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Das geheime Verlangen der Sophie M.

Das geheime Verlangen der Sophie M.

Titel: Das geheime Verlangen der Sophie M. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Morgan
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war es, dies zu akzeptieren, sobald die Intensität der Erfahrung und der Adrenalinschub nachgelassen hatten und ich daran denken musste, wie weit ich selbst gegangen war und inwieweit ich mich hatte erniedrigen lassen. Es war wahnsinnig erregend, mitunter jedoch auch besorgniserregend: Woher sollte ich wissen, ob das Gleichgewicht stimmte? Wie sollte ich sicher sein, nicht zu weit zu gehen?

6. KAPITEL
    Wenn man Masochist ist und der dominante Part kein extremer Sadist, hat man das Problem, dass Bestrafungen im üblichen Wortsinn nicht wirklich als Abschreckung fungieren.
    Das ist die Ironie der Sache, vor allem weil es hier natürlich nicht um Strafe im landläufigen Sinn geht. Ich bin kein bockiges Kind und auch kein Hund, den man erziehen muss, und ich würde mich sehr unwohl mit jemandem fühlen, der dies für einen willkommenen Teil unserer Beziehungsdynamik halten würde. Jeder soll tun, was er für richtig hält, und solange beide Partner glücklich damit sind, soll es mir recht sein. Aber für mich ist das nichts. Außerdem bin ich vergesslich, schusselig und extrem sarkastisch. Sollte also jemand versuchen wollen, mir dies abzugewöhnen, hätte ich erstens ständig ein Problem, zweitens wäre ich danach todlangweilig und ein ganz anderer Mensch.
    Dennoch merkte ich schnell, dass ich in der richtigen Umgebung total auf Schmerz abfuhr. Das Brennen, die Herausforderung, das Adrenalin, das er freisetzte, die Läuterung danach. Und wenn Tom im Spiel willkürlich Gründe fand, um mich zu bestrafen, stritt ich deswegen nicht im Mindesten herum.
    Schließlich werde ich in den Wellen des Schmerzes nass, wenn ein Stock den Ansatz meiner Arschbacke trifft. Drogen sind nicht mein Ding, aber die Dröhnung, die ich bekomme, wenn das Adrenalin durch meinen Körper schießt, ist ein legales
Äquivalent dieses Rausches, und es ist gratis. Es hält mindestens so lange an wie die blauen Flecke, und gelegentlich gibt es mir noch Tage nach der Sitzung einen Kick, wenn ich durch meinen normalen Berufsalltag pflüge und es mir unvermittelt in den Sinn kommt. Bei der Erinnerung daran bekomme ich harte Brustwarzen, mein Körper schmerzt, meine Augen leuchten so, dass meine Kollegen sich wahrscheinlich fragen, woran ich wohl gerade denke.
    Insgesamt also war der Schmerz kaum eine Strafe für mich und, wie sich herausstellte, insofern auch keine Herausforderung für Tom. Warum sollte er mir Schmerz zufügen, wenn er etwas anderes mit mir tun konnte, etwas, das ich mir nie hätte träumen lassen und bei dem ich ein bisschen den Kopf verlor, als er es mir erzählte.
    Wenn man mit einem Meister spielt, der so ungemein einfühlsam ist wie Tom, sorgt er dafür, genau das zu finden, was einen nicht scharf macht, was man nur aus purer Unterwerfung zähneknirschend auf sein Geheiß tut. Etwas, das man hasst und nur macht, um ihm zu gefallen, und dabei so tut, als würde es einem nichts ausmachen, weil man weiß, dass er es  – einfach weil er es kann  – nur noch ausgiebiger betreiben würde, wenn er merkt, wie sehr man es verabscheut. Das, was man nicht tun will. Das, von dem man nicht sicher ist, ob man es überhaupt tun kann. Dann flackert der Blick, man wird rot vor Wut und Erniedrigung und will den Mann zum Teufel schicken, weiß aber, dass man das nicht kann, weil man trotz allem unerklärlicherweise und ganz entgegen seinem Willen darauf brennt.
    Für mich war das die Sache mit dem Fuß.
    Tom hat viele faszinierende Seiten, sowohl innere als auch äußere. Er ist intelligent und humorvoll, er hat sehr ausdrucksvolle, wunderschöne blaue Augen und ein anzügliches Grinsen,
und er kann mich so in die Enge treiben wie nur wenige andere Menschen, die ich kenne. Persönlich und sexuell reizt er mich so, dass das Leben einfach um einiges interessanter ist und die Farben sehr viel leuchtender sind. Tom hat vieles, was ich bezaubernd, erregend und spannend finde, aber ich würde wirklich nicht behaupten, dass seine Füße dazugehören.
    Wir waren mit Freunden aus, alberten herum und stritten uns zum Spaß. Unsere D/S-Beziehung blieb von der Außenwelt so gut wie unbemerkt, und unsere gemeinsamen Freunde wussten davon nichts. Doch als ihm eine zusammengerollte Zeitschrift, in der die neuesten Kinofilme in den höchsten Tönen gepriesen wurden, über den Kopf zog und dabei aus Versehen so hart seine Nase traf, dass ihm die Augen tränten, kippte die Sache. Ich entschuldigte mich für meine Tollpatschigkeit und kramte ein Taschentuch

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