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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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Gedanken wie ich?«
    Er warf mir ein verständnisinniges Lächeln zu, duckte dann schnell den Kopf, um es zu verbergen, weil es unprofessionell gewirkt hätte. Er ist und bleibt ein Jagdhund, ewig anerkennungheischend, und kann sich ebensowenig von seinen rationalistischen Dogmen lösen wie ein Hund von seiner hündischen Natur.
    »Haben Sie Feinde, Graf?«
    Ich machte eine resignierende Handbewegung. »Genau das ist mir eben auch durch den Kopf gegangen.«
    »Daß jemand versuchen könnte, gegen Sie zu intrigieren?«
    »Ich fürchte ja.«
    Seine Miene nahm einen Ausdruck äußerster Konzentration an, und seine Äuglein flitzten hin und her, während er im Geiste diese neuen Möglichkeiten durchstöberte.
    »Gibt es irgend jemand Bestimmtes, der es auf Sie abgesehen haben könnte?«
    fragte er.
    Ich dachte über die Sache nach. Die Gelegenheit, mich aus der Schlinge zu ziehen, war günstiger denn je. »Nein«, erwiderte ich nach kurzem Zögern.
    Kraus' Spürnase zuckte witternd. »Eigentlich nicht«, sagte ich und schüttelte den Kopf, »mir fällt niemand ein.«

    2. APRIL 1888

    Ich bin weit aufgewühlter, als ich erwartet hatte. Heute sind sie angekommen.
    Sie sind hier, in meinem Heim.
    Elisabeth ließ gestern die Kalesche aus dem Wagenschuppen holen, und das Gefährt war eindeutig reparaturbedürftig.
    »So geht es aber wirklich nicht!« schimpfte sie und stampfte mit dem Fuß auf.
    Ich glaube fast, sie befürchtet, wir könnten uns vor diesen Städtern blamieren.
    »Wieso hast du den Wagen so herunterkommen lassen?« herrschte sie Jakob an.
    Der Arme war völlig aus der Fassung. Auf die Standpauke hin hieß er eine ganze Schar von Dienern fieberhaft die Messingbeschläge putzen und das Holzwerk polieren, und die Kalesche sah prächtig aus, wenn auch ein wenig altmodisch, als sie heute nachmittag in der Auffahrt bereitstand, um uns zum Bahnhof zu bringen, wo wir die Piks abholen sollten.
    Dieser Winter scheint sich dieses Jahr ewig hinzuziehen, trotz verlockender Frühlingsbrisen will und will der Schnee nicht schmelzen. Die Sonne schien strahlend, als wir zum Bahnhof fuhren, aber im Schatten des Bahnsteigs war es frostig, und wir gingen seine ganze Länge auf und ab, um uns warm zu halten.
    Der Bahnhofsvorsteher kam, um mir zu sagen, daß der Zug Verspätung habe.
    »Willst du nicht lieber im Wagen warten?« schlug ich Elisabeth vor. »Dann kannst du dich in eine der Decken hüllen, und wenn sie ankommen, schicke ich dir Brod, um dir Bescheid zu sagen.«
    Sie lächelte, immer dankbar, wenn ich Rücksichtnahme zeigte, und war schon im Begriff zu gehen, als uns beiden einfiel, daß ich, wenn ich Brod zu ihr schickte, allein und unbewacht sein würde. Machte das etwas aus für eine so kurze Zeitspanne? Elisabeth zögerte.
    »Ich bleibe bei dir«, sagte sie. Wir fühlten uns beide durch dieses Arrangement gedemütigt.
    Der Zug war nicht nur verspätet, obendrein war auch in den letzten zwei Stunden der Reise die Heizung ausgefallen. Lothar war in garstiger Laune und ließ sich vor der Dienerschaft zu einer Bemerkung über ungarische Schlamperei hinreißen. Nicole machte gute Miene zum bösen Spiel und begrüßte uns mit munterer Herzlichkeit, offenbar darin geübt, mit solchen Mißhelligkeiten umzugehen. Die Kälte hatte Farbe in ihre Wangen getrieben und ein Funkeln in ihre Augen, so daß sie jünger und nicht so abgespannt aussah. Von Anfang an bemühte sie sich sehr, ein guter Gast zu sein, brachte Elisabeth eine rührende Zuneigung entgegen, und bei der Fahrt zum Schloß zählte sie begeistert allerlei Einzelheiten auf, an die sie sich von ihrem letzten Besuch her noch erinnerte.
    Stephanie blieb spröde und in sich gekehrt, die Hände tief in ihrem Pelzmuff vergraben, das Gesicht fast gänzlich unter einer großen, karierten Haube versteckt. Auf dem Bahnsteig blieb sie ein wenig hinter uns zurück, um sich umzuschauen; wahrscheinlich hielt sie solche Neugier nicht für damenhaft, denn als Elisabeth sich umdrehte, um sie auf einen bunten Hahn in einem Weidenkäfig aufmerksam zu machen, nickte sie nur abweisend. Mich selbst ignorierte sie völlig nach einem flüchtigen Händedruck. Ich schäme mich, daß es mich so bekümmert.
    Nicoles nostalgische Reminiszenzen haben auch bei mir Erinnerungen geweckt. Ich höre Stephanie auf französisch nach ihrer Mutter rufen, und ihre Stimme klingt sosehr nach der jungen Nicole, die ich einst liebte, daß ich mich unversehens in die Zeit ihres damaligen Besuchs

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