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Das geheime Verlangen der Sophie M.

Das geheime Verlangen der Sophie M.

Titel: Das geheime Verlangen der Sophie M. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Morgan
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hatte nicht die Absicht, mich mit jemandem zusammenzutun, der nicht wenigstens einige meiner Kriterien erfüllte, und das war nicht zuletzt der Anspruch, er möge liebvoll, besonnen, klug und unterhaltsam sein, er möge einen festen Job haben, der ihm wichtig war (nur so konnte ich sicher sein, dass er auch mit meinem Beruf zurechtkäme, den ich liebte, der aber grässliche Arbeitszeiten mit sich brachte), dass er Kinder und Tiere liebte und ihm mein nach der Würzpaste Marmite riechender Atem nichts ausmachte. Ach ja, und dass er den Hang hätte, mich auf jede vorstellbare, demütigende Weise, die ihm nur einfiel, zu verletzen, zu dominieren und zu erniedrigen, ohne jedoch ein waschechter Psychopath zu sein. Um den Wunschzettel komplett zu machen, hätte ich auch noch hinzufügen können, dass er mir die Sterne vom Himmel holen soll …
    Mir war klar, dass eine mögliche Partnerschaft eine D/S-Komponente beinhalten musste, ich hatte aber keine Ahnung, wie ich einen solchen Partner finden sollte. Im Stillen machte ich mir Sorgen, dass es vielleicht überhaupt nicht klappte, dass es das, wonach ich suchte, in Wirklichkeit gar nicht gab.
    Und dann wurde ich zu dieser Verabredung mit dem Broker genötigt.

    Wir trafen uns an einem Dienstagabend. Es war mein Vorschlag gewesen, denn zum einen war ich nicht willens, eines meiner seltenen ganz freien Wochenenden für ihn zu opfern, zum anderen fand ich es gut, eine praktische Ausrede wegen der Frühschicht am nächsten Tag in der Hinterhand zu haben. Trotz seines netten und überraschenden Angebots, uns näher bei der Redaktion zu treffen, damit ich Zeit sparte, verabredeten wir uns in einem Pub in der Nähe seines Büros, denn ich wollte mit ihm auf keinen Fall in meinem Teil der Stadt ausgehen, um nicht zufällig Bekannte zu treffen. Warum sollte ich lästige Fragen heraufbeschwören, wo es doch mehr als dieses eine Date nie geben würde?
    Doch während wir uns bei ein paar Drinks unterhielten und er sich interessiert nach meiner Arbeit erkundigte, fragte, wie ich zum Journalismus gekommen sei und warum mir der Job so gefalle, fing ich schon fast an, nervös zu werden bei der Aussicht, dass es nur dieses eine Mal wäre. Er war eine erstaunlich angenehme Gesellschaft. Er war humorvoll, intelligent, war auf dem neusten Stand der Nachrichten und bewies, dass er keine dieser öden Personen war, die »Tagespolitik so deprimierend« fanden und sich deswegen auch gar nicht erst damit beschäftigten. Wir politisierten ein bisschen. Als ich ihn beschuldigte, seine Ansichten zur Reform des Gesundheitswesens seien so rechtsgerichtet, dass Attila dagegen wie ein Kuscheltier daherkomme, warf er den Kopf in den Nacken und lachte. Bei diesem Anblick fuhr mir die Lust in den Unterleib, sofort gefolgt von dem Versuch, es durch eine realistische Einschätzung kleinzureden: Es würde nicht funktionieren, selbst wenn ich ihm so gefiel, dass er ein zweites Treffen vorschlug. Er stand ganz sicher nicht auf D/S, dazu war er zu kultiviert, zu korrekt und zu höflich. Er war aufgestanden, als ich ins Lokal gekommen war, hatte mir aus dem Mantel geholfen und mir den Stuhl hingeschoben. Ich
wettete, sein unleugbar charmantes Lächeln  – mir war es wirklich vollkommen egal, es war mir nur einfach aufgefallen  – hätte sich in ein überraschtes verwandelt, wenn ich ihn gefragt hätte, was er von Spanking hielt. Ich nahm einen Schluck und grinste dabei leise über meine lächerlichen Gedanken. Ich widmete mich wieder dem Gespräch über das Kinderprogramm im Fernsehen, mit dem wir groß geworden waren, und beschloss, nicht mehr darüber nachzugrübeln, stattdessen einen schönen Abend zu verleben und aufzuhören, mir Probleme einzuhandeln.
    Nach ein paar Gläsern wussten wir, auch ohne dass wir es aussprechen mussten, dass wir uns gut verstanden, und kamen überein, essen zu gehen. Wir gingen durch die Stadt und hielten nach einer Verkehrslücke Ausschau, damit wir die Straße überqueren konnten. Als sich eine auftat, die ihm groß genug erschien, startete er, nahm mich im Gehen an der Hand und zog mich mit sich. Seine warme Hand verursachte mir kurz ein Kribbeln, ich spürte, wie ich anfing rot zu werden, und kam mir auf einmal vor wie ein Teenager in der ersten Verknalltheit. Auf der anderen Straßenseite wollte ich ihm meine Hand entziehen, aber seine Finger hatten sich fest mit meinen verschränkt. Ich versuchte, diese innere Stimme zu verdrängen, die wie benommen darauf hinwies, dass

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