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Das Geheimnis der 100 Pforten

Das Geheimnis der 100 Pforten

Titel: Das Geheimnis der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N D Wilson Dorothee Haentjes
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stumpfe Axt und ging nach unten.
    Henry zögerte nicht lange. Sobald sein Onkel außer Sicht war, stieg er die Treppe zum Dachboden hinauf und begann augenblicklich, mit dem Fingernagel an der Farbe der kleinen Tür zu kratzen. Im nächsten Moment sprang er vom Bett und lief beide Treppen hinab, um dann langsam zum Esszimmertisch zu schlendern und sein frisch geschärftes Messer zu holen. Dann drehte er um und rannte zurück in sein Zimmer.
    Als er auf seinem Bett saß, betrachtete er die glänzende Schneide seiner nun ziemlich geschrumpften Messerklinge. Frank hatte mindestens ein Drittel abgeschliffen, dafür war es jetzt aber richtig scharf. Henry hatte ein bisschen Angst, es anzufassen. Trotzdem befühlte er mit dem Daumen die Klinge und stellte fest, dass er da etwas wirklich Gefährliches in der Hand hielt. Das Messer schien seine Finger herausfordernd anzublicken, als wenn es sagen wollte: »Ihr werdet nicht die Ersten sein. Was meint ihr wohl, warum man mich loswerden wollte?« Der Schliff war nicht gerade, genau wie Dotty ihn vorgewarnt hatte. Und auch die Schneide war nicht eben. Sie war eingekerbt, wie die Oberfläche eines Sees, über den der Wind streicht.

    Henry beugte sich vor und kratzte mit dem Messer über die Farbe. Sie löste sich leicht, allerdings nur in sehr schmalen Streifen. Die Fläche war nicht allzu groß, vielleicht gut zwei Zentimeter hoch und etwas mehr als sieben Zentimeter breit, aber Henry brauchte dafür eine ganze Weile. Als er die Farbe endlich abgekratzt hatte, schien es trotzdem nicht so, als könne man durch das Glas hindurchsehen.
    Henry hatte sein Messer weggelegt. Er hatte seine Hände wie ein Fernglas um die Scheibe gelegt und starrte in tiefste Dunkelheit, als er auf der Dachbodentreppe Schritte hörte. Er wusste, dass das nur Henrietta sein konnte. Trotzdem sprang er auf und stand, als sie oben ankam, vor seinem Zimmer und hatte die Türen geschlossen. Henrietta hielt einen Pappkarton unter dem Arm.
    »Hallo«, sagte sie und lächelte. »Ich habe ein paar Poster aus der Scheune geholt. Dad hat da eine Schachtel, die er schon ganz vergessen hatte. Auf den Postern ist immer ein und derselbe Basketball-Spieler darauf und darunter steht: ›Universität Kansas, Sieger der Nationalliga‹ - obwohl Dad sagt, dass sie in dem Jahr gar nicht gewonnen hätten. Er dachte, er könnte die Poster an Leute in England verkaufen, die das nicht wüssten. Aber dort will sie niemand, darum sagt er, du kannst sie alle haben. Ich habe auch Klebstreifen mitgebracht und
einen Meißel. Warum hat denn Dad Großvaters Tür nicht aufbekommen? Und hast du die Farbe abkratzen können?«
    Sie stellte die Schachtel mit den Plakaten auf den Boden. »Der Meißel liegt ganz unten.«
    »Danke«, sagte Henry. »Die Farbe habe ich abbekommen. Aber ich kann trotzdem noch nichts erkennen. Das Glas ist total verschmiert.«
    Sie gingen in Henrys Zimmer und Henrietta sah sich die kleine Tür an.
    »Ich glaube, das ist ein Briefkasten«, sagte sie.
    »Wie meinst du das - ein Briefkasten?« Henry strich mit dem Finger über die Rillen in der kleinen Tür. »Nach einem Briefkasten sieht das doch wirklich nicht aus.«
    »Solche wie in Postämtern«, sagte Henrietta. »Früher bin ich manchmal mit Mom zur Post gegangen und dort gibt es kleine Briefkästen wie diesen da.«
    »Du meinst Postfächer?« Henry klopfte mit seinem Messer auf das Glas. »Warum sollte sich in meinem Zimmer ein Postfach befinden?«
    Henrietta lachte. »Was sollen denn überhaupt all diese Türen in deinem Zimmer?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Henry. »Vielleicht hat sie jemand irgendwie gesammelt. Kleine Türen und Schubladen, meine ich. Irgendjemand, der gern Fächer hat.«
    »Nein«, sagte Henrietta. »Ein bisschen aufregender dürfte es schon sein.« Sie setzte sich auf das Bett und verschränkte die Beine. »Jemand hat sie versteckt. Sie sollen geheim bleiben. Wir müssen sie öffnen und herausfinden, weswegen.«
    »Meinst du, dass wir irgendwie durch diese kleine Tür hier durchsehen können?« Henry legte seine Hände um die kleine Tür und sah hinein.
    Henrietta schubste ihn weg. Sie befeuchtete eine Fingerspitze nach der anderen mit Spucke und rieb damit über das Glas. Dann zog sie ihren Ärmel über ihre Hand und wischte die Scheibe sauber.
    Henry sah wieder hindurch. »Jetzt ist alles klar«, sagte er. »Aber ich kann immer noch nichts sehen. Wir brauchen eine Taschenlampe.«
    »Ich habe eine in meinem Zimmer.« Henrietta sprang

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