Das Geheimnis Dauerhaften Gluecks
sollte zumindest ein Engagement in dieser Hinsicht für den anderen spürbar werden, auch wenn man nie »quitt« sein wird, Wichtig ist vor allem, dass ich mein Glück im eigenen Leben nicht allein vom Verhalten des anderen abhängig mache, sondern stattdessen lerne, selbst dafür Verantwortung zu übernehmen und mich zu freuen über das, was bereits an Gutem vorhanden ist. Ziel ist es, mir unabhängig vom Verhalten meines Partners ein zufriedenes Leben zu gestalten und mich mit den realen Fakten meiner Lebenswirklichkeit, auch denen, die mir Mühe machen, auszusöhnen.
Wenn der Stern vom Himmel fällt
Am Anfang ihrer Liebe erlebten Clara und Heinrich den siebten Himmel deshalb so intensiv, weil jeder das Grundbedürfnis des anderen perfekt versorgen konnte. Clara sehnte sich nach dem starken, verlässlichen Mann, der ihre Wünsche sensibel wahrnehmen und ernst nehmen konnte (etwas, was sie als Kind in der Figur ihres Vaters so vermisst hatte). Und Heinrich wollte endlich eine Frau glücklich machen können, und zwar mit Erfolg (was ihm bei seiner ersten Ehefrau nicht gelungen war). In dieser perfekten Symbiose hätten beide noch gut eine Weile voneinander profitieren können.
Aber der Verlauf des Lebens ist nicht stabil und nicht immer gleich. Mit dem Wandel vom Paar zur Familie und zugleich einer berufsbedingten Ungleichverteilung von Familien- und Berufsleben verlor Clara ein großes Stück Autonomie.So sehr sie sich das Kind ersehnt hatte, so stark veränderte es doch ihr bisheriges, recht frei gestaltetes Leben. Davon überzeugt, dass Heinrich doch ihr »Glücksritter« sei, erwartete Clara auch in der veränderten Situation von ihm, dass er sie froh und glücklich machen solle. Dieser dagegen geriet nun übermäßig unter Druck, da er an seine Grenzen des Gebens stieß und spürte, dass er Clara nicht alles abnehmen konnte, was das Mutterdasein an Verzicht und Veränderungen mit sich brachte. Er hoffte und setzte auf die Zeit, bis ihr Sohn Paul etwas größer sein würde.
Bis dahin sammelte sich aber eine Menge Verletzungen an, die darin gipfelten, dass Clara sich ihm körperlich völlig entzog. Jetzt waren Geben und Nehmen in ein völliges Ungleichgewicht geraten und Heinrich verlor seine größte Kraftquelle: in allen Nöten Claras Retter sein zu können.
Clara spürte, wie Heinrich mit der Zeit immer unwilliger wurde, und verbuchte seinen beginnenden Rückzug als Liebesentzug und Bestrafung. Es bestätigte ihr die alte, von ihrer Mutter übernommene Auffassung, »dass Männer eben doch nichts taugen«, und als Beweis dafür erlebte sie seine fehlende Bereitschaft, sich weiterhin für ihre Sorgen zu interessieren. Sie blieben wegen Paul zusammen, denn keiner wollte zunächst die Folgen einer Trennung in Kauf nehmen. Jahre später, als Paul ins Gymnasium kam und sich zeitgleich für sie eine berufliche Chance in einer Modeboutique ergab, vollzog Clara jedoch die Trennung.
Wie unser Stern auch in Zukunft leuchten kann
Derjenige Partner, der in Ihrer Beziehung häufig die Rolle des Retters einnimmt, sollte sein Verhalten infrage stellen und sich davon verabschieden, nur als Versorger und Kümmerer akzeptiert zu werden und liebenswert zu sein. Ermüsste sich die Erlaubnis geben, auch an sich zu denken, und verstehen, dass er dann auch noch geliebt wird. Dies bedeutet, dem hilfsbedürftigen Partner auch Grenzen zuzumuten und eigenen Bedürfnissen und Interessen einen Wert beizumessen. Ziel wäre also, seine zu stark auf den anderen ausgerichtete Aufmerksamkeit wieder mehr zu sich zurückzuholen.
Bezogen auf die vorausgehende Beispielgeschichte bedeutet dies: Heinrich stellt seine Bedürfnisse nicht gänzlich zurück und gibt Clara zuliebe seine Hobbys auf, sondern lebt diese in angemessener Form: ein fester Termin für seine Leidenschaft, Tennis zu spielen, eine Zeit nach der Arbeit, die er als Übergang und Regeneration zur Verfügung hat, ehe er sich der Familie widmet, Auszeiten am Wochenende, an denen er seine Freunde trifft und Clara dadurch veranlasst, sich ebenfalls ein eigenes soziales Netzwerk aufzubauen. Heinrich hätte lernen müssen, sich abzugrenzen, wenn Clara Wünsche äußert, die ihn überfordern. Zum Arzt fahren kann sie auch alleine. Wenn Clara ständig über Dinge jammert und nörgelt, die nicht veränderbar sind (Wohnort, Jobunzufriedenheit, Entfernung zur Heimat, durch das kleine Kind bedingte Einschränkungen), darf er sie durchaus unterbrechen und sie bitten, doch das Thema
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