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Das geheime Prinzip der Liebe

Das geheime Prinzip der Liebe

Titel: Das geheime Prinzip der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hélène Grémillon
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war nicht schwanger. Dr. Pasquin bedauerte es zutiefst: Ich litt lediglich an Amenorrhoe, einer Regelstörung ohne Bedeutung.
    Ohne Bedeutung? Wie konnte er nur so etwas sagen?
    Ich blieb die ganze Woche im Bett. Paul glaubte, meine Schwangerschaft mache mir zu schaffen, und war unendlich fürsorglich . Jeden Morgen las er mir die Glückwünsche vor, die viele Leute uns schickten . Als ich aufhörte zu essen, bat er besorgt Dr. Pasquin um einen Hausbesuch .
    Als die Tür hinter ihnen zuging, fühlte ich mich so erleichtert. Dr. Pasquin würde ihm alles erklären: Amenorrhoe ohne Bedeutung und so weiter . Aber als sich die Tür wieder öffnete, lächelte mich Paul voller Liebe und Mitgefühl an, zog meine Decke hoch und flüsterte, es sei nicht schlimm. Wenn ich einmal schwanger geworden sei, würde ich es wieder werden. Ich solle mir keine Sorgen machen, wir würden es schaffen.
    Ich begann zu weinen und sagte Paul, dass ich niemals schwanger werden könne, weil ich unfruchtbar sei. Er streichelte meine Stirn und sagte, ich solle mich beruhigen. Nach dem, was ich durchgemacht hätte, sei es normal, dass ich phantasierte.
    Dr. Pasquin hatte ihm gesagt, ich leide an einer Depression, wie sie viele Frauen nach einer Fehlgeburt durchmachten. Als er einmal die Wahrheit hätte sagen sollen, hat Pasquin mein Geheimnis gewahrt.
    Einige Tage vor Eintritt der erwarteten Regelblutung setzen Sie sechs kleine Blutegel auf die Vulva, je drei auf die Innenseite jeder kleinen Schamlippe. Sobald
die Blutegel abgefallen sind, verstopfen Sie die Bissstellen mit einem Kügelchen Blätterschwamm, um der Blutung entgegenzuwirken und sie zum Stillstand zu bringen. Schließlich geben Sie drei Tage lang zweimal täglich reizende Injektionen in die Scheide:
    Flüssiger Ammoniak
4 gr.
Gerstenabkochung, abgekühlt
250 gr.
    Es ist selten, dass sich der Monatsfluss unter dieser Behandlung nicht wieder einstellt.
    Viele Frauen, besonders junge Mädchen, scheuen sich vor dem Ansetzen von Blutegeln; sie können, ehe sie zu diesem letzten Mittel greifen, auch Sitzbäder von 30 Grad, Abreibungen am Scheidenausgang, Fußbäder mit Senf, trockene Schröpfköpfe auf die Innenseite der Oberschenkel, Abführmittel und reizende Waschungen versuchen; schließlich kann man auch heißen Wasserdampf auf die Scheide einwirken lassen und diesen Körperteil gespreizt vor ein offenes Feuer halten, um ihn zu erregen. Die verschiedenen Anwendungen können ausbleibende Regelblutungen wiederherstellen; andernfalls muss man auf die eingangs erwähnte Anwendung zurückkommen.
    Paul zerrupfte die Stängel der Pfeifenblume zwischen seinen Fingern. Er war leichenblass. Obwohl er den Kopf gesenkt hielt, sah ich, dass er rasch blinzelte, ein Zeichen von größter Anspannung. Ich hatte ihm soeben eine Wahrheit offenbart, die er sich niemals hätte vorstellen können, weil er nicht einmal einen Bruchteil der Elemente, aus denen sie bestand, auch nur ahnte.

    Schließlich schüttelte er den Kopf und starrte auf einen Punkt vor sich auf dem Boden, ehe er stockend zu sprechen begann. »Wenn ich dich bitten würde, mit einem anderen Mann zu schlafen, um ein Kind zu bekommen, würdest du zustimmen – habe ich das richtig verstanden? Findest du, ich gebe mir nicht genug Mühe? Also gut ... Wenn du glaubst, dass ich die Bezeichnung Ehemann nur verdiene, wenn ich mit diesem Mädchen schlafe, werde ich es tun. Aus Liebe zu dir, verstehst du? Nur aus Liebe zu dir. Aber bloß ein Mal, ein einziges Mal, danach musst du dir diesen Irrsinn aus dem Kopf schlagen, dann sprechen wir nie mehr darüber.«
    Wir Menschen sind seltsame Wesen. Kaum hatte Paul zugestimmt, schlug meine Entschlossenheit, ihn zu überzeugen, in Verzweiflung über sein Einverständnis um. Drei Minuten für ein Kind – plötzlich schien mir die Rechnung nicht mehr aufzugehen.
    Ich war von Natur aus nicht eifersüchtig, und niemand hätte voraussehen können, dass dieses Arrangement uns alle ins Verderben stürzen würde, weder mein Mann noch Annie. Nicht einmal ich, denn ich hatte noch nicht das Alter erreicht, in dem man die eigene Natur durchschaut .

    Ich frage mich heute immer noch, ob ich ihm diesen Vorschlag nicht eigentlich gemacht hatte, damit er ihn ablehnte. Nur um ein Gespräch zwischen uns anzustoßen. Weil er mich beruhigen und mir sagen sollte, dass er mich nicht verlassen, nicht verstoßen würde ... ich wäre nicht die erste Frau gewesen, die wegen Unfruchtbarkeit verlassen wurde.
    Aber vielleicht hätte

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