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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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weg, der Weg dorthin viel zu offen – das war inzwischen zu viel für sie, zu beängstigend. Aber was blieb dann noch? Was konnte sie ihm sagen?
    »Versprich … versprich mir nur, dass du mich niemals verlassen wirst«, bat sie schließlich. Corin schlang die Arme um sie und drückte sie in stiller, hilfloser Verzweiflung an sich.
    »Ich werde dich niemals verlassen«, flüsterte er.
    In der ersten heißen Juninacht erwachte Caroline in der Dunkelheit. Schweiß kühlte zwischen ihren Brüsten aus, sammelte sich an ihrem Bauch und klebte ihr das Haar an die Stirn. Sie hatte geträumt, sie sei allein aufgewacht, draußen auf der Prärie, als sei sie bei ihrer Wanderung zur Ranch der Moores tatsächlich eingeschlafen und seither nicht wieder wach geworden. Kein Haus, keine Ranch, keine Menschen, kein Corin. Sie blieb still liegen, hörte das Blut in ihren Ohren rauschen und lauschte ihrem eigenen Atem, der allmählich langsamer und ruhiger wurde. Eine Gänsehaut breitete sich auf ihren Armen aus. Sie betrachtete Corins tröstlichen Umriss neben ihr, der sich im grauen Lichtschein um die Fensterläden abzeichnete. Das Lied der Kojoten, das stets durch die Nacht geisterte, hallte draußen ungehindert über viele grenzenlose, unermessliche Meilen hin. Caroline schloss die Augen und versuchte, das Geräusch auszublenden. Es erschütterte sie bis ins Mark, es jetzt zu hören, da sie aus einem solchen Albtraum aufgewacht war. Es erzählte ihr immer wieder von der Wildnis außerhalb dieser Wände, von dem leeren, erbarmungslosen Land.
    Plötzlich stellte Caroline sich dem, was sie schon lange gewusst hatte, aber nicht zur Kenntnis nehmen wollte. Dies war der Ort, an dem sie lebte. Hier war ihr Ehemann, ihr Leben, und das war alles. Keine Veränderung, kein Umzug – das hatte Corin ihr ja gesagt. Und keine Kinder. Sie und Corin waren nun seit zwei Jahren verheiratet, und dass sie noch kein Kind empfangen hatte, lag gewiss nicht daran, dass sie es nicht oft genug versucht hätten. Sie würde zusehen müssen, wie Magpie und Joe eine ganze Brut großzogen, dachte sie, und niemals ein eigenes Kind haben. Wie sollte sie das ertragen? Wenn Magpie wieder schwanger wurde, würde Caroline sie nicht mehr den ganzen Tag lang im Haus haben können. Dann blieb ihr also nur noch dieses leere Haus, wenn Corin unterwegs war, um Vieh zu kaufen oder zu verkaufen, ein prächtiges Vollblutpferd bei seinem neuen Besitzer abzuliefern oder in Woodward über den Weizenpreis zu verhandeln. Dieses leere Haus in diesem leeren Land, für den Rest ihres Lebens. Ich werde den Verstand verlieren, wurde ihr plötzlich klar. Sie erkannte diese Tatsache so deutlich, als stünde sie ihr in gedruckten Worten vor Augen. Ich werde den Verstand verlieren. Sie fuhr mit einem Aufschrei hoch und schlug sich mit den Händen gegen die Ohren, um das Geheul und die dröhnende Stille dahinter auszusperren.
    »Was ist los? Was ist passiert? Fehlt dir etwas?«, nuschelte Corin und richtete sich auf. »Was ist denn, mein Liebling? Hattest du einen Albtraum? Sag doch bitte etwas!«, flehte er und packte ihre Handgelenke, weil sie wild um sich schlug und sie alle beide traf.
    »Ich kann … ich kann …« Sie schüttelte den Kopf.
    »Was denn? Sag es mir!«
    »Ich kann … einfach nicht schlafen, wenn diese verfluchten Kojoten die ganze Nacht lang herumkreischen! Hören die denn nie auf zu heulen? Die ganze Nacht lang! Jede Nacht! Sie bringen mich noch um den Verstand, verdammt noch mal!«, brüllte sie, die Augen vor Wut und Angst weit aufgerissen. Corin brauchte einen Moment, um das Gehörte zu verdauen, dann lächelte er.
    »Weißt du, dass ich dich gerade zum allerersten Mal habe fluchen hören?«, bemerkte er und strich ihr das zerzauste Haar aus dem Gesicht. »Und ich muss schon sagen, das hast du ganz prächtig hinbekommen!« Er grinste. Caroline hörte auf zu weinen. Sie betrachtete den Schatten seines Mundes in der Dunkelheit, und eine eigenartige Ruhe überkam sie – der Schlaf tiefer Erschöpfung schlich sich an, und binnen Sekunden hatte er sie überwältigt.
    Am nächsten Morgen ging Corin schon vor dem Frühstück kurz hinaus, und als er zurückkam, strahlte er seine Frau mit einem Funkeln in den Augen an. Carolines Augen hingegen waren geschwollen und brannten. Schweigend bereitete sie das Frühstück zu, doch sie ließ die Kaffeebohnen in der Röstpfanne anbrennen, was ein bitteres, körniges Getränk ergab. Sie wärmte etwas Bohneneintopf vom Vorabend auf

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