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Das Geheimnis Dauerhaften Gluecks

Das Geheimnis Dauerhaften Gluecks

Titel: Das Geheimnis Dauerhaften Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Tiedemann
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sehr lustbetonte, sexuell aufregende Beziehung. Esther arbeitete als Tangolehrerin und wohnte in einer Hausgemeinschaft mit mehrerenPaaren und Familien zusammen. Anselm, der längere Zeit als Sozialarbeiter in einer Jugendeinrichtung gearbeitet hatte, war gerade aus der Wohnung seiner Freundin Hilke, von der er sich zuvor getrennt hatte, ausgezogen und hatte bei einem befreundeten Paar übergangsweise ein Zimmer. Er hatte nebenbei eine Ausbildung als Quigong-Lehrer begonnen und gab abends Kurse. Die Beziehung zu Esther war die längste, die er je hatte. Er fühlte sich wohl mit ihr und gemeinsam unternahmen sie gern kleinere Reisen, besuchten interessante Workshops oder Kurse zu verschiedenen psychologisch-esoterischen Themen oder reservierten eine Menge Zeit für Intimität.
    Sie waren in ihren Kreisen eine Art Vorzeigepaar, das nicht nur gut aussah, sondern auch eine starke Ausstrahlung hatte. Sie trafen sich nur, wenn es beiden gut ging, und vermieden damit, dass einer sich dem anderen mit seiner schlechten Laune oder gar Problemen zumutete. Esther, die mit ihren Tangokursen nur wenig Geld verdiente, versuchte, dieser Misere beizukommen, indem sie tagsüber in einem Café arbeitete. Sie war immer bemüht, Anselm von ihren finanziellen Nöten nicht allzu viel mitzuteilen, da sie spürte, dass er davon eigentlich nichts wissen wollte. So waren die Treffen mit ihm für sie andererseits auch nützlich, da sie dann über dieses unliebsame Thema nicht nachdenken musste und dafür die Momente der Unbeschwertheit mit Anselm genießen konnte. Auch Anselm steckte beruflich in einer Krise. Seiner Sozialarbeitertätigkeit konnte er schon lange nicht mehr viel abgewinnen. Er hatte sich viel mit der chinesischen Medizin befasst, wollte gern Heilpraktiker werden und in seiner Praxis zusätzlich chinesische Heilmethoden anbieten. Auch ihm fehlte dazu das Geld. Er erhoffte sich, von seiner Mutter die Ausbildungskosten bezahlt zu bekommen, was diese ihm bisher nur vage in Aussicht gestellt hatte. Die Beziehung zu Esther hatte denCharakter einer regenerativen Insel. Es ging ihm in erster Linie darum, eine gute Zeit miteinander zu verbringen und sich vom Rest der Welt mit den Schwierigkeiten des Daseinskampfes zu distanzieren.
    Dann verlor Esther plötzlich durch einen tragischen Unfall ihren Bruder. Er stürzte bei einer Bergtour in den Alpen ab. Ihr Schmerz war groß, denn sie hatte eine sehr enge Beziehung zu ihm gehabt. Sie kümmerte sich um die Beerdigung, die Auflösung seiner Wohnung und um ihre trauernden Eltern. Angesichts dieses Schicksalsschlags erschien ihr das eigene Leben in ganz neuem Licht. Sie empfand es plötzlich als oberflächlich und ohne Tiefe. Der Verlust ihres Bruders hatte sie mit der Endlichkeit des Lebens und einem gewissen Ernst konfrontiert, was für sie neu war. Mit dieser neuen Erfahrung wollte sie nun endlich ihre berufliche Situation verändern, um finanziell auf festeren Beinen zu stehen. Ihr Bruder hatte ihr immer gesagt, in ihr stecke so viel mehr und sie würde ihre Ressourcen nicht genügend nutzen. Dies spornte sie nun an, ihren Plan in die Tat umzusetzen und sich einer größeren Tanzschule anzuschließen, um dort regelmäßiger Tanzunterricht zu geben. Sie wollte auch wieder stundenweise in ihrem alten Beruf als Arzthelferin arbeiten, um den finanziellen Druck zu reduzieren.
    Jetzt wurde es Esther wichtig, in Anselm einen Gesprächspartner zu finden, der sie in ihrem seelisch aufwühlenden Prozess verstehen und daran Anteil nehmen würde. Aber Anselm enttäuschte sie. Immer wenn sie sich ihm mitteilen wollte, wimmelte er ab und sagte oft, sie solle von ihm keine Ratschläge erwarten, denn schließlich wisse nur sie, was richtig für sie selbst sei. Außerdem wolle er mit ihr vor allem schöne Stunden verbringen. Da er den Bruder nicht besonders gemocht hatte und ihren Schmerz wenig nachvollziehen konnte, ihr aber auch Zeit für die Verarbeitung dieses schrecklichen Ereignisses lassen wollte, ging erfür vier Wochen nach Spanien und besuchte dort einen Freund.
    Esther fühlte sich von ihm im Stich gelassen. Nach seiner Rückkehr fasste sie Mut und teilte ihm ihre Enttäuschung mit, worauf er sich angegriffen fühlte und antwortete: »Ich bin für deine Gefühle nicht verantwortlich.« Esther und Anselm konnten anlässlich des Wunsches von Esther nach mehr Partnerschaftlichkeit kein Gespräch mehr führen, ohne dass dieses in Streit und Tränen endete. Esther kam mit der deutlichen Abgrenzung

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