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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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schimmerte auf Strumpets schwarzem Fell, und der Stute lief der Schweiß über die Vorderbeine. Caroline richtete sich im Sattel auf, steif vor Verlegenheit. Die Cowboys, deren Namen sie sich immer noch nicht merken konnte, tippten sich an die Hutkrempe und zügelten ihre Pferde, und einen grässlichen Augenblick lang fürchtete sie, die Männer würden innehalten und den Rest ihrer Reitstunde mit ansehen. Mit scharlachroten Wangen winkte sie ihnen kurz zu. Die Männer ritten so natürlich, wie Magpie kochte und arbeitete, und saßen bequem im Sattel, als wären ihre Körper eigens dafür geschaffen. Zu ihrer unendlichen Erleichterung ritten sie weiter zu den Pferdetränken, und nur Corin hielt am Zaun des Pferchs.
    »Nein, so was! Sieh dich nur an! Du siehst großartig aus da oben, Liebste!«, rief er strahlend, setzte den Hut ab und rieb sich den erhitzten Kopf.
    »Möchten Sie rüberreiten?«, fragte Hutch, und Caroline nickte. »Na, dann los. Sie wissen doch, wie es geht«, drängte er sie. Vorsichtig wandte Caroline den Kopf der Stute herum und überzeugte sie davon, zum Zaun zu gehen.
    »Das ist fantastisch, Caroline! Ich freue mich, dich endlich auf einem Pferd sitzen zu sehen!«, erklärte Corin.
    »Ich werde es nie schaffen, sie allein zu satteln – der Sattel ist furchtbar schwer!«, entgegnete Caroline mit nervösem Lächeln.
    »Tja, das mag sein. Aber du kannst jederzeit einen der Jungs fragen, sie werden dir helfen. Es ist immer irgendjemand da, und sie stolpern doch über ihre eigenen Füße, um einem so hübschen Mädchen wie dir einen Wunsch zu erfüllen!« Corin grinste.
    »Kann ich jetzt absteigen, Hutch?«, fragte sie.
    »Ich glaube, das reicht für den ersten Tag«, sagte Hutch nickend und zog sich die Jeans hoch. »Noch ein paar Runden wie heute, und wir können Sie Annie Oakley nennen!«
    Caroline kam sich schon viel weniger wie ein Greenhorn vor, während sie Hutchs Erklärung lauschte, wie man am besten abstieg. Aber irgendwie verfing sich ihr Stiefel im Steigbügel und ihre Röcke wickelten sich um die Knie, so dass sie beim Absteigen vornüberfiel und bäuchlings im Sand landete. Der Sturz presste ihr die Luft aus der Lunge. Hinter ihr gab Clara ein überraschtes Schnauben von sich.
    »Verdammt! Hast du dir etwas getan, Caroline?«, fluchte Corin und schwang sich hastig aus dem Sattel.
    »Tja, so war das eigentlich nicht gedacht«, bemerkte Hutch ruhig, nahm sie beim Arm und half ihr, sich aufzusetzen. »Bleiben Sie noch einen Moment sitzen, bis Sie wieder zu Atem gekommen sind«, riet er ihr, doch Caroline hatte nicht die Absicht, auch nur einen Augenblick länger als nötig im Schmutz zu sitzen, dazu noch so dicht neben Claras Hufen. Zittrig rappelte sie sich auf. Sie hustete, und ihre Augen tränten, weil sie Sand hineinbekommen hatte. Ihr Nacken war gestaucht, und sie hatte sich das Handgelenk verrenkt. Sie war vom Scheitel bis zum Kleidersaum mit Staub bedeckt. Böse funkelte sie Corin an, wütend über ihre eigene Ungeschicklichkeit und gleichzeitig zutiefst beschämt.
    »Na, Sie sehen so wild aus wie Inferno, wenn Sie so feurig dreinschauen«, bemerkte Hutch bewundernd.
    »Und genauso rot«, fügte Corin grinsend hinzu.
    » Lach nicht über mich!«, herrschte Caroline ihn an, die von Frustration und heißem Zorn beinahe verzehrt wurde. Sie machte auf dem Absatz kehrt und stapfte auf das Haus zu. Ihre Beine waren von dem Schreck und auch vom Reiten noch immer wackelig. Sie war so enttäuscht, dass sie es kaum ertragen konnte – wieder hatte sie versagt, sich zum Gespött gemacht.
    »Ach, zum Teufel, Caroline! Komm zurück! Ich habe nicht über dich gelacht!«, hörte sie Corin hinter sich rufen, doch sie straffte die Schultern, so gut es ging, und eilte weiter.
    Der Herbst hielt Einzug auf der Prärie, mit einer Reihe heftiger Gewitter und starkem Hagel, der sich dem schwarzen Himmel entriss. Hutch kam eines Abends von den Weiden zurück und wärmte sich am Ofen auf, während er vom Verlust dreier Rinder berichtete. Ein Blitz war mitten in die Herde gefahren, hatte die Tiere wie Konfetti in die Luft geschleudert und sie getötet. Caroline erbleichte, als sie diese Geschichte hörte, und Corin warf seinem Vorarbeiter einen warnenden Blick zu, den der arme Mann, der mit klappernden Zähnen und zu roten Klauen erstarrten Händen vor dem Ofen saß, nicht bemerkte. Aber diese finstere Jahreszeit währte nur kurz, und schon bald setzte der Winter ein. Corin kam steif und ungelenk zum Essen

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