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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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trat an den Ofen, um sich aufzuwärmen.
    Später, als sie allein beim Abendessen saßen, sprach Corin offen.
    »Als ich heute nach Hause gekommen bin, da … mir hat nicht gefallen, was ich da gesehen habe, Caroline«, erklärte er.
    »Was meinst du damit?«, fragte sie mit pochendem Herzen.
    »Du hast nur dagesessen, gemütlich im Warmen, während Maggie so schwer gearbeitet hat.«
    »So war es nicht! Ich habe auch gearbeitet, ich habe geflickt! Frag Magpie … Ich habe nur kurz innegehalten, um ihr die Geschichte von Adam und Eva zu erzählen …« Caroline verstummte kläglich.
    »Ich weiß, dass du es gewohnt bist, Dienstboten zu haben, Caroline, aber Magpie ist keine Dienerin. Natürlich wollte ich, dass sie dir im Haus hilft, aber sie hat keine Zeit, hier alles zu erledigen. Sie muss sich um ihren eigenen Haushalt kümmern, und bald wird sie nicht mehr so viel arbeiten können. Du musst ihr mehr helfen, Liebste«, schloss er sanft. Er brach ein Stück Brot ab und zerkrümelte es gedankenverloren zwischen den Fingern.
    »Sie hilft mir doch! Ich meine, ich helfe ihr auch – wir teilen uns die Arbeit! Und was meinst du damit, dass sie bald nicht mehr so viel wird arbeiten können? Warum denn nicht?«
    »Liebling.« Corin blickte mit gesenktem Kopf durch seine buschigen goldenen Augenbrauen zu ihr auf. »Maggie ist schwanger. Sie und Joe bekommen ein Baby. Ihr erstes.« Er wandte mit ernster Miene den Blick wieder ab, und in dieser Geste sah Caroline einen Vorwurf. Tränen traten ihr in die Augen, und ein Gefühl schnürte ihr die Luft ab, das ein wenig Zorn glich, aber auch Trauer und Schuld. Eine unerträgliche Mischung aus allen dreien brannte in ihrem Magen und ließ ein Brausen in ihren Ohren tönen. Sie sprang hastig vom Tisch auf, lief ins Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich.
    In einem leichten Buggy, gezogen von einem braunen Pferd mit stolz erhobenem Kopf, war die Reise nach Woodward an einem Tag zu bewältigen, wenn man im Morgengrauen auf brach und nur eine Pause zum Mittag machte, damit die Pferde sich ausruhen und trinken konnten. Die meisten Arbeiter und Cowboys der Farm begleiteten sie zu Pferde, darunter auch Joe und Magpie. Caroline beobachtete die junge Indianerin, die auf einem drahtigen grauen Pony ritt, und fragte sich, wie sie die verräterische Schwellung um die Leibesmitte hatte übersehen können, und auch die vorsichtigere Art, mit der sie sich bewegte.
    »Ist es denn klug, dass Magpie in ihrem Zustand reitet?«, flüsterte Caroline Corin zu, obwohl sie beim Trappeln der vielen Hufe, dem pfeifenden Wind und dem Knarren und Klappern der Räder mit Sicherheit niemand hören konnte.
    »Das habe ich Joe auch gefragt.« Corin lächelte. »Er hat mich nur ausgelacht. Die Ponca-Frauen sind wohl ein bisschen zäher als weiße Frauen.« Ein paar zarte Regentropfen wurden vom Himmel herabgeweht. Caroline erwiderte nichts, doch Corins Bemerkung schmerzte sie. Sie hörte eine Andeutung darin – ob er sie nun beabsichtigt hatte oder nicht: dass sie schwach war und hier im Westen versagte, als Frau und als Ehefrau.
    Sie erreichten Woodward, als es schon dunkel wurde, und nahmen ein Zimmer im Central Hotel. Joe, Magpie und die Viehtreiber verstreuten sich in den Saloons der Stadt – Equity, Midway, Shamrock und Cabinet Saloon –, einige von ihnen suchten das Bordell von Dollie Kezer im Dew Drop Inn auf, andere besuchten Freunde zu Hause. Caroline tat von der langen Fahrt der Rücken weh, und sie war müde, dennoch drängte sie Corin, mit ihr zu schlafen. Sie schloss die Augen, als er sich in sie ergoss, und betete: Durch welche Magie auch immer ein Kind erschaffen wurde, diesmal möge es geschehen – diesmal.
    Carolines Lebensgeister waren bei der Aussicht, zur Frühlingsgala und zum Ball in die Stadt zu fahren, jubelnd erwacht. Anlässe außerhalb der Ranch waren äußerst selten, und sie hatten die Farm vier Monate lang nicht mehr verlassen, nicht seit der Silvesterparty bei den Fossets. Woodward, das ihr bei ihrer Ankunft aus New York wie ein hinterwäldlerisches Dorf vorgekommen war, erschien ihr nun als lebendiger Mittelpunkt der Vielfalt und Geschäftigkeit. Doch selbst diese Tatsache machte Caroline traurig. Der folgende Tag zog strahlend schön herauf, und die Straßen wimmelten von Cowboys und Siedlern gleichermaßen. Sie bildeten zwei dicke Schlangen, die sich mehrere Häuserblocks weit an der Main Street entlangzogen und sich leicht wellenförmig bewegten, um die Stufen und

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