Das Geheimnis Dauerhaften Gluecks
organisieren kann als du, aber diese Rolle möchte ich eben nicht ständig einnehmen! Mal kann ich mich auch versorgen lassen, die Füße hochlegen und dringend zu erledigende Einkäufe an den anderen delegieren. Auch dieses Abgeben sollte nicht zum Dauerzustand werden. Nur im fließenden Wechsel kommen Geben und Nehmen in ein ausgewogenes Verhältnis und der Liebesstern kehrt zurück auf seine Bahn.
»Wir machen alles gemeinsam«
Viel Zusammensein sichert die Liebe. Gemeinsames Erleben hat Priorität vor Alleingängen. Paare, die ihre Beziehung nach diesem Prinzip leben, führen Team- oder Geschwisterpartnerschaften mit maximaler Überschneidung in allen Lebensbereichen: gemeinsame Hobbys, gemeinsame Interessen, gemeinsame Freunde, überschneidende Berufsfelder. Fühlen, Wollen und Denken sind bei solchen Paaren sehr ähnlich und bestehende Unterschiede werden meist verleugnet und voreinander verheimlicht. Meist werden solche Beziehungen zu einer von außen bewunderten, harmonischen Ehe, jedoch ohne Spannung, was sich früher oder später nachteilig auf die erotische Anziehung auswirkt und zum Verlust der Liebe führen kann. Nicht selten findet einer der Partner in einer Außenbeziehung die verloren gegangene Faszination des Fremden und Unvertrauten wieder.
Die Geschichte
Anna und Rolf haben sich im Kindergarten schon gekannt. Sie gingen im gleichen Dorf in die Schule und hatten gemeinsame Freunde. Mit 16 verliebten sie sich ineinander und nachdem Rolf noch einen kurzen Flirt mit Ilona hatte, wurden sie ein festes Liebespaar und wegen ihrer stabilen Beziehung von vielen beneidet. Sie zogen nach dem Abitur zusammen in eine Stadt und studierten beide Theologie.Was sie verband, waren gemeinsame Wurzeln, eine gemeinsame Sprache, ähnliche Vorstellungen über die Welt und das Leben als solches. Sie machten ihre ersten Reisen zusammen und bevorzugten beide Wanderurlaube in den Bergen. Sie unterstützten sich im Studium bei Prüfungen, und bei der Auseinandersetzung mit ihrem unangenehmen Vermieter hielten sie zusammen wie Pech und Schwefel.
Anna und Rolf heirateten mit Mitte 20 und feierten ein rauschendes Fest mit vielen Freunden und Verwandten. Der Pfarrer hatte in seiner Ansprache den eindringlichen Rat formuliert: »Und gebet einander genügend Raum, damit jeder sich entfalten kann nach seiner Art …«, aber da sie so viele gemeinsame Interessen hatten, die sogar das Berufliche mit einschlossen, hatte keiner von beiden das Gefühl von Einschränkung. Es war klar, dass sie alles erst miteinander besprachen, ehe sie etwas entschieden, denn sie verstanden sich gut. Keiner tat einen Schritt, ohne nicht den anderen darüber zu informieren. Anna wusste immer, wo Rolf war, und Rolf wusste immer, was Anna gerade zu tun hatte.
Nach dem Ende des Studiums geschah dann das Wunderbare: Sie erhielten in der Schweiz eine gemeinsame Pastorenstelle. Beide waren glücklich, denn nur ein besonderer Zufall machte es möglich, dass sie in der gleichen Gemeinde tätig werden konnten. Anna wurde nach zwei Jahren schwanger und Laura wurde geboren. Auch diese neue Lebensphase meisterten sie als gut eingespieltes Team prima. Rolf kümmerte sich gleichermaßen um die Beschaffung der Babyausstattung wie Anna und er verpasste keinen der angebotenen »Elternabende für junge Paare«.
Sie waren nun schon über zehn Jahre ein Paar und es hatte keinen Tag gegeben, an welchem sie sich nicht gesehen hatten. Beide bemerkten zwar, dass sie in der Sexualität und Entdeckung von Lust und Leidenschaft eher unsicher waren; so ergab es sich, dass bereits Jahre vor der Schwangerschaftbeiden die große Leidenschaft fehlte. Sie kuschelten gerne und lagen eng beieinander, aber für Rolf und auch für Anna hätte es gerne etwas aufregender sein können. Rolf war unsicher und wusste nicht, wie er auf Anna zugehen sollte. Sie wiederum litt lange unter dem Verdacht, ihrer einstigen Konkurrentin Ilona nicht das Wasser reichen zu können, und vermutete, dass Rolf ihr nicht alles über seine Erfahrungen mit Ilona verraten hatte. Beide vermieden es, über ihre sexuellen Wünsche zu sprechen. Das hatten sie nicht gelernt. Sie hofften, die Leidenschaft werde sich mit der Zeit von alleine entwickeln, und arrangierten sich mit ihrer Unzufriedenheit dadurch, dass in den übrigen Bereichen der Beziehung alles so gut zusammenpasste.
Als Laura fünf Jahre alt war, entdeckte Anna, dass Rolf eine Geliebte hatte. Dieser Schock saß tief, hatte sie
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