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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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sie Joe geliehen, schon vor Monaten! Weit draußen im Westen, als wir diese Viehdiebe verfolgt haben – seine Sporen sind gerissen, und da Strumpet an dem Tag brav war und sein Wallach sich aufgeführt hat, habe ich ihm meine Sporen gegeben. Ich habe sie nach dem langen Ritt ganz vergessen – ich wollte nur noch umfallen und schlafen! Warum hast du mir nicht gesagt, dass du sie gesehen hast, Liebste?«
    »Na ja, ich …«, stammelte Caroline verzagt, »ich habe einfach nicht mehr daran gedacht. Das Baby kam, und das hat mich so abgelenkt.« Corin sprang auf.
    »Nur gut, dass es dir jetzt wieder eingefallen ist! Ich gehe gleich hinüber und hole sie, ehe wir es beide wieder vergessen«, sagte er lächelnd und machte sich auf den Weg. Caroline sah ihm nach, und dann barg sie das Gesicht in den Händen, weil sie seit Williams Geburt so oft die Sporen vor sich gesehen hatte, die da in Magpies Hütte lagen. So oft hatte sie sich die Hast vorgestellt, mit der sie dort abgelegt worden sein mochten, von leidenschaftlichen Händen beiseitegeworfen im Drang zu diesem verborgenen, ehebrecherischen Nest aus Decken.
    Nach ihrem Vorschlag, in die Stadt zu ziehen, und als ihr zweiter Hochzeitstag nahte, ertappte Caroline ihren Mann dabei, dass er sie aufmerksamer beobachtete – vielleicht hielt er Ausschau nach Anzeichen von Unpässlichkeit oder Melancholie. Er musste also bemerkt haben, dass sie immer stiller und nervöser wurde, doch er konnte nicht viel dagegen tun. Wenn er sich nach ihrem Befinden erkundigte, versicherte Caroline ihm, es ginge ihr gut. Sie sagte ihm nicht, dass sie, wenn sie die Haustür öffnete, das Gefühl hatte, sie könnte hinausfallen, in die gähnende Leere der Prärie stürzen, wo keine von Menschenhand geschaffenen Bauten ihr sicheren Halt verliehen. Sie sagte ihm nicht, dass sich bei jedem Blick in die Ferne ihr Herz verkrampfte und dann so laut gegen ihre Rippen schlug, dass sie sicher war, Magpie müsse es hören. Sie sagte ihm nicht, dass sie kaum in den Himmel schauen konnte, weil er so schwindelerregend weit war. Nur William in ihren Armen schien sie zu beruhigen. Sie bestaunte seine wachsende Kraft, während er begann, nach Dingen zu greifen, ihre Finger zu packen und darauf herumzukauen. Die Bewegung seines kleinen Körpers an ihrem füllte eine finstere, klaffende Leere in ihr, und Magpie lächelte, wenn sie den zärtlichen Ausdruck auf Carolines Gesicht sah. Aber Caroline musste das Baby immer wieder seiner Mutter zurückgeben, und jedes Mal tat sich dabei der Abgrund in ihrem Inneren erneut auf.
    Die Pflanzen im Garten welkten dahin und erstickten beinahe unter wucherndem Unkraut. Ungeerntetes Gemüse platzte auf und verfaulte in der Sonne. Magpie erklärte sich bereit, sich zusätzlich um den Garten zu kümmern, doch auch sie beobachtete Caroline mit einem leichten Stirnrunzeln. Sie zwang Caroline, sie zumindest anzuleiten, als sie die verwelkten Winterpflanzen ausriss und den Garten für die Sommeraussaat vorbereitete.
    »Sie müssen mir sagen, was ich anpflanzen soll, Mrs. Massey. Sie müssen mir sagen, wo«, beharrte die junge Frau, obgleich sie beide wussten, dass Magpie von diesen Dingen wesentlich mehr verstand. Caroline sträubte sich, doch die schwarzhaarige Ponca mit ihrer ruhigen Beharrlichkeit ließ keinen Widerspruch gelten. Während Magpie grub und hackte, blieb Caroline stets im Schatten des Hauses und drückte die Hände hinter sich an die raue Holzwand, als müsse sie sich daran festhalten. Magpie sprang mit einem erschrockenen Keuchen zurück, als sie auf eine Klapperschlange stieß, die sich unter den faulenden Blättern verborgen hatte, doch dann erschlug sie sie geschickt mit der Hacke und warf den erschlafften Körper beiseite. »Stellen Sie sich vor, die weiße Frau hätte es im Garten Eda genauso gemacht!«, rief sie Caroline lachend zu. Doch von der Brutalität dieser Szene wurde Caroline übel.
    »Eden«, flüsterte sie. »Es war der Garten Eden.« Sie ging wortlos ins Haus, ohne dass ihre Finger sich dabei auch nur einen Moment ganz von der Wand lösten.
    Eines Abends sah Caroline, wie Corin Magpie ansprach, als die junge Frau mit William auf dem Rücken zu der Erdhütte ging, wo sie ein weiteres Abendessen zubereiten und einen weiteren Haushalt besorgen würde. Sie stand am Fenster und hielt den Atem an, als Corin zu Magpie hinüberrannte und ihr die Hand auf den Arm legte, um sie aufzuhalten. Caroline spitzte die Ohren, als könnte sie verstehen, wonach ihr

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