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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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geben. Meine Hände fielen auf die Schultern der Frau, und meine Daumen fühlten die Vertiefung zwischen dem Schlüsselbein und dem Rand des Kapuzenmuskels. Schließlich strich mein Daumen an der linken Seite auf der halben Länge des Knochens über einen Knoten, hart wie eine Murmel. Ich erstarrte, als ich mit dieser ertasteten Manifestation des Todes in Berührung kam.
    Ducasse sah, daß ich ihn gefunden hatte, den kleinen Samen, so unschuldig hinter dem Schlüsselbein verborgen, abgetrennt von der bösartigen Blume, die tief in ihrem Körper erblüht war.
    »Ich dachte mir, es würde Sie interessieren, ein Zeichen zu sehen, dessen Bedeutung einer Ihrer Landsleute entdeckt hat«, sagte er.
    »Professor Virchow ist Deutscher«, korrigierte ich ihn. »Ich bin Ungar.«

    Der Unterschied interessierte Ducasse nicht weiter. Er zuckte nur die Achseln und fragte beharrlich weiter: »Sie wissen, mit welchem anderen Zustand Virchows Lymphknoten in Verbindung stehen?« fragte er.
    Die Frau blickte von einem zum anderen, zweifellos ehrfürchtig, aber auch entsetzt über das große Interesse, das diese Herren plötzlich an ihr zeigten. Sie erinnerte mich an einen kleinen, ins Zimmer geflogenen Vogel, der den Weg nicht mehr nach draußen findet und in Panik immer wieder gegen das Glas der Fensterscheiben fliegt.
    »Ich zögere, es auszusprechen.«
    »Wissen Sie es?«
    »Ja, ich weiß es.«
    »Dann sagen Sie es, wenn Sie es wissen. Sonst lassen Sie jemand anders die Frage beantworten.«
    »Magenkrebs.« Ich flüsterte fast, aber sie hörte es trotzdem, und ihre Hände fuhren entsetzt an ihren Mund. Die Schwester machte einen Schritt nach vorn, um sie zu trösten, und diese einfache freundliche Geste besänftigte sie so, daß sie zu schluchzen begann.
    Nachdem Dr. Ducasse den Schaden erst einmal angerichtet hatte, klopfte er der armen Frau vergeblich auf die Schulter. Ich riskierte einen schnellen Blick auf den Boden zu meinen Füßen, aber ich konnte den Zettel nirgends entdecken.
    Die anderen machten sich direkt von dem Schauplatz davon, während die Schreie der armen Frau immer lauter wurden.
    »Beruhigen Sie sich. Das ist doch kein Todesurteil«, log Ducasse ohne große Überzeugung und bewirkte bei der Patientin damit nur neue Klageschreie.
    Die Krankenschwestern stellten Sichtschirme auf, und bei der dabei entstehenden Unruhe konnte ich mich endlich auch von der Stelle bewegen und mich ganz offen nach dem Zettel umsehen. Aber ich fand ihn nicht.
    Dr. Ducasse forderte mich auf, mit ihm mitzukommen. »Überlassen wir das den Schwestern«, sagte er.
    Auf eine Weise, die, wie ich fürchtete, gefährlich leicht als gespielt zu erkennen sein würde, ließ ich aus meinem Notizbuch ein Blatt Papier auf den Boden fallen und bückte mich, um es aufzuheben. In dieser Stellung konnte ich mehrere Meter weit in alle Richtungen über den Boden sehen, aber es bestand gar kein Zweifel: Der Zettel mit der Nachricht war verschwunden. Nervös folgte ich Ducasse hinter die Sichtschirme, die die Schwestern aufgestellt hatten.
    »Haben Sie ihn gesehen?« fragte er mich.
    »Nein«, erwiderte ich konsterniert und überlegte, wie er von seinem Platz auf der anderen Seite des Bettes hatte sehen können, was ich tat.
    Er sah mich verschlagen an. »Seien Sie ehrlich«, drängte er. »Jemand hat Ihnen einen Tip gegeben, nicht wahr?«
    Es dauerte eine Weile, bis mir klar wurde, daß er von dem Lymphknoten sprach, nicht von dem Zettel. Ich konnte die emotionale Erleichterung, die mich durchflutete, kaum verbergen, und einem so scharfen Beobachter wie Ducasse konnte dies nicht entgangen sein. Ich hoffte nur, daß er es als Verlegenheit oder Bescheidenheit deutete. »Nein, ich bin nur ganz zufällig darauf gestoßen«, sagte ich. »Es war mehr oder weniger Glückssache.«
    »Vielleicht.« Dr. Ducasse drehte sich um und wollte schon gehen, dann sagte er mürrisch: »Aber außer Ihnen hat es niemand gefunden.«
    Warum hatte ich die Nachricht auf dem Zettel vor Ducasse versteckt, und warum war ich jetzt durch ihr Verschwinden so in Aufruhr versetzt, wenn ich nicht schon jetzt, was ihren Inhalt betraf, eine leise Ahnung, ein schuldhaftes Gefühl verspüren würde? Warum fürchtete ich, daß sie mich belasten würde, wenn jemand anderer sie fand? Warum jammerte ich so über ihren Verlust? Die Antwort ist, kurz gesagt, daß ich wußte – mir wünschte –, daß die Nachricht von Stacia war.
    Jemand hatte sie aufgehoben. Wie Ärzte nun einmal sind – mit ihrem

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