Das Geheimnis Dauerhaften Gluecks
Bedürfnisse einginge und seine eigenen ganz hintanstellte, dann würde sie glücklich sein und es auch bleiben. Er war trotz großer beruflicher Belastung möglichst viel und oft daheim und unterstützte sie in vielen Kleinigkeiten. Wenn sie zum Arzt musste, rief sie ihn in der Praxis an und er fuhr sie hin. Als sie sich beklagte, dass die Wohnung zu klein sei, mietete er ein großes Haus mit Garten, und als Clara der Haushalt zu viel wurde, was recht schnell der Fall war, stellte er ein Au-pair und eine Putzhilfe ein. Er bezahlte alles, denn ihre berufliche Karriere war mit der Geburt von Paul beendet. Sie war ihrenJob ohnehin ziemlich leid und hatte keine rechte Idee, wie sie weitermachen wollte. Das Kind erlöste sie von dieser lästigen Pflicht. Heinrich war ihr Retter, Prinz und Alleskönner. Sie glücklich zu sehen machte wiederum Heinrich glücklich. Sie überschüttete ihn mit Lob und pries seine guten Taten überall, was er sehr genoss. Er wollte sich und Clara (und der Welt) beweisen, dass er ein guter Ehemann war.
Die Geburt von Paul änderte eine Menge. Er war zwar ihr ersehnter Sprössling, der sich zudem auch gesund und munter entwickelte, aber er brachte Clara oft an die Grenzen ihrer Kraft. Zudem saß sie in ihrem schönen Zuhause an einem Ort, der nicht mehr ihre Heimat war und wo sie weder ihre Familie noch Freunde um sich hatte. Auch fehlte ihr die berufliche Bestätigung, so leidlich sie ihren Job auch ausgeübt hatte. Seit der Geburt machten ihr auch die körperlichen Veränderungen zu schaffen und folglich hatte sie überhaupt keine Lust mehr auf Sex. Heinrich nahm alles mit Verständnis hin, gab ihr Zeit, stellte seine Bedürfnisse nach körperlicher Nähe zurück und überließ es Clara, zu bestimmen, wann und wie die erneute Annäherung stattfinden sollte. Er wartete geduldig ab. Wenn er nach der Arbeit erschöpft nach Hause kam, folgte er zunächst allen Detailberichten des Tages, tröstete Clara, hörte zu, suchte nach Lösungen. Er wollte Clara doch nur glücklich sehen, aber es klappte nicht mehr so gut wie vorher.
Eigene Hobbys hatte er schon lange nicht mehr. Seinem Schlafbedürfnis entsprechend hätte er aus dem Schlafzimmer ausziehen müssen, empfand dies aber als zu egoistisch und war Clara lieber auch nachts eine Unterstützung, so gut er konnte.
Heinrich wurde langsam unglücklich, die Zweisamkeit fehlte ihm, das Teilen von Intimität und Körperlichkeit. Clara hatte sich ihm völlig entzogen, war immer müde,überfordert, erschöpft. Sie waren erst drei Jahre ein Paar und Heinrich fühlte sich leer und ausgepowert. Er wollte professionelle Beratung und Hilfe aufsuchen, aber Clara lehnte ab. Es sei doch alles in Ordnung und er solle doch einfach nur Geduld haben. Eigentlich fehle es ihr an nichts, nur dass er ihretwegen sexuell so unzufrieden sei, mache ihr zu schaffen.
So riss sich Heinrich wieder zusammen und schöpfte neue Hoffnung, als Clara schließlich doch einwilligte und mit ihm zur Eheberatung ging. Dort wiederholte sie immer wieder, dass sie eigentlich die glücklichste Frau der Welt sei, da Heinrich ein so wunderbarer Mann sei, der alles für sie tue und ihr den Glauben an die Liebe zurückgegeben habe. Die Beratung endete mit wenig Erfolg, da Clara selbst nicht wusste, was und wie sie sich ändern wollte. Sie hoffte darauf, dass ihre sexuelle Lust irgendwann wieder zurückkommen würde. Allerdings beschäftige sie, dass er immer so viel für sie tat, denn ihr war durchaus bewusst, dass sie ihm nie auch nur annähernd zurückgeben konnte, was sie von ihm bekommen hatte. Zwischen Clara und Heinrich war eine Atmosphäre der bemühten Freundlichkeit eingetreten. Obwohl Heinrich alles gegeben hatte, verlor er seine Liebe zu ihr.
Der gute Stern
Dem anderen
viel
zu geben ist im Prinzip eine gute, der Partnerschaft dienliche Sache. Darin liegt viel Wertvolles: Wenn ich sehe, dass der andere mir zuliebe eine Bemühung zeigt, dann spüre ich auch, dass ich wichtig für ihn bin. Wenn ich mich meinerseits um den anderen bemühe und er oder sie nimmt es dankbar an, dann spüre ich mich selbst als Gebender potent, als beziehungsfähig und stark. Sich gegenseitig auf diese Weise glücklich zu machen ist von dahereine sinnvolle Methode, um die Liebe zu pflegen und zu erhalten. Voraussetzung ist allerdings, dass Geben und Nehmen zwischen den Partnern auf Dauer auch in einen gewissen Ausgleich kommt. Wo der eine im Sinne von gleichwertigem Zurückgeben nicht mithalten kann,
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