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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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sie dann korrigieren oder tadeln könnte. Corin hatte all das geändert.
    Caroline wählte für den Ball der Montgomerys ihr beigefarbenes Seidenkleid und den Smaragdschmuck ihrer Mutter. Die Kette lag kühl und schwer um ihren Hals. Sie bedeckte ihr schmales Dekolleté mit einem goldenen Schimmer und einem tiefen Glanz, der Licht in ihre grauen Augen zauberte.
    »Sie sehen aus wie eine Kaiserin, Miss«, sagte Sara bewundernd, während sie Carolines helles Haar bürstete. Dann steckte sie es auf dem Oberkopf zu einem hohen Chignon zusammen und stemmte einen Fuß gegen den Stuhl, um das Korsett zu schnüren. Die anderen jungen Damen beneideten Caroline um ihre schlanke Taille, und Sara achtete stets sorgfältig darauf, sie so eng zu schnüren, wie es ging. »Kein Mann im Saal wird Ihnen widerstehen können.«
    »Glaubst du wirklich?«, fragte Caroline atemlos. Sara hatte dunkles Haar und ein freundliches Gesicht, und für Caroline war sie beinahe so etwas wie ihre einzige wahre Freundin. »Ich fürchte allerdings, sie werden sehr wohl in der Lage sein, meiner Tante zu widerstehen«, seufzte sie. Bathilda hatte mehr als einen zaghaften Verehrer in die Flucht geschlagen – junge Männer, die sie für nicht würdig hielt.
    »Ihre Tante setzt große Hoffnungen in Sie, Miss, das ist alles. Natürlich ist es ihr furchtbar wichtig, wen Sie heiraten werden«, besänftigte Sara sie.
    »Wenn es so weitergeht, werde ich überhaupt nicht heiraten, sondern für immer hierbleiben und mir anhören müssen, wie enttäuscht sie von mir ist!«
    »Unsinn! Der richtige Mann wird kommen und auch Ihre Tante für sich gewinnen, wenn er erkennt, dass er das tun muss, um Sie zu bekommen. Sehen Sie sich nur an, Miss! Sie werden alle bezaubern, da bin ich ganz sicher.« Caroline begegnete ihrem Blick im Spiegel. Sie griff über ihre Schulter, nahm die Finger des Mädchens und drückte sie, um sich Mut zu machen. »Alles wird gut«, versicherte ihr Sara und ging zur Kommode, um Puder und Rouge zu holen.
    Caroline, jeder Zoll die sittsame, unschuldige junge Dame der Gesellschaft, stieg die breite Treppe hinab in den hell erleuchteten Ballsaal der Montgomerys. Der Raum schillerte vor glitzernden Juwelen und perlendem Lachen und duftete nach Wein und parfümierter Pomade. Tratsch und Lächeln liefen durch die Menge wie die »stille Post« – abwechselnd freundschaftlich, belustigt und boshaft. Caroline sah, wie ihr Kleid begutachtet, ihre Tante verspottet, ihr Schmuck bewundert, sie selbst unverhohlen gemustert und Bemerkungen geflüstert wurden, die sich hinter zarten Fingern und Zigarettenhaltern aus Perlmutt verbargen. Sie sprach wenig, gerade so viel, wie es die Höflichkeit gebot, und zumindest dies war ein Charakterzug, den ihre Tante stets schätzte. Caroline lächelte und klatschte mit den anderen, als Harold Montgomery sein Kabinettstückchen vorführte: eine kleckernde Champagner-Kaskade aus einer Magnumflasche in eine Pyramide aus Gläsern. Der Champagner spritzte jedes Mal herum und floss über, und die nassen Stiele hinterließen Flecken auf den Handschuhen der Damen.
    Im Saal war es heiß und stickig. Caroline hielt sich gerade, nippte sauren Wein, von dem ihr leicht schwindlig wurde, und spürte, wie Schweiß in ihren Achselhöhlen prickelte. In jedem Kamin loderte ein Feuer, und Hunderte elektrischer Kerzen in den Kronleuchtern warfen ein so helles Licht, dass sie sehen konnte, wie der rote Lippenstift von Bathildas Lippen in die Falten um ihren Mund kroch. Doch da erschien Corin vor ihnen, und sie hörte kaum, wie Charlie Montgomery ihn vorstellte, denn sie war wie gebannt vom offenen Blick und der Wärme des Neuankömmlings. Als ihre Wangen heiß wurden, errötete er ebenfalls und stammelte die ersten Worte, die er an sie richtete: »Hallo, wie geht es Ihnen?«, als wären sie zwei alte Bekannte, die sich bei einer Partie Whist trafen. Er ergriff ihre Hand in dem bestickten Handschuh, als wollte er sie schütteln, erkannte seinen Fehler und ließ sie abrupt los, sodass sie schlaff gegen ihre Röcke fiel. Daraufhin errötete Caroline noch tiefer und wagte es nicht, Bathilda anzusehen, die den jungen Mann mit einem äußerst strengen Blick bedachte. »Verzeihung, Miss … ich, äh … wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen?«, nuschelte er, neigte vor ihnen den Kopf und verschwand dann in der Menge.
    »Was für ein merkwürdiger junger Mann!«, rief Bathilda in vernichtendem Tonfall aus. »Wo um alles in der Welt haben Sie den

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