich an. Ich bin entsetzt über die Kühnheit, mit der ich mich selbst verraten habe. Und der Verräter in mir schämt sich, daß mein Selbstmordversuch so halbherzig ausgefallen ist. Und doch fühle ich mich erleichtert. Ich habe mich überantwortet. Ich bin nicht länger Herr meines Schicksals.

    3I. MÄRZ 1888, MORGENS

    Kraus ist aus Kolozsvar zurück und bittet um eine Unterredung. Ich hatte geglaubt, ich hätte eine etwas längere Atempause, hatte nicht erwartet, daß er so schnell reagieren würde. Aber natürlich würde er zurückgeeilt kommen, wenn er glaubte, daß er den Urheber eines Verbrechens zu fassen bekäme, das ihn so sehr aufgewühlt hat. Ich habe meine Angelegenheit in Ordnung gebracht.
    Elisabeth hat bereits bewiesen, daß sie das Gut allein verwalten kann. Was dieses Tagebuch betrifft, so kann ich mich nicht dazu überwinden, es zu vernichten, obwohl das zweifellos das Vernünftigste wäre. Ich habe einen Platz in der Bibliothek gefunden, wo es noch viele Jahre ungestört überdauern wird –
    bis das Schloß, wie ich vermute, ohne einen Grafen zurückbleibt und alles ausgeräumt und verkauft wird.

    NACHMITTAGS

    Brod begleitet mich zur Polizeiwache. Der Kerl ist unerträglich von sich eingenommen. Wie froh werde ich sein, wenn ich ihn endlich los bin, selbst wenn das bedeutet, ihn gegen einen Gefängniswärter austauschen zu müssen.
    Aber wenigstens wäre da kein persönliches Ressentiment mehr im Spiel.
    Inspektor Kraus gab sich sehr sachlich und kurz angebunden. Eine professionelle Kühle hatte die Kollegialität ersetzt, die er mir früher entgegenbrachte. Es entging nicht meiner Aufmerksamkeit, daß er, als er die Tür hinter mir zumachte, den Polizisten anwies, auf seinem Posten vor dem Zimmer zu bleiben. Er ist ziemlich blaß und scheint abgenommen zu haben. Ich hoffe, sie haben ihn wegen seiner mangelnden Fortschritte in dieser Ermittlung nicht zurückgestuft; mit der verwitweten Schwester, für die er sorgen muß, werden seine Finanzen auch so schon genug strapaziert.
    Kraus war sichtlich nervös und vermied es, mich direkt anzusehen. Er versteht sich nicht auf belangloses Geplauder, und wir quälten uns durch die üblichen Einleitungsfloskeln wie schlechte Schauspieler. Vielleicht hoffte er, daß ich, wenn er mich lange genug seiner schauderhaften Unterhaltung aussetzte, aus reiner Verzweiflung mit einem Geständnis herausplatzen würde, nur um das Thema zu wechseln.
    Statt dessen betrachtete ich das Geständnis als eine Art Herausforderung. Es war wie das Jagen mit einer einschüssigen Flinte: ein Handikap, das man sich auferlegt, um die Jagd gerechter zu gestalten. Wenn ich den Vertretern der Obrigkeit jede Gelegenheit biete, mich zu stoppen, und es gelingt ihnen trotzdem nicht, habe ich dann nicht meinen Part des Gesellschaftsvertrags erfüllt? Sosehr ich mich auch drehe und wende, spenden meine Lügen mir doch herzlich wenig Erleichterung.
    Während all dieses Vorgeplänkels lag der Brief deutlich sichtbar zwischen den anderen Papieren auf dem Schreibtisch, und wir beide vermieden es tunlichst, ihn anzusehen. Mehrmals krochen Kraus' Finger, die mit einem Bleistift spielten oder ein Stück roten Siegellack auf seinem Ende balancierten, unwillkürlich darauf zu und zogen sich wieder zurück. Schließlich gab er sich einen Ruck, und mit gespielter Nonchalance schob er den Brief in meine Richtung.
    »Was haben Sie dazu zu sagen?« fragte er. Ich muß ihm zugestehen, daß er in der Wahl

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