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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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entgeistert an, als wäre er schnurstracks aus meinen Gedanken herausspaziert. Der Regen hat ihm das Haar an die Stirn geklebt, und sein Kragen ist gegen die Kälte hochgeschlagen. Ich öffne das Fenster, und der Wind zerrt daran und reißt es mir beinahe aus der Hand.
    »Es tut mir leid, dass ich … dich so spät noch störe, Erica. Ich habe gesehen, dass noch Licht ist. Ich brauche Hilfe.« Seine Lippen sind nass vom Regenwasser, und ich kann es beinahe schmecken. Er keucht und sieht völlig aufgelöst aus.
    »Was ist los? Was ist passiert?«
    »Honey bekommt ihr Baby, und … da stimmt was nicht. Erica, da läuft etwas schief, und alle unsere Wagen stecken fest, weil es die ganze Zeit so pisst … Wir müssen ins Krankenhaus. Kannst du uns fahren? Bitte? Das geht schneller, als wenn wir warten, bis ein Krankenwagen zum Lagerplatz findet …«
    »Natürlich! Aber wenn ich zu euch runterfahre, bleibt mein Auto auch noch stecken …«
    »Nein, nein – komm nur ans Ende des Feldwegs, ja? Ich trage sie zu dir rauf.«
    »Okay. Gut. Bist du sicher, dass du sie tragen kannst?«
    »Fahr einfach, bitte – wir müssen uns beeilen!«
    Dinny verschwindet vom Fenster, zurück in die Dunkelheit. Ich raffe hastig meinen Autoschlüssel und den Mantel an mich und halte nur eine Sekunde inne, weil mir einfällt, dass ich Beth Bescheid sagen sollte. Aber sie schläft wahrscheinlich schon, und ich kann mir nicht die Zeit nehmen, sie zu wecken und ihr alles zu erklären. Ich stecke mir das Handy in die Tasche und laufe zum Auto. Der Regen strömt als ungebrochene Welle über die Windschutzscheibe. Nach dem kurzen Sprint von der Haustür bis zum Auto sind meine Schultern klatschnass. Mein Atem geht schnell, viel zu schnell. Als ich versuche, das Zündschloss zu finden, zittern meine Hände, und ich muss kurz innehalten und mich etwas beruhigen. Die Auffahrt ist voller Pfützen, und ich schieße spritzend und mit hektisch wedelnden Scheibenwischern auf die Straße hinaus.
    Es ist nichts von den beiden zu sehen, als ich am oberen Ende des Feldwegs halte. Das Licht meiner Scheinwerfer erhellt die Hecke und verblasst auf dem Weg zum Lager. Ich renne rutschend den Weg hinab. Der Boden ist glitschig. Gras schlüpft unter meinen Füßen weg, als hätte es sich in nichts aufgelöst. Ich höre, wie der Wind in der Dunkelheit die Bäume quält. Sie rauschen wie ein unsichtbares Meer. Am Ende des Lichtstrahls meiner Scheinwerfer bleibe ich stehen und starre in die schwarze Nacht. Regen dringt durch die Nähte meiner Schuhe. Dann sehe ich sie. Sie kommen nur langsam voran, und als ich ihnen entgegenlaufe, rutscht Dinny aus, fällt auf ein Knie und kämpft darum, mit der Last des schwangeren Mädchens auf den Armen nicht umzukippen. Honey hält sich an seinen Schultern fest, und die Angst verwandelt ihre Hände in Klauen.
    »Kannst du laufen?«, frage ich Honey, als ich sie erreiche. Sie nickt mit verzerrtem Gesicht. »Dinny, lass los! Lass sie aufstehen!«
    Er neigt sich zur Seite, setzt Honeys Füße auf den Boden und stemmt sie dann hoch. Sie steht eine Sekunde lang aufrecht, bevor sie sich zusammenkrümmt und aufschreit.
    » Scheiße! «, heult sie. Ich nehme ihre andere Hand, und ihre Fingernägel bohren sich in meine Haut. Klatschnasses Haar verbirgt ihr Gesicht. »Das kann nicht gut sein … das kann nicht gut sein«, stöhnt sie.
    »Die Fruchtblase ist geplatzt, und das Wasser war ganz verfärbt«, erzählt Dinny mir.
    »Ich weiß nicht, was das bedeutet!«, schreie ich.
    »Es bedeutet, dass das Baby in Gefahr ist«, sagt er. »Und dass wir uns beeilen müssen!« Aber Honey krümmt sich immer noch, und jetzt schluchzt sie laut. Ich weiß nicht, ob vor Schmerz oder vor Angst.
    »Alles wird gut!«, sage ich ihr. »Hör zu – wirklich, wir schaffen das. Bist du sicher, dass du gehen kannst? Es ist nicht mehr weit zum Auto.« Honey nickt mit fest zugekniffenen Augen. Sie keucht wie ein Blasebalg. Mein Herz rast, aber jetzt bin ich ruhiger. Ich habe ein Ziel.
    Wir erreichen den Wagen und manövrieren Honey auf den Rücksitz. Ich bin bis zu den Knien mit Matsch bespritzt. Honey ist klatschnass und beängstigend bleich.
    »Ich fahre. Hilf du Honey«, sagt Dinny und geht auf die Fahrertür zu.
    »Nein! Sie braucht dich, Dinny! Und das ist mein Auto. Die Lenkung ist ein bisschen eigen, wenn es nass ist. Wir sind sicherer, wenn ich fahre«, rufe ich.
    »Fährt endlich einer von euch, verdammt noch mal!«, brüllt Honey. Ich schiebe mich an Dinny

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