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Das Geheimnis der 100 Pforten

Das Geheimnis der 100 Pforten

Titel: Das Geheimnis der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N D Wilson Dorothee Haentjes
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Sie rührte sich nicht. »Ich werde sie später heraussägen, Dots. Äh … tut mir leid.« Er seufzte und legte seine Hände auf die Stirn. »Ich werde wohl die Badezimmerwand durchbrechen müssen.«
    »Mr. Willis«, sagte Tante Dotty. »Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Haus Sie überleben wird. Aber vielleicht brauchst du jetzt erst mal einen Hot Dog.« Frank schien erleichtert zu sein. »Kommt, Kinder«, fuhr Dotty fort. »Wir kommen noch zu spät zum Grillen.«

    Henry und Henrietta folgten ihr nach unten. Sie warfen einen kurzen Blick zurück auf Großvaters Tür und auf die Säge. Frank kam ebenfalls mit. Er trug noch immer seine Schutzbrille. Und sein Haar war voller Holzsplitter.

SECHSTES KAPITEL
    H enry lehnte mit dem Rücken an der Mauer und sah den Jungs beim Spielen zu. Seine Gefühle waren gemischt. Einerseits amüsierte er sich bei diesem Grillabend. Seit ihrer Ankunft hatte er drei No-Name-Colas getrunken. Jetzt wechselte er zu Ingwerlimonade. So etwas hatte er noch nie getrunken. Manchmal hatte er Werbung dafür gesehen, aber sein Vater hatte ihm erklärt, dass dies alles vordergründig und kapitalistisch sei. Was die Ingwerlimonade anbelangte - sie schmeckte ihm. Dennoch wurde Henrys Freude ein wenig getrübt. Wobei er da zusah, während er sich an seine Dose Ingwerlimo klammerte, war ein Baseballspiel.
    Die Erwachsenen befanden sich im Innenhof. Sie standen um Grills herum oder legten Schüsseln, Pappteller und fipseliges Plastikbesteck aus, das eigens dazu hergestellt worden war, es nach Gebrauch wegzuwerfen. Henrys Cousinen waren allesamt im Vorgarten verschwunden,
und die Jungen waren hinter das Haus gelaufen, auf ein leeres Baugrundstück, um Baseball zu spielen. Sie waren so umsichtig, vom Haus weg zu schlagen, in die schütteren alten Bäume, auf die Straße und - ein Stück dahinter - auf einen verlassenen Lagerschuppen, der unmittelbar neben einem rostigen Wasserturm stand. Kein einziger Schlag hatte es in der Luft bis zur Straße geschafft, und die Bälle, die zu Boden fielen, blieben rasch im hohen Gras liegen.
    Die Jungs beunruhigten Henry. Er hatte keine Angst, dass sie ihn ausschließen könnten. Er befürchtete auch nicht, dass sie vielleicht zu schüchtern sein könnten, den Neuen zu fragen, ob er mitspielen wollte. Er hatte Angst, sie könnten wollen, dass er mitspielte. Aber bislang hatte ihn noch niemand gefragt. Darum lehnte er an der Mauer, versuchte, wenig aufzufallen und sah zu, wie die anderen Jungen rannten, warfen, schlugen, fingen und Punkte machten.
    »Tut dir dein Arm weh?«, fragte eine Stimme hinter ihm. Henry blickte auf, in Franks Gesicht.
    »Mein Arm?«, fragte Henry.
    »Ja, weil du nicht mitspielst. Ich dachte, es könnte vielleicht an deinem Ellbogen liegen. Oder an deinem Handgelenk.«
    »Nein. Aber mir ist einfach nicht danach.« Henry nippte an seiner Limonade.

    »Verstehe. Mir ist meistens auch nicht nach vielen Dingen«, antwortete Frank. »Ich hol mir schnell was zu trinken, dann komme ich wieder und sehe zu, wie du spielst.«
    Franks Kopf verschwand hinter der Mauer und Henry wandte sich wieder dem Spielfeld zu. Ein großer Junge, der eine von Schweiß geränderte Baseball-Kappe mit ausgefranstem Schirm trug, stand vor ihm.
    »Bist du Henry?«, fragte er.
    »Ja«, antwortete Henry.
    »Ich bin Zeke Johnson«, sagte er. »Spielste auch?«
    »Eher selten.«
    »Willste spielen?« Zeke deutete mit dem Kopf zum Feld.
    Normalerweise hätte Henry jetzt gelogen. Stattdessen aber überraschte er sich selbst. »Ich habe meinen Handschuh vergessen«, sagte er.
    »Ich kann dir meinen leihen«, antwortete Zeke. »Wir spielen gegeneinander.«
    »Ich bin Linkshänder.«
    »Bin ich auch.«
    Henry hielt den Atem an. »Gut«, sagte er und sah sich nach einem Platz um, wo er seine Limonade abstellen konnte. Zeke nahm sie ihm aus der Hand und stellte sie auf die Mauer. Dann gingen sie gemeinsam - während Henrys Blut in seinen Adern merkwürdige Dinge veranstaltete
und ihm die Luft im Hals stecken blieb - durch das raue Gras des provisorischen Spielfelds. Die anderen Jungen nickten Henry zu oder sagten »Hi«. Henry nickte zurück, brachte aber kein Wort über die Lippen. Zeke stellte ihn vor. Dann gab er Henry seinen Handschuh und schickte ihn nach rechts außen.
    Onkel Frank lehnte an der Mauer. Er sah den Jungen zu und nippte an seinem Bier.
    Neben ihm lehnte ein größerer Mann. »Hey, Frank«, sagte er. »Dotty sagt, du wolltest mit mir über deine Probleme mit einer

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