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Das Geheimnis am goldenen Fluß

Titel: Das Geheimnis am goldenen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Canter Mark
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Er sah hinunter und legte einen Hebel um. Ein Brocken umherfliegender Baumrinde schlug ihm gegen die Nase. Tränen schossen ihm in die Augen und verschleierten seine Sicht. Er blinzelte und schüttelte den Kopf und spritzte sich dabei aus der Nase laufendes Blut auf die Wangen.
    Er drückte den Abzug und mähte einen Gummibaum entzwei. Er schoss noch mal, hörte einen Schrei und sah vor sich eine Gestalt nach hinten umkippen. Links von ihm ging eine Mine hoch, und ein Schleier rot aufblitzender Lava flog durch sein Sichtfeld. Als er wieder bei Sinnen war, kniete er im Schlamm. Die dunklen Gestalten stürmten weiter auf sie zu. Mason feuerte kniend aus seinem automatischen Gewehr und sah zwei weitere Vietcong umfallen. Aus der Nasenhöhle quoll ihm Blut in den Rachen, doch er fühlte keinen körperlichen Schmerz. Er hatte nie zuvor solche Angst gehabt.
    Irgendwann erstarb das Krachen und Rattern der Granaten und Gewehre. Affen, Papageien und Menschen schrien und weinten. Alles roch nach Schießpulver, Regen und Blut. Der Monsun hatte nicht nachgelassen.
    Mason klaubte seinen Verbandskasten aus dem Dreck, schleppte sich zu den wenigen Überlebenden und stieß Morphiumspritzen durch blutgetränkte Uniformen. Tommy forderte über Funk einen Hubschrauber an; er hielt den Hörer mit der einen ihm verbliebenen Hand. Nachdem Mason ihm am Handstumpf eine Aderpresse gelegt und ihm eine doppelte Morphiumdosis verabreicht hatte, lief er zurück, um nach Gib zu schauen.
    Gibs rechte Wange war aufgerissen und bis zum Wangenknochen verbrannt; sein Mund stand offen, und ein Blutfaden lief ihm übers Kinn. »Ich bin in Ordnung«, sagte Gib. »Kümmere dich um die anderen.«
    »Hab ich schon. Nur Tommy, Clark und Frog sind noch am Leben.«
    »Scheiße.« Gib hustete. »Verdammte Scheiße.«
    Mason öffnete Gibs Uniformhemd und entdeckte eine Schulter- und Armwunde, die nicht kritisch aussah. »Du Glücksschwein, das ist bald wieder geheilt. Aber das wird dich definitiv nach Hause bringen. Sieht aus, als müsstest du lernen, mit links zu malen.«
    Gib lächelte schief. »Und du wirst mich begleiten, Kumpel. Das da in deiner Schulter ist keine Schusswunde, das ist ein Flugticket nach Frisco.«
    »Yeah. Das Ticket fängt langsam an, höllisch zu brennen.« Mason pumpte eine Dosis Morphium in Gibs Arm und injizierte sich selbst einen Schuss.
    Nach einer Minute seufzte Gib, umnebelt aussehend. »Ah, Mace, du bist ein erstklassiger Sanitäter, aber ein lausiger Schütze.«
    »Gott sei Dank«, sagte Mason. Als das Schmerzmittel zu wirken begann, stöhnte er leise vor Erleichterung.
    »Mann, du siehst beschissen aus«, sagte Gib. »Nur gut, dass Tree dich wegen deines Charmes liebt.«
    Als Gib die letzten Worte seines Satzes sprach, sprang hinter einem Leichenhaufen zwischen den niedergemähten Gummibäumen ein Vietcong auf. Der Feind taumelte auf sie zu und feuerte aus seinem umherschwankenden Gewehr. Im Knien riss Mason seine M-16 hoch, um das Feuer zu erwidern. Gib richtete sich auf und schoss aus der Hüfte. Mason wurde von einer Kugel in die rechte Schulter getroffen und fiel rückwärts in den Schlamm, im Fallen noch den Abzug drückend.
    Gib schrie auf.
    Als Mason sich wieder aufsetzte, war der Angreifer tot, und Gib war es auch. Mason hatte Gib aus nächster Nähe mit zwei oder drei Feuerstößen durchsiebt.
    »Gib!«, brüllte Mason. Gibs Brustkorb war aufgerissen, ein glitschiger Krater aus Muskeln und Lungen. Regentropfen prasselten in blaue Augen. Ruckartig verkroch Mason sich in sein Inneres, als wollte er seinen Verstand eine Million Kilometer von der Tatsache fortreißen, dass sein Freund tot neben ihm im Schlamm lag.
    Dann schmeckte Mason einen feucht-erdigen Geschmack auf der Zunge und erinnerte sich an den Ling-Chih und plötzlich – in der Pause zwischen zwei Herz-Schlägen – öffnete sich ein Fenster; Masons Geist schwamm hindurch. Es kam ihm vor, als würde er über einer Art Drehscheibe möglicher Zukünfte schweben, mit einer Vielzahl von Pfaden, die von diesem Augenblick im Dschungel in verschiedene Richtungen weiterführten.
    Er konnte sich für Gibs Tod die Schuld geben. Er würde alle Gefühle in sich abstellen und den Rest seines Lebens unempfindsam bleiben müssen, um mit einem solchen Schuldgefühl zurechtzukommen. Die Konsequenzen dieses Pfades kannte er bereits; er hatte diesen Pfad schon einmal beschritten.
    Nun sah Mason einen alternativen Pfad. Er akzeptierte, dass er sich mit dem Gewehr ungeschickt

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