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Das geheime Verlangen der Sophie M.

Das geheime Verlangen der Sophie M.

Titel: Das geheime Verlangen der Sophie M. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Morgan
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mich, dass ich ihn unhöflich, arrogant und eindeutig zu sehr von sich selbst eingenommen fand. Mein Ärger hielt sich jedoch komischerweise dadurch in Grenzen, dass ich ihn attraktiv fand. Nach unserem Geplauder vor und nach dem Film und erstaunlich viel Gelächter hatte ich eine widerwillige Zuneigung zu ihm entwickelt, und als er vorschlug, noch auf einen Kaffee in das etwas protzige Kinocafé zu gehen, waren Ella und ich einverstanden  – zum Glück war er kein Axtmörder und wäre für eine Weile eine erträgliche Gesellschaft. Und danach  – wen interessierte das schon?

    Nach einiger Zeit merkte ich, dass es ausgerechnet mich interessierte. Er ließ sich unsere E-Mail-Adressen geben, bevor er ging, und wir drei begannen dann Chat-Sessions und Mails über Filme, über alles, was so los war, und das Leben im Allgemeinen. Er war lustig und intelligent, er hatte gerade eine langjährige Beziehung hinter sich. Seine Ex hatte die meisten gemeinsamen Freunde auf ihre Seite gezogen, und Thomas wirkte ein bisschen einsam. Wenn ich abends allein zu Hause war, stellte ich mir manchmal vor, dass er es auch war. Nur fühlte er sich im Unterschied zu mir mit sich selbst nicht so wohl wie ich. Ich schloss die Tür, legte  – auf Bitten meines Vaters  – gleich die Kette vor und hatte das Gefühl, in mein Allerheiligstes zurückgekehrt zu sein, wo ich im Pyjama herumsitzen und einfach nur die Ruhe genießen konnte, Thomas aber schien das nicht so zu empfinden. Ella und ich trafen uns ein paar Mal mit ihm, gingen etwas trinken, essen oder ins Kino. Da Ella und ich aber auch ab und zu an den Wochenenden Dienst hatten und Ella von ihm ein ganzes Stück weiter weg wohnte als ich, begannen Thomas und ich schließlich, zu zweit in billige Filmvorstellungen unter der Woche zu gehen.
    Er war ein nachdenklicher Mensch, er stellte mir viele Fragen und merkte sich die Antworten, die ich ihm immer vertrauensvoller über mein Leben gab. Wenn bei der Arbeit etwas Lustiges oder Ungewöhnliches passierte, schrieb ich ihm automatisch eine SMS oder ein Mail. Aus geteilter Einsamkeit hätten wir Freunde werden können, aber je besser wir einander kennenlernten, desto mehr hatten wir gemeinsam, wie sich herausstellte. Ich wollte einen Freund, der offen und ehrlich war, und bei ihm kam das manchmal so unverblümt daher, dass ich mitunter meinen Tee hinausprustete, wenn er über Frauen sprach, die ihm gefielen, und wie er es anstellte, mit ihnen auszugehen. Aber ich bewunderte
seine Eloquenz, und er brachte mich so zum Lachen, wie nur wenige Leute es schafften. Wir zitierten aus denselben Filmen, uns gefielen dieselben Bands, und bald verbrachte ich viel Zeit bei ihm in der Wohnung.
    Warum bei ihm? Nun, es war Winter geworden. Ich verdiente ausreichend, um allein in meiner kleinen Wohnung über die Runden zu kommen, aber die fehlende Zentralheizung wurde sehr bald zum Problem. Als er mir an einem Wochenende eine SMS schickte und fragte, was ich gerade tat, schrieb ich ihm zurück, dass ich bei Starbucks rumhing, um nicht zu frieren. Er schlug mir vor, einfach zu ihm zu kommen und in seinem Gästezimmer zu übernachten. Das tat ich. Am nächsten Wochenende hatte ich Dienst, aber am übernächsten bot er es mir erneut an. Ich tauchte samstagnachmittags auf und ging tags darauf wieder, nachdem ich ein Sonntagsessen gekocht hatte. Danke, Mum, dein Bratkartoffelrezept wirkt Wunder! Es war bequem, wir faulenzten, hatten Spaß. Wir gingen mit seinem Hund spazieren, ich brachte meinen Laptop mit und ging über sein Wi-Fi online, sodass wir gegeneinander Computerspiele spielen konnten. Oft sahen wir uns auch ganze DVD-Reihen und viele Filme an  – alles im Warmen. Es waren einfache Freuden, aber es war wundervoll. Und während Weihnachten kam und ging und der Frühling knospte, ging ich immer öfter bei ihm ein und aus, obwohl das Wetter kein Thema mehr war. Auch Ella kam dazu, sofern sie konnte, aber wenn sie nicht da war, ließen wir es uns eben zu zweit gut gehen.
    Wahrscheinlich klingt es heute naiv, aber ich habe wirklich nicht daran gedacht, mit ihm zu schlafen. Er sah gut aus, hatte sandblondes Haar, eine Brille und besaß eine Lässigkeit, die ich schätzte, aber schon bei der ersten Einladung hatte er betont, dass meine Besuche rein platonisch wären und er keinen Sex
von mir erwartete. Ich war in solchen Dingen ziemlich pragmatisch und ging einfach davon aus, dass er nicht auf mich stand. Ich hatte nicht die Absicht, unsere

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