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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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das letzte Mal gesehen habe, hattest du noch keine Schwester.«
    »Nein, das stimmt. Sie kam erst, als ihr schon lange weg wart. Ein später Bonus, so hat meine Mutter sie immer genannt.« Er macht eine kurze Pause und schmunzelt. »Jetzt ist sie nicht mehr so sicher.«
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja, du hast sie doch kennengelernt. Honey hat nicht gerade das umgänglichste Wesen.«
    »Und was ist passiert? Warum wohnt sie bei dir?«
    »Wegen des Babys. Als sie schwanger wurde, wollte Mum, dass sie es wegmachen lässt. Sie dachte, es würde Honeys Leben ruinieren, so jung ein Baby zu bekommen. Honey hat sich geweigert. Also hat Mum gesagt, schön, dann gib es eben zur Adoption frei, aber auch dazu war Honey nicht bereit. Sie haben sich furchtbar gestritten, und dann hat Keith auch noch seinen Senf dazugegeben. Also ist Honey zur Tür hinausgestürmt, und meine Mutter hat ihr gesagt, sie brauche gar nicht wiederzukommen.« Er seufzt. »Sie sind einfach nur wütend aufeinander, weiter nichts.«
    »Keith ist der neue Mann deiner Mutter?«
    »Sie sind nicht verheiratet, aber ja, könnte man so sagen. Er ist ganz in Ordnung. Ein bisschen spießig.«
    »Ich kann mir deine Mutter nur schwer mit einem Spießer vorstellen.«
    »Tja, Honey auch nicht.«
    »Aber Honey muss doch an ein … konventionelleres Leben gewöhnt sein, oder?«
    »Sie ist mit uns gereist, bis sie sieben war, dann ist mein Dad gestorben. Aber es liegt ihr wahrscheinlich im Blut. Sie hat sich im regulären Leben nie so richtig wohlgefühlt.«
    »Aber jetzt, mit dem Baby … sie kann doch nicht ewig bei dir bleiben?«
    »Nein, kann sie nicht«, sagt er bestimmt, und ich werfe ihm einen Seitenblick zu. Er sieht bedrückt aus, und wieder breitet sich Schweigen im Auto aus.
    »Was ist mit dem Vater passiert?«, frage ich vorsichtig.
    »Was mit ihm passiert ist? Noch nichts. Das könnte sich ändern, wenn ich ihn je in die Finger kriege«, erklärt Dinny grimmig.
    »Aha. Er gibt also nicht gerade den edlen Ritter?«
    »Er ist ein zwanzig Jahre alter Idiot aus irgendeinem Kaff, der Honey erzählt hat, sie könne beim ersten Mal nicht schwanger werden.«
    Ich verziehe das Gesicht. »Aber er ist zwanzig? Dann muss er doch gewusst haben, dass das eine Lüge ist …«
    »Wie gesagt, wenn ich den je erwische … Honey will mir seinen vollen Namen nicht verraten, und auch nicht, wo er wohnt«, sagt Dinny finster.
    Ich werfe ihm einen ironischen Blick und ein Lächeln zu. »Warum wohl«, murmele ich. »Trotzdem, es muss herrlich sein, ein Kind auf diese Weise aufwachsen zu lassen – in dem Leben, das ihr führt. Ihr reist herum, wohin ihr gerade mögt. Keine Hypotheken, kein langweiliges Büro, kein Spagat mit der Kinderbetreuung … Immer draußen in der Natur, kein Wettbewerb um das schickste Auto oder den exotischsten Urlaub«, sage ich zaghaft.
    »Für jemanden wie mich schon, aber für eine Fünfzehnjährige mit einem vaterlosen Kind? Sie ist noch nicht einmal mit der Schule fertig.« Er seufzt. »Nein. Sie muss zurück nach Hause.«
    Ich parke vor dem Herrenhaus. Das Licht, das ich im Arbeitszimmer angelassen habe, beleuchtet die kahlen Bäume am Haus.
    »Danke, Erica. Danke, dass du uns ins Krankenhaus gefahren hast. Du hast das wirklich gut gemacht, vorhin mit Honey – du warst fantastisch«, sagt Dinny und streckt die Hand nach dem Türgriff aus.
    »Warum kommst du nicht kurz rein? Wärm dich ein bisschen auf. Wir haben Cognac, und du könntest duschen, wenn du möchtest. Du bist völlig verdreckt von dem Matsch da draußen«, sage ich. Er sieht mich an und hält auf diese typische, fragende Art den Kopf leicht schief.
    »Du bietest mir eine Dusche an?«, fragt er ungläubig.
    »Oder was du sonst brauchst. Ich finde sicher auch ein trockenes T -Shirt für dich.« Ich verhaspele mich beinahe.
    »Ich halte das für keine gute Idee, Erica.«
    »Ach, Herrgott noch mal, Dinny! Es ist bloß ein Haus. Und du bist jetzt darin willkommen. Du wirst dir schon keinen Konformismus einfangen , wenn du dich kurz unter die Dusche stellst.«
    »Ich bin nicht sicher, wie willkommen ich hier bin. Ich war hier, um mit Beth zu sprechen. Sie hat mich nicht hereingelassen«, sagt er leise.
    »Ich weiß«, sage ich, ehe ich mich zurückhalten kann. Er wirft mir einen fragenden Blick zu. »Ich habe gelauscht. Oben an der Treppe«, gestehe ich.
    Dinny verdreht die Augen. »Immer noch die alte Erica.«
    »Also, kommst du jetzt rein?« Dinny sieht mich lange an, und ich fühle mich

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