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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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und Rädern zu Matsch zerwühlt worden ist. Und da bin ich, zu Matsch zerwühlt von ihm. Mein verloren geglaubter Cousin, der Held meiner Kindheit. Mein Dinny. Es ist vollkommen ruhig und still. Kein Lüftchen regt sich heute. Ich kann ein Auto hören, das über die Straße vom Dorf braust. Die Reifen prasseln durch die stehenden Pfützen. Ich habe keine Telefonnummer von Dinny, keine E -Mail-Adresse, keine Ahnung, in welche Richtung er gezogen ist. Ich drehe mich langsam im Kreis, falls ich irgendetwas hinter mir übersehen habe, etwas, das auf mich gewartet hat, oder jemanden.

Vermächtnis
    1911 –
    C arolines letztes Kind kam 1911 zur Welt, lange nachdem die Bewohner von Storton Manor die Hoffnung auf einen Calcott-Erben aufgegeben hatten. Es hatte zuvor noch zwei Schwangerschaften gegeben – auf die Empfängnis hatte Caroline beide Male sehr lange warten müssen, doch ihr Körper hatte die Kinder abgewiesen, und sie waren verlorengegangen, ehe sie überhaupt richtig angekommen waren. Das kleine Mädchen wurde im August geboren. Es war ein so langer, heißer Sommer wie seit Menschengedenken nicht mehr, und Caroline kam schier um vor Hitze. Sie schlurfte in den Garten, um sich mit geschwollenem Leib in den Schatten zu legen und vor sich hin zu dösen. Die Hitze war so groß, dass sie sich manchmal im Halbschlaf wieder in Woodward County wähnte, wo sie auf Corins Heimkehr wartete. Wenn sich ihr dann ein Bediensteter oder ihr Mann näherten, starrte sie denjenigen erst einmal eine Weile verwirrt an, bis ihr wieder einfiel, wer das war und wo sie sich befand.
    Der Garten war vertrocknet und braun. Ein Junge aus dem Ort, Tommy Westenfell, ertrank im Teich. Seine Füße verfingen sich in irgendwelchem Unkraut auf dem Grund, und er wurde Stunden später von seinem verzweifelten Vater gefunden, blass, reglos und mit schläfrig wirkenden Augen. Mrs. Priddy erkrankte plötzlich auf dem Heimweg vom Metzger mit einer ganzen Lammkeule im Arm und musste drei Tage lang das Bett hüten, mit fleckiger, stark geröteter Haut. Estelle und Liz, Cass’ rundliche Nachfolgerin, arbeiteten schwer, um sie zu ersetzen, und ihre Uniformen waren nass geschwitzt. Überall roch es nach verdorrter Erde, Schweiß und heißer, trockener Luft. Die Steinfliesen der Terrasse verbrannten Caroline die Füße noch durch die Sohlen ihrer Pantoffeln hindurch. Henry Calcott, der sich inzwischen in Gegenwart seiner Frau nicht mehr wohlfühlte, blieb gerade lange genug zu Hause, um mitzuerleben, wie das Kind sicher und gesund zur Welt kam. Dann verließ er Wiltshire, um Freunde am Meer zu besuchen, in Bournemouth.
    Die Wehen waren lang und kräftezehrend, und Caroline fiel zum Schluss in eine Art Delirium. Der Arzt flößte ihr durch einen Tubus, der ihr in den Hals geschoben wurde, Flüssigkeit ein, und sie starrte in verständnislosem Entsetzen aus dem Bett zu ihm empor. Liz und Estelle kümmerten sich in den ersten paar Tagen um das Baby und wechselten sich damit ab, ihre Herrin mit feuchten Wickeln zu kühlen. Caroline erholte sich schließlich, doch als sie ihr das Kind brachten, glitt ihr Blick teilnahmslos darüber hinweg. Dann wandte sie das Gesicht ab und wollte das Baby nicht stillen. Eine Amme wurde aus dem Dorf rekrutiert. Caroline hatte sicher sein wollen, dass ihre kleine Tochter überleben würde, ehe sie es wagte, sie zu lieben, und während erst Monate und dann Jahre vergingen, erkannte sie, dass sie zu lange gewartet hatte. Das kleine Mädchen schien gar nicht zu ihr zu gehören, und sie konnte es nicht lieben. Das Kind war schon zwei Jahre alt, als es auch nur einen Namen bekam. Estelle, Liz und die Amme hatten sie die ganze Zeit über Augusta genannt, doch eines Tages blickte Caroline leidenschaftslos in die Wiege und verkündete, das Kind solle Meredith heißen, nach seiner Großmutter.
    Meredith war ein einsames Kind. Sie hatte keine Geschwister, mit denen sie spielen konnte, durfte aber auch nicht mit den Kindern aus dem Dorf spielen, die sie auf den Wiesen und Wegen um das Herrenhaus herumtoben sah. Der Haushalt war inzwischen recht heruntergekommen, und das Dorf Barrow Storton war ein trauriger, stiller Ort, da die meisten jungen Männer fortgezogen waren, um auf dem europäischen Festland zu kämpfen und zu sterben. Henry Calcott hielt sich vorwiegend in der Stadt auf, wo seine Spielleidenschaft so viel Geld verschlang, dass mehrere Angestellte, da runter Liz und das Küchenmädchen, entlassen werden muss ten. So blieb nur

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