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Das geheime Verlangen der Sophie M.

Das geheime Verlangen der Sophie M.

Titel: Das geheime Verlangen der Sophie M. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Morgan
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ersten Messages entschuldigte ich mich dafür, so ein Techniktrottel zu sein, und er beruhigte mich. Na ja, und er lachte über mein tiefes Entsetzen. Dann unterhielten wir uns über allgemeine Dinge. Er war ein Technikf
reak. Spannend. Redegewandt. Wir ließen es locker angehen, anfangs redeten wir nicht über Sex, aber langsam entwickelte sich die Sache.
    Wie gesagt, es ging langsam, sehr langsam eigentlich. Ich mochte Mark, hatte aber Vorbehalte, jemanden aus dem Internet zu treffen, ohne ihn gut genug zu kennen und zu wissen, dass ich bei ihm sicher war. Vor allem in dieser Sache. Selbst unter den besten Bedingungen  – und bevor überhaupt die Dynamik von Dominanz und Unterwerfung ins Spiel kommt  – bin ich in Beziehungen misstrauisch und vorsichtig. Aber das hinderte uns nicht daran, online und am Telefon viel Spaß zu haben. Er hatte eine schweinische Fantasie und eine erotische Stimme, und unsere Chats arteten oft in Telefonsex aus. Beide kamen wir, während wir darüber sprachen, was wir miteinander tun würden, wenn wir im selben Raum wären. Aber ich blieb absichtlich reserviert. Irgendwie behagte mir die Vorstellung nicht, ihm Nacktfotos von mir zu schicken, selbst wenn ich welche hätte machen können, auf denen ich nicht leicht verzerrt aussah oder wie eine Sekretärin, die nach zu vielen Gin Tonics in der Mittagspause ihre Brüste mit einer Handykamera ohne Timer und auf Armeslänge fotografiert. Also trafen sich im Netz unsere perversen, schmutzigen Fantasien, und wir woben mit Worten verschiedene erotische Szenarien umeinander.
    Wir haben uns nie getroffen. Wir lebten nicht weit voneinander entfernt, aber nie stimmte der Zeitpunkt, und wie so oft flammte diese online geschmiedete Verbindung auf und starb dann schnell wieder ab. Allerdings schickte er mir zuvor noch Geisha-Kugeln, die ich während einer langen Schicht anlässlich der Gemeinderatswahlen tragen sollte. Ich begann um sieben Uhr früh mit der Arbeit, ich traf den Ratsvorsitzenden, um ihn bei der Stimmabgabe zu fotografieren, arbeitete den ganzen
Tag durch und wartete nach der Schließung der Wahllokale auf die Ergebnisse der Stimmenauszählung  – und während dieser ganzen Zeit pulsierte meine Möse. Es war eine lachhaft stabile Gemeinde, es gab keine Überraschungen und auch keinen Führungswechsel, aber während der ganzen Prozedur war ich erregt gewesen, wenn auch aus ganz anderen Gründen, als meine Kollegen vermuteten.
    In den folgenden Monaten chattete ich mit etlichen anderen Leuten. Bei einigen war ich versucht, sie zu treffen, bei anderen hätte ich sofort die Straßenseite gewechselt, wenn sie vor mir aufgetaucht wären. Ich teilte mit anderen ein paar tolle Fantasien, bekam eine Vorstellung dessen, was ich erotisch und ganz bestimmt nicht erotisch fand, war am Ende aber immer zu unsicher, um direkt etwas zu unternehmen und den ersten Schritt zu tun.
    Obwohl manche Leute klagen, dass das Internet voller Fantasten sei, die sich hinter ihrem Bildschirm verstecken und im wirklichen Leben nichts ausprobieren wollen, war das Netz für mich ein großartiges Sprungbrett. Ich fühlte mich dort sicher und hatte die Chance, einige meiner Fantasien zu erproben und meine Gefühle in einer absolut sicheren Umgebung zu durchdenken, in der niemand über mich urteilte. Doch schließlich trat das Nachdenken und das Reden über Schmerz und Demütigung zugunsten einer handfesteren Sache in den Hintergrund. Endlich traf ich einen realen, dreidimensionalen Mann, mit dem ich mich so wohl fühlte, dass ich anfing, mit ihm echten Sex zu haben.

4. KAPITEL
    Ich lernte Thomas in einer Warteschlange kennen. Ich weiß, es klingt idiotisch und total britisch. Aber es war eine sehr lange Schlange, und wir standen lange an. Wenn man in so einer Schlange zufällig etwas findet, das man gar nicht gesucht hat, dann trifft es das in der Rückschau genau. Am Anfang hielt ich ihn nämlich für ein Arschloch, und hätte ich die Möglichkeit gehabt zu fliehen, wäre ich weggegangen und hätte nie wieder mit ihm gesprochen  – was nach allem, was danach geschehen ist, wirklich schade gewesen wäre.
    Ella und ich hatten uns auf halben Weg getroffen und wollten im Kino eine einmalige Vorstellung der Screwball-Komödie Sein Mädchen für besondere Fälle besuchen  – mit unzähligen anderen Reporter-Freaks. Ella und ich plauderten, während wir anstanden, und Thomas quatschte uns an. Er war allein und langweilte sich offensichtlich, und ich erinnere

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