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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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Ding.« Sie deutet auf den Namen vor Merediths, unter dem in Klammern die Daten des traurig kurzen Lebens stehen. »Zwei Babys in sieben Jahren sind nicht viel. Womöglich hat sie vor Meredith noch einen Sohn bekommen, der auch gestorben ist, und der Beißring gehörte diesem armen Kerlchen.«
    »Kann sein. Aber würde er dann nicht auf dem Stammbaum stehen, selbst wenn er gestorben wäre?«
    »Na ja, nicht unbedingt. Nicht bei einer Frühgeburt, oder wenn er tot geboren wurde«, antwortet Mum nachdenklich. »Ich weiß, dass Meredith ein Kind verloren hat, ehe ich auf die Welt kam. So etwas kann in der Familie liegen.«
    »Vielleicht könnten wir beim Frühstück über etwas anderes sprechen?«, sagt Beth leise. Mum und ich schließen schuldbewusst den Mund. Beth hatte eine Fehlgeburt, schon sehr früh, ehe Eddie geboren wurde. Das Kind war kaum ein Händchen voll Leben, doch seine plötzliche Abwesenheit wirkte, als wäre ein winziges, helles Licht erloschen.
    »Was wollen wir denn heute unternehmen?«, fragt Dad und nimmt sich noch Rührei. »Mir persönlich wäre danach, mir mal ordentlich die Beine zu vertreten – ein schöner langer Spaziergang gegen den Überfluss von gestern.«
    »Damit du wieder Appetit auf den Überfluss von heute bekommst, David?«, bemerkt Mum mit Blick auf seinen Teller.
    »So ist es!«, stimmt er munter zu.
    Heute ist es heller draußen, doch graue Wolken schieben sich zielstrebig über den Himmel, und der frische Wind ist schneidend. Wir gehen durchs Dorf, westwärts an der kleinen steinernen Kirche vorbei, die sich an einen grünen Hügel schmiegt, auf dem die Grabsteine vieler Generationen verstorbener Bewohner von Barrow Storton aufragen. In der hintersten Ecke liegt das Familiengrab der Calcotts, und in stummer Übereinkunft schlendern wir dort hinüber. Die Grabstätte ist etwa zwei Meter breit und ebenso lang, ein kaltes Bett aus Marmorplatten, in dem unsere Familie schläft. Henry, Lord Calcott, liegt hier, und Caroline mit der kleinen Tochter, die sie vor Merediths Geburt verlor. Evangeline. Nun hat Meredith sich ihnen angeschlossen. Die Überreste der Blumen von der Beisetzung stehen noch in einer kleinen Messingvase. Die eingemeißelten Buchstaben ihres Namens im Stein sind scharfkantig und frisch. Mir kommt der Gedanke, dass sie bestimmt lieber ihr eigenes Grab gehabt oder neben ihrem Ehemann Charles gelegen hätte, statt die Ewigkeit mit Caroline verbringen zu müssen, doch jetzt ist es zu spät. Ich schaudere und schwöre mir im Stillen, dass ich niemals in diesem klaustrophobischen Familiengrab landen werde.
    »Wenn Caroline einen Sohn gehabt hätte, wäre er doch auch hier beerdigt worden, oder?«, frage ich ins Schweigen hinein. Beth stößt ein tiefes Seufzen aus und geht hinüber zu Eddie, der gerade auf das überdachte Friedhofstor klettert.
    »Das nehme ich an. Wahrscheinlich. Aber wer weiß? Wenn er noch sehr, sehr klein war, hätte man ihn stattdessen vielleicht eher in einem Kindergrab beigesetzt.«
    »Wie sähe so etwas aus?«
    »Nur ein Grab mit einem kleineren Stein, auf dem meistens irgendwo ein Engel abgebildet ist, oder ein Cherub«, erklärt sie. Dad sieht mich von der Seite an.
    »Ich muss schon sagen, du entwickelst auf einmal ein ziemliches Interesse an alledem«, sagt er.
    »Nein, ich will nur … du weißt schon. Ich halte es nicht aus, ein ungelöstes Rätsel einfach so stehen zu lassen.« Ich zucke mit den Schultern.
    »Dann, fürchte ich, wurdest du in die falsche Familie hineingeboren.«
    »He, Eddie!«, rufe ich meinem Neffen zu. »Schau mal nach kleinen Grabsteinen mit Engeln darauf und dem Namen Calcott!« Eddie salutiert zackig und läuft die Reihen der Grabsteine auf und ab. Beth verschränkt die Arme und funkelt mich an.
    »Können wir jetzt bitte aufhören, nach toten Babys zu suchen!«, ruft sie, und der Wind zerrt an ihrer Stimme.
    »Nur noch fünf Minuten!«, rufe ich zurück.
    »Vielleicht gehen wir lieber weiter, Erica?«, schlägt Mum fast schüchtern vor.
    »Fünf Minuten«, wiederhole ich.
    Ich lasse den Blick über die Steinreihen in der entgegengesetzten Richtung zu Eddies Hälfte schweifen, doch sie scheinen alle ganz normal groß zu sein.
    »Manchmal gibt es einen besonderen Bereich für Kindergräber …« Mums Blick richtet sich auf den gegenüberliegenden Rand des Friedhofs. »Versuch es mal da drüben – siehst du? Unter der Buche da.« Ich gehe rasch hinüber. Der Wind fährt durch die kahle Buche und rauscht dabei wie das

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