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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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und buk rasch ein paar Fladen dazu, und Corin schlang alles genüsslich herunter. Bald war von draußen ein Ruf zu hören. Caroline öffnete die Tür und sah Hutch und Joe vor dem Haus. Sie saßen auf ihren Falben, Gewehre ragten an den Sätteln empor, und sie trugen Pistolen an den Hüften. Joe hielt Strumpets Zügel, und auch die schwarze Stute war gesattelt und bereit zum Aufbruch.
    »Ich dachte, du wolltest heute gar nicht hinausreiten? Wolltet ihr nicht Zäune reparieren?«, fragte Caroline ihren Mann. Ihre Stimme klang recht kleinlaut nach dem nächtlichen Wutausbruch.
    »Tja«, sagte Corin, schluckte den letzten Rest Kaffee herunter, wobei er nur ganz leicht das Gesicht verzog, und ging aus dem Haus. »Ich habe kurz entschlossen einen kleinen Ausritt auf den Plan gesetzt.«
    »Wo reitet ihr denn hin?«
    »Wir reiten aus«, Corin schwang sich in den Sattel, »um ein paar Kojoten zu jagen.« Er grinste. »Du hast ganz recht, Caroline – es leben einfach zu viele von ihnen zu nah an der Ranch. Wir haben ein paar Hennen verloren und du deinen Schlaf. Und es ist ein prächtiger Tag für einen Jagdausflug!«, rief er und ließ Strumpet in einem engen Kreis herumwirbeln. Die Stute bäumte sich auf und schnaubte freudig.
    »Ach, Corin!«, sagte Caroline, gerührt ob der Mühe, die er sich ihretwegen machte. Die Männer tippten sich zum Gruß an die Hutkrempen, dann galoppierten sie mit einem Jubelschrei und donnernden Hufen davon und hinterließen nichts als ihre Spuren im Sand.
    Bis zum Mittag waren dicke Wolken am Himmel aufgezogen, die stetig von Nordwesten heranrollten. Caroline saß mit Magpie am Küchentisch und schälte Erbsen, während William still zu Füßen seiner Mutter schlief. Hin und wieder regte er sich und wimmerte wie im Traum. Magpie entlockte dieses Geräusch ein Lächeln, doch Caroline spürte kalten Schmerz im Herzen. Magpie schien ihre Traurigkeit zu spüren. Nach einer Weile begann die junge Ponca zu sprechen.
    »White Cloud ist eine sehr weise Frau«, sagte sie. In dem stillen Haus klangen das knirschende Platzen der grünen Schoten und das dumpfe Geräusch von Erbsen, die in den Eimer fielen, eigenartig laut. Caroline wartete darauf, dass Magpie weitersprach, und wusste nicht recht, was sie zu dieser Feststellung sagen sollte. »Sie kennt sich aus mit Medizin und kann viele Mittel herstellen«, fuhr Magpie schließlich fort. Caroline blickte auf, und die Ponca begegnete ihrem Blick mit einem festen Ausdruck in den schwarzen Augen.
    »Ach ja?« Caroline legte so viel höfliches Interesse in ihre Stimme, wie sie aufbringen konnte.
    »In früheren Tagen, als sie noch bei unserem eigenen Volk lebte, im Land weit nördlich von hier, haben viele Ponca sie aufgesucht und um ihren Rat gebeten. Viele Frauen haben sie aufgesucht«, sagte Magpie mit deutlicher Betonung. Caroline spürte prickelnde Hitze in den Wangen und stand auf, um eine Lampe anzuzünden, weil der Nachmittag so trüb geworden war. Der gelbe Lichtschein schimmerte auf glänzenden Zöpfen und brauner Haut. Caroline kam sich vor wie eine Art Gespenst, als sei nur Magpie real, sie selbst aber nicht. Nicht vollständig, nicht ganz aus Fleisch und Blut. Die Lampe beschien sie nicht auf dieselbe Weise.
    »Glaubst du, dass White Cloud mir helfen würde?«, fragte sie, und ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Da sah Magpie sie voller Mitgefühl an, und Caroline senkte den Blick und starrte auf die Erbsen, die vor ihren Augen verschwammen.
    »Ich kann sie fragen. Möchten Sie, dass ich sie frage?« Auch Magpies Stimme war leise. Caroline brachte kein Wort heraus, doch sie nickte.
    Minuten später stand Caroline auf und beobachtete durchs Fenster, wie die ersten Regentropfen fielen. Dies war kein Unwetter, nur ein schwerer Landregen, der schnurgerade vom Himmel fiel. Kein Lüftchen regte sich. Caroline lauschte dem Trommeln auf dem Dach und dem Gurgeln in den Regenrinnen, durch die das Wasser in die Zisterne lief. Es dauerte eine Weile, bis ihr klar wurde, was sie so beunruhigte. Der Regen hatte langsam eingesetzt, von Nordwesten her, aus derselben Richtung, in die die Männer davongeritten waren. Sie mussten gesehen haben, wie dieser Regen he raufzog und einen grauen Schleier über den Horizont breitete. Er musste sie erreicht haben, lange bevor er bei der Ranch angekommen war, und doch waren sie noch nicht zurückgekehrt. Bei diesem Regen konnte man nicht jagen, und es war schon spät. Magpie hatte einen Kanincheneintopf in den Ofen

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