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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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stickig hier drin, finden Sie nicht?«
    »Kommen Sie mit hinüber zum Fenster, da ist die Luft frischer«, sagte sie, nahm seinen Arm und führte ihn durch die Menge. Die Luft war tatsächlich dampfig von Schweiß und Atem und dick vor Rauch, Musik und dem Gewirr der vielen Stimmen.
    »Danke sehr«, sagte Corin. Die hohen Flügelfenster waren gegen die Kälte der Februarnacht geschlossen, doch diese Kälte strahlte trotzdem vom Glas ab und bot überhitzten Tänzern eine kühle Zuflucht. »Ich bin es nicht gewohnt, so viele Menschen auf einmal unter einem Dach zu sehen. Seltsam, wie schnell man den Umgang damit verlernt.« Er zuckte mit den Schultern, was zu lässig für seinen Herrenrock wirkte.
    »Ich war noch nie außerhalb von New York«, platzte Caroline heraus. »Nun ja, nur zur Sommerfrische im Haus meiner Familie an der Küste … Damit will ich sagen …« Aber sie wusste selbst nicht, was sie eigentlich sagen wollte. Dass er ihr fremdartig vorkam, beinahe wie eine mythische Ge stalt – weil er so fern der Zivilisation gewesen war und sich für ein Leben in einem ungezähmten Land entschieden hatte.
    »Würden Sie nicht gerne reisen, Miss Fitzpatrick?«, fragte er, und sie erkannte, dass zwischen ihnen irgendetwas begonnen hatte. Eine Art Verhandlung, ein gegenseitiges Abklopfen.
    »Da bist du ja, meine Liebe.« Bathilda stürzte sich geradezu auf sie. Offenbar konnte sie eine solche Verhandlung bereits aus einiger Entfernung erkennen. »Bitte komm mit mir, ich möchte dich Lady Clemence vorstellen.« Caroline blieb nichts anderes übrig, als sich von ihrer Tante wegführen zu lassen, doch sie blickte über die Schulter zurück und hob die Hand zu einem schwachen Gruß.
    »Sei nicht albern, Caroline!«, riss Bathilda sie aus ihren Gedanken und holte sie in die Gegenwart zurück, an den Mittagstisch im La Fiorentina. »Du benimmst dich wie ein verliebtes Schulmädchen! Auch ich habe Mr. Wisters Roman gelesen, der dir offenbar allerhand romantischen Unsinn in den Kopf gesetzt hat. Ich wüsste nicht, wie du sonst darauf kommen solltest, dich für einen Cowboy als Ehemann zu entscheiden. Aber du wirst schon merken, dass Der Virginier reine Fiktion ist und wenig mit der Wirklichkeit des Westens zu tun hat. Hast du nicht auch von den Gefahren, der Einsamkeit und der Mühsal des Grenzlandes gelesen?«
    »So ist es heute nicht mehr. Corin hat mir viel davon erzählt. Er sagt, das Land sei so schön, dass man Gottes Hand in jedem Grashalm sehen könne …« Das quittierte Bathilda mit einem wenig eleganten Schnauben. »Und Mr. Wister gibt ja selbst zu, dass die wilde Ära, die er beschrieben hat, vorüber ist. Woodward ist ein lebhafter, aufstrebender Ort, sagt Corin.«
    »Woodward? Wer hätte denn schon je von Woodward gehört? In welchem Staat liegt das?«
    »Ich … weiß es nicht«, gestand Caroline und presste verärgert die Lippen zusammen.
    »Es liegt in gar keinem Staat, deshalb weißt du es nicht. In keinem Staat der Union. Das ist der Wilde Westen, unerforschtes Land, voller Wilder und Pöbel aller Arten. Ja, ich habe sogar gehört, dass man westlich von Dodge City gar keine Damen mehr findet – nur noch Frauen der übelsten Sorte. Keine Damen! Kannst du dir vorstellen, welch ein gottloses Land das sein muss?« Bathilda schwoll in der Enge ihres weinroten Kleides die Brust. Sie bekam rote Flecken im Gesicht bis hinauf zum Haaransatz, wo ihr stahlgraues Haar zu einer weichen, bauschigen Frisur hochgesteckt war. Sie war ergriffen, erkannte Caroline ungläubig. Bathilda war tatsächlich bewegt .
    »Aber natürlich gibt es dort Damen! Ich bin sicher, dass solche Geschichten stark übertrieben sind«, entgegnete Caroline.
    »Es ist mir ein Rätsel, wie du so sicher sein kannst, obwohl du überhaupt nichts weißt. Wie könntest du auch etwas darüber wissen, Caroline? Du bist noch ein Kind! Er würde dir alles erzählen, um eine so hochstehende und wohlhabende Frau zu bekommen wie dich. Und du glaubst ihm jedes Wort! Du lässt dein Zuhause, deine Familie und alle deine Zukunftsaussichten hier zurück. Um irgendwo zu leben, wo du keinen Namen haben wirst, keine Gesellschaft und keinerlei Komfort!«
    »Ich werde es gut haben«, beharrte Caroline.
    Eine Woche nach dem Ball hatte Corin Caroline ausgeführt, zum Schlittschuhlaufen auf dem Teich im Central Park, gemeinsam mit Charlie Montgomery und seiner Schwester Diana, die jedoch taktvoll Abstand hielten. Es war später Februar, und der Himmel hatte eine seltsame

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