Das geheime Verlangen der Sophie M.
wegzieht …
Abgesehen von dem Zungenklammer-Debakel konnte ich Termine eigentlich immer gut einhalten. Als Journalist wird einem eingebläut, dass man eine Deadline nicht verpassen darf. Niemals. Ohne Wenn und Aber, ohne Vielleicht. Eine Deadline ist eine Deadline ist eine Deadline … So. Egal, unter welchem Druck man steht, egal, wie knapp es werden könnte – das Adrenalin kommt, und man sorgt dafür, dass man es schafft. Es gibt keine Staffelung. Entweder es klappt, oder es klappt nicht. Und wenn nicht, ist das Spiel vorbei, man hat den Zug verpasst, ob man nun einen Meter entfernt war oder eine ganze Meile.
Ich schaffe es immer, eine Titelgeschichte rechtzeitig zu beenden oder eine Eilmeldung auf unserer Website zu posten. Andere Termine aber scheinen selbst beim besten Willen nicht einzuhalten zu sein.
Ich weinte. In kleinen Bächen liefen mir die Tränen übers Gesicht auf meine nackten Brüste, die Tropfen konnten aber die Röte auf meinem Busen nicht lindern, die Erregung und Scham verriet. Ich sorgte mich fast schon, dass mir auch ein wenig Rotz aus der Nase lief, aber da meine Hände auf dem Rücken in Handschellen steckten, konnte ich ihn nicht einmal heimlich wegwischen, auch wenn er da war. Doch als James sich bewegte, waren mögliche Ähnlichkeiten zwischen mir und dem Horrorfilm Blair Witch Project meine geringste Sorge. Er griff brutal in mein Haar und zog mich hoch, damit ich ihm in die Augen sehen musste, damit ich seine Dominanz sah, die meine Unterwerfung spiegelte.
Es war erschreckend, quälend, und es half mir mitnichten, die versprengten Reste meines Gleichgewichts wiederzufinden.
Ich atmete stoßweise und mit leisen Schluchzern, die hinunterzuschlucken ich mich mühte. Ich biss mir auf die Lippe, starrte an seinem Ohr vorbei an irgendeinen Punkt und versuchte, mich zusammenzureißen, versuchte, die widerstreitenden Gefühle und Empfindungen zu verarbeiten, die mich durchfuhren. Schmerz, Angst, Erregung.
Beim Klang von James’ Stimme, der so nah war, dass sein Atem über mein Gesicht wehte, zuckte ich zusammen.
»Hast du verstanden?«
Ich wollte nicken, aber er hielt mein Haar so fest, dass es wehgetan hätte, stattdessen sagte ich mit trockenen, zitternden Lippen: »Ja, Sir.«
Damals fiel es mir bereits leicht, ihn Sir zu nennen, und manchmal ertappte ich mich dabei, dass ich ihn im Stillen immer so nannte. Manchmal musste ich auch »Meister« sagen, aber das nutzte sich ab. Heute Nacht hätte ich ihn »Großwesir Smörgåsbord vom Planeten Zarg« genannt, wenn es geholfen hätte. Aber das hätte es nicht. Wir hatten eine neue Ebene der Dominanz erreicht, die eine neue Ebene der Unterwerfung erforderte. Dass sich mein Saft sammelte, bewies, dass ich es genoss, die Herausforderung anzunehmen, aber ich war mehr denn je in der Defensive. Es verstörte mich mehr als die Zungenklammer und die intensiven Nächte, die wir seit meiner Rückkehr von der Geschäftsreise zwischen schönen Dingen, Kino- und Pub-Besuchen und gemeinsamem Kochen, verbracht hatten. Es war angsterregend, provokant, befreiend.
Seine Stimme war herzlich. »Gut. Wir haben zwar nicht gezählt, aber ich denke, ich habe dir bis jetzt zwanzig Schläge gegeben. Klingt das nachvollziehbar?«
Ich stimmte eifrig zu. Ich hatte keine Ahnung, wie oft er zugeschlagen hatte, fand aber, das war eine ausreichend große
Zahl. Ich wollte nicht noch mehr ertragen müssen. Ich glaube, er hatte mich noch nie so ausgiebig bestraft, bevor …
»Ich denke, es ist fair, wenn wir bis hundert zählen.«
Ich fing wieder an zu zittern, mehr als in jedem anderen Moment bislang. Verdammt, was hatte er immer nur mit der runden Zahl hundert?
Alles hatte mit einem eher verspielten Spanking begonnen. Ich musste mich ausziehen und auf den Stuhl mit der hohen Lehne setzen, musste die Beine auf dem kalten Sitz spreizen, damit er meine Knöchel rechts und links an die Stuhlbeine binden konnte und ich offen war für seinen Blick – und für seine Hand. Er hatte ein Glitzern in den Augen, als er die Handschellen herauszog, meine Hände hinter die Rückenlehne zog und sie zusammenband. Doch als er dann in die Küche ging und mit einem Holzlöffel und zwei Wäschenklammern wiederkam, schrillten meine Alarmglocken laut. Ich konnte aber nicht viel tun, außer mich ohne jede Wirkung auf dem Stuhl zu winden.
Er spielte erst mit meinen Brüsten, streichelte sie. Seine Berührung war besänftigend und gab mir vermeintliche Sicherheit. Er kniff
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