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Das Geheimlabor

Das Geheimlabor

Titel: Das Geheimlabor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerritsen Tess
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als hätten wir dieselbe Richtung.“
    „Gütiger Himmel, hoffentlich nicht!“ Er startete den Motor und ließ ihn ein paarmal aufheulen.
    Jemand schrie: „Leb wohl, Süßer!“
    Jack warf Cathy einen trockenen Blick zu. „Weißt du, du solltest wirklich etwas wegen der Gesellschaft tun, in der du dich aufhältst. Ciao, Zuckerstück!“
    Der Jaguar fuhr mit kreischenden Reifen an.
    Cathy drehte sich um und sah, dass alle Augen auf sie gerichtet waren. Automatisch schob Victor sich dicht an sie heran, ein müder und hungriger Mann, der einer müden und hungrigen Menge gegenüberstand.
    Jemand rief: „Wer ist denn der Typ in dem Jaguar?“
    „Mein Exmann“, antwortete Cathy.
    „Der ist aber besser dran als du, Süße.“
    „Was du nicht sagst.“ Sie hielt den Make-up-Koffer hoch und schaffte ein sorgloses Lachen. „Ich bitte den Kretin um meine Kleider, und er bringt mir frische Unterwäsche zum Wechseln.“
    „Baby, läuft das nicht immer so?“
    Die Männer verzogen sich wieder.
    „Wir haben eine halbe Stunde, um den Bus zu erwischen“, sagte Victor und drängte sie voran. „Wir müssen los.“
    Sie hasteten die Straße entlang, als Cathy plötzlich stockte. „Victor ...“
    „Was ist los?“
    „Sieh nur.“ Sie deutete aufgeregt auf einen Zeitungsstand. Ihre Hand zitterte dabei.
    Die Schlagzeile des San Francisco Examiner lautete: „Zwei Opfer, identischer Name. Polizei untersucht Zusammenhänge.“ Daneben befand sich das Foto einer jungen blonden Frau. Die Bildunterschrift war durch den Knick verborgen, aber Cathy brauchte sie nicht zu lesen. Sie erriet den Namen der Frau.
    „Zwei“, flüsterte sie. „Victor, du hast Recht gehabt ...“
    „Um so mehr für uns ein Grund, aus der Stadt zu verschwinden.“ Er zog an ihrer Hand. „Beeil dich!“
    Sie ließ sich von ihm wegführen, doch während sie die Straße entlanghasteten, bewahrte sie das Bild einer blonden Frau in ihrer Erinnerung.
    Das zweite Opfer.
    Die zweite Catherine Weaver.
    Streifenpolizist O’Hanley war eine hilfreiche Seele. Er passte nicht in die raue Polizeitruppe. Er wollte nichts weiter, als einem Kind den Kopf tätscheln und eine alte Oma vor einem Straßenräuber retten.
    Deshalb fand er diesen Auftrag so frustrierend. Dieses Herumstehen im Busbahnhof und Ausschauhalten nach einem Mann, den ein Zeuge vielleicht vor ein paar Stunden gesehen hatte.
    O’Hanley hatte so einen Typ nicht gesehen. Und er hatte jede Person betrachtet, die zur Tür hereingekommen war. Ein trauriger Haufen, da heutzutage jeder, der es sich gerade leisten konnte, ein Flugzeug nahm. Aber wie diese Leute aussahen, konnten sie sich gar nichts leisten.
    Zum Beispiel dieses Paar da drüben. Vater und Tochter, schätzte er. Beide heruntergekommen. Die Tochter war in einen alten Regenmantel gehüllt, den Kragen hochgeschlagen, dass man nur windzerzausteHaare sah. Der Vater war ein noch traurigerer Anblick, hageres Gesicht, weißer Schnurrbart, alt wie Methusalem.
    Über Lautsprecher wurde in diesem Moment Bus vierzehn nach Palo Alto ausgerufen.
    Der alte Mann und seine Tochter standen auf.
    O’Hanley sah besorgt zu, wie das Paar durch den Bahnhof schlurft. Die Frau trug nur einen kleinen Koffer, der jedoch schwer wirkte. Und sie hatte bereits alle Hände voll zu tun, den alten Mann in die richtige Richtung zu führen. Doch sie kamen voran, und O’Hanley nahm an, dass sie es bis zum Bus schafften.
    Bis dieser Junge mit ihnen zusammenstieß.
    Er war ungefähr sechs, die Art von Kind, von der keine Mutter zugeben will, dass sie es hervorgebracht hat. Während der letzten halben Stunde war der Junge durch den Bahnhof gewandert, hatte Sand aus Aschenbechern verstreut, Koffer umgeworfen und mit Türen von Gepäckschließfächern geklappert. Jetzt lief er. Dieser Junge lief allerdings rückwärts.
    O’Hanley sah es kommen. Der alte Mann und seine Tochter näherten sich langsam dem Ausgang zu den Bussen. Der Junge lief auf die beiden zu. Unvermeidlicher Zusammenstoß. Der Junge knallte gegen die Knie der Frau, der Koffer flog aus ihrer Hand. Sie taumelte gegen ihren Begleiter. Der erstarrte O’Hanley erwartete, dass der alte Knacker umfiel. Zu seiner Überraschung fing der alte Mann die Frau einfach in seinen Armen auf und stellte sie wieder auf die Beine.
    O’Hanley eilte ihnen zu Hilfe und erreichte die Frau, als sie gerade wieder ihr Gleichgewicht fand. „Alles in Ordnung, Leute?“ fragte er.
    Die Frau reagierte, als hätte er sie geschlagen. Sie starrte

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