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Das geheime Leben des László Graf Dracula

Das geheime Leben des László Graf Dracula

Titel: Das geheime Leben des László Graf Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roderick Anscombe
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könnte. Diese Frauen hatten den ganzen Tag nichts zu tun und waren von einer notorischen Geschwätzigkeit und stets bereit für einen Flirt. Ich habe Gesprächsfetzen aufgefangen, von denen die Frau offenbar wollte, daß ich sie hörte, während ich die Treppe zur darüberliegenden Station hinaufstieg, von ihren Diskussionen über irgendein eingebildetes Interesse, das ihnen ein Arzt entgegengebracht hatte, oder von ihren bitteren Klagen über irgendeine geringfügige Bevorzugung, die einer anderen zuteil geworden war.

    Was ich vor zwei Nächten getan hatte, könnte jetzt allgemein bekannt sein.
    Daher straffte ich die Schultern und bereitete mich auf eine plötzliche Stille vor, während ich durch ihre Mitte ging, wartete mit angespannten Nerven auf ihr plötzliches Gekicher, während ich mich oben auf der Treppe umdrehte. Aber nichts dergleichen. Statt dessen begegnete ich ihrer einstudierten Gleichgültigkeit, während sie mit ihren Unterhaltungen fortfuhren.
    Mit einem Gefühl der Erleichterung hängte ich meine Jacke ins Schreibzimmer und nahm eine gestärkte weiße Schürze vom Haken. Mit gesenktem Kopf eilte ich auf die Krankenstation und hoffte, daß Dr. Ducasse mein Zuspätkommen gar nicht bemerken würde, aber als ich an ihm vorbeiging, schaute er von der Patientin, deren Arm er untersuchte, zu mir hoch und musterte mich kritisch.
    »Ich nehme an, es geht Ihnen wieder besser, Doktor.«
    »Danke, ja«, erwiderte ich. »Ein leichter Anfall von Bauchschmerzen. Nichts Ernstes.«
    Mit einem mißbilligenden Blick wandte er sich wieder ab, und ich hatte das Gefühl, daß er mich als Drückeberger mit privatem Einkommen abtat, der sich nur zu seinem Privatvergnügen mit der Medizin beschäftigt. Dabei liegt mir nichts ferner. Dr. Ducasse weiß nichts von meiner Begeisterung, hält sie vielleicht nur für eitle Neugier. Wieder einmal hat er mir die langweiligste Gruppe Patientinnen gegeben. Sie leiden an verschiedenen Lähmungs-erscheinungen, deren Dokumentation mir obliegt, wobei ich gleichzeitig feststellen soll, ob sie noch weitere Symptome entwickelt haben.
    Dann rief er mich noch einmal zu sich. »Die Dame mit der Arthropathie, von der Sie am Freitag berichtet haben?«
    »Ja?« Das war die große Kurtisane, die in ihrem Alter schwere Zeiten durchmachen mußte. Ich befürchtete schon, daß er bei ihr etwas Wichtiges gefunden hatte, das mir entgangen war.
    »Anscheinend hat sie noch weitere Symptome entwickelt. Würden Sie so gut sein und sie noch einmal untersuchen?«
    »Selbstverständlich.«
    Ich hatte erwartet, daß mir meine Arbeit am Salpêtrière neue Einsichten vermitteln würde, aber ich sehe mich jetzt bitter getäuscht. Ich hege nicht den Wunsch, ein Steinmetz der Wissenschaft zu sein, der einen Stein – also eine Tatsache – auf den anderen legt, Tag für Tag, langsam ein Bauwerk schaffend, dessen Fertigstellung er vielleicht niemals miterleben wird. Als ich Budapest verließ, schwebte mir eher die Rolle eines Architekten vor. Nun, das war ziemlich naiv, wenn nicht sogar eitel.
    Die Frau, die selbst im hohen Alter die Haltung einer Dame bewahrte, sah mir erwartungsvoll entgegen. Das Leben war nicht gerade freundlich mit ihr umgegangen, und doch hatte sie sich einen blassen Rest ihrer früheren Schönheit bewahrt. Ich glaubte ein paar Flecken Rouge auf ihren Wangen zu erkennen, und als ich mich über sie beugte, nahm ich deutlich den Duft eines Parfüms wahr. Das kam mir seltsam vor, obwohl ich mich wohl kaum beklagen würde, da jede Abwechslung von dem üblichen uringefärbten Miasma, das an diesen Frauen hing, eine willkommene Erleichterung darstellte.
    »Dr. Ducasse hat mich davon unterrichtet, daß Sie ihm von einem neuen Symptom erzählt haben«, begann ich.
    »Das habe ich«, erwiderte sie, und ich entdeckte in ihren Augen ein Glitzern unterdrückter Erregung. Sie sah die Schwester, die mich begleitet hatte, von der Seite an. »Es handelt sich um etwas sehr Persönliches. Wenn Sie verstehen, was ich meine«, sagte sie mit einfältigem Lächeln.
    Ich bedeutete der Schwester, die Faltwände zu bringen, die wenigstens eine kärgliche Privatsphäre in der barackenartigen Station herstellten.
    »Also dann«, sagte ich, als die Trennwände rund um ihr Bett aufgestellt waren.
    »Es ist etwas mit dem Herzen«, murmelte sie leise. »Ich fühle ein Flattern meines Herzens.«
    Die Schwester half ihr, das Leibchen ihres Kleides zu öffnen, während ich mich umdrehte, um mein Notizbuch zu Rate zu ziehen

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