Das Geheimnis Dauerhaften Gluecks
zu wechseln.
Der abhängige Partner wiederum wird durch die Autonomie des anderen gezwungen, sich selbstständiger zu entwickeln, was auch das Gefühl von eigener Gestaltungskraft anstatt Ohnmacht stärkt. Clara hätte schrittweise kleine Jobs in ihrer Branche annehmen können und bei geeigneter Kinderbetreuung durch das Au-pair oder ein Kindermädchen noch ein Leben außerhalb der Mutterrolle haben können. So wäre sie auch mit mehr Menschen in Kontakt gekommen und hätte leichter einen eigenen Freundeskreis in der für sie noch fremden Stadt aufbauen können. Die Folge: ein Zuwachs an Zufriedenheit mit sich und eine gemilderteErwartung an Heinrich. Clara wäre unabhängiger und hätte nicht ständig das Gefühl, dass sie nur Heinrich zuliebe da lebt, wo sie jetzt lebt, sondern weil sie sich dazu entschieden hat.
Weiterhin hätte dies einen inneren Prozess zur Folge: Clara hätte sich von der Idee verabschiedet, weiter als ungebundene Frau zu leben. Früher oder später hätte sie auch anerkennen müssen, dass sie keine unbegrenzte Erfüllung eigener Bedürfnisse erwarten kann, sondern auch Verzicht leisten muss, insbesondere dann, wenn kleine Kinder das Paarleben verändern: Der sehnliche Wunsch nach einem eigenen Kind und einem beruflich erfolgreichen Mann, der ihr einen gehobenen Lebensstandard bietet und seinen Beruf mitten in der Aufbauphase einer eigenen Praxis nicht als Teilzeitkraft ausüben kann, bringt den Verzicht auf individuelle Freiheit mit sich. Materiell besser versorgt und von der eigenen Pflicht zu arbeiten enthoben zu sein bedeutet aber gleichzeitig, kein ebenbürtiges Familienmodell leben zu können, wie etwa mit einem Mann, der beruflich geringer belastet ist (und weniger verdient), dafür aber mehr Zeit zu Hause verbringt. Clara hätte sich auch die Vorteile ihrer neuen Lebenssituation vor Augen führen sollen und nicht immer nur die Nachteile. Dies bedeutet auch, destruktive Gedanken zu stoppen und diese durch positive zu ersetzen, Augenblicke zu genießen und wertzuschätzen, sich an dem zu freuen, was durch die Partnerschaft an Neuem hinzugekommen ist, nicht mehr einsam zu sein, den erfüllten Kinderwunsch und die materielle Versorgung auszukosten.
Bei eigenem Unwohlsein oder aufkommenden Gefühlen von Unzufriedenheit hätte Clara zunächst selbst nach Lösungen für sich suchen können, anstatt von Heinrich eine (Er-)Lösung zu erhoffen.
Kurzum: Die Liebe zu Heinrich wäre damit so zu definieren, dass aus »Ich liebe dich, weil ich dich brauche« ein»Ich komme auch alleine ganz gut zurecht, ich kann mir mein Leben auch selbst wohlig gestalten, aber
mit
dir ist es schöner«, also ein »Ich brauche dich, weil ich dich liebe« entstehen kann.
Den Stern wiederfinden
Anregungen zum Nachdenken und gemeinsamen Reflektieren sind folgende:
Hinterfragen Sie unbefriedigende Zustände in Ihrem Leben zunächst selbst und suchen Sie nach einer Lösung, die Sie unter Ihrer eigenen Regie angehen: »Ich bin unzufrieden, weil ich mich so wenig bewege, dann buche ich ab dem nächsten Monat einen Kurs in der Fitnessanlage«, »Ich leide unter meiner Arbeitsituation, ich suche mir eine Alternative oder engagiere mich für eine Lösung innerhalb der Arbeitsstelle.«
Derjenige, der immer wieder dazu neigt, in die »Kümmererrolle« zu gleiten, kann sich fragen: »Wird es mir nicht manchmal zu viel?«, »Bemerke ich, dass ich anfange, Zeiten des Alleinseins zu genießen, weil ich mich nur dann entspannen kann, nicht ständig die Befindlichkeit meiner Partnerin im Auge habe?«, »Traue ich mich auch mal, ›Nein‹ zu sagen?«
Seien sie ehrlich zu sich und Ihrem Partner. Hinterfragen Sie Ihr Denken und unterscheiden Sie einen gesunden Egoismus vom landläufigen Verständnis von Egoismus, welcher mit sozial unverträglichem Verhalten einhergeht und rücksichtslos an den eigenen Vorteilen orientiert ist. Sich selbst die Wichtigkeit eigener Bedürfnisse zuzugestehen ist nicht verwerflich, sondern hilft, auf Dauer ein verlässlicher Partner zu sein, der keine überdimensionierten Zugeständnisse macht und deswegen irgendwann aufDistanz gehen muss. Wie wird es ihrer Partnerin gehen, wenn Sie nach Jahren erfährt, dass ihre umwerfende Fürsorglichkeit ihnen eigentlich oft zu viel und nicht immer ehrlich gemeint war? Dann lieber dem anderen rechtzeitig kleinere Abgrenzungen zumuten und mit den eigenen Kräften gesund haushalten.
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