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Das Geheimnis der 100 Pforten

Das Geheimnis der 100 Pforten

Titel: Das Geheimnis der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N D Wilson Dorothee Haentjes
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nicht mal Penny.«
    »Wenn wir dir das hier verraten würden, könnten wir es Penny schon lange erzählen«, entgegnete Henrietta.
    »Ich habe es dir doch schon gesagt«, sagte Henry. »Es stammt aus einer Regenwolke.«
    Anastasia sah ihn an und verzog den Mund. »Das ist nicht besonders nett. Das meiste Wasser stammt doch wohl aus Regenwolken.«
    »Vielleicht können wir es dir ja gelegentlich verraten«, meinte Henry. »Ich muss erst mal den Eimer ausleeren.« Er hob die Handtücher auf, nahm sie mit zum Eimer und machte sich auf den Weg nach unten. Anastasia folgte ihm über den Flur im ersten Stock.
    »Henry?«, fragte sie.
    »Ja?«
    »Glaubst du, dass ich ein Geheimnis bewahren kann?«
    Henry blieb stehen und sah sie an. »Keine Ahnung. Kannst du?«

    »Es ist schwer, aber manchmal schaffe ich es.«
    »Gut. Ich verrate dir jetzt ein Geheimnis. Aber du darfst es niemand weitersagen.«
    »Okay.«
    »Ich will nicht mehr zurück nach Boston.«
    »Oh.« Anastasia sah enttäuscht aus. »Und was ist mit deinen Eltern?«
    »Ich hoffe, dass es ihnen gut geht. Aber ich will nicht mehr zu ihnen zurück. Sie würden mir niemals erlauben, ein Messer zu haben oder auf der Ladefläche eines Trucks zu fahren oder Limo zu trinken oder ohne Helm Baseball zu spielen.«
    »Richtige Baseballspieler tragen aber Helme«, bemerkte Anastasia.
    »Sie haben mich in einen speziellen Kurs geschickt, als ich das Bett nass gemacht hatte.«
    »Du machst das Bett nass?«
    »Früher mal.«
    »Ich werde es niemandem verraten.«
    »Gut«, sagte Henry und ging ins Bad.
    Anastasia ging nach unten. Sie verriet nichts. Das wäre ihr allerdings schwerer gefallen, wenn Penelope sie gefragt hätte.
    »Ich habe gedacht, Henry hält sich einen Fisch«, flüsterte sie Penelope zu. »Aber Henrietta sagt, das ist nicht ihr Geheimnis.«

    An diesem Abend las Henry am trockenen Ende seines Bettes so lange, bis er sicher war, dass seine Tante und sein Onkel eingeschlafen waren. Dann zog er die zusammengeklebten Poster von der Wand und sah sich seine Fächer-Galerie an. Er holte den Meißel hervor, den Henrietta ihm gebracht hatte, und machte sich daran, an dem verbliebenen Putz zu kratzen und zu pulen.
    Ein Stockwerk tiefer sagte Frank zu Dotty, sie solle sich wegen der Kratzgeräusche keine Sorgen machen. Er drehte sich auf die andere Seite und schlief wieder ein.
    Mit dem Meißel kam Henry wesentlich schneller voran, und er bekam auch heraus, wie man den alten Verputz abschlagen konnte.
    Außerdem hatte er von dem Grillabend noch immer jede Menge Koffein im Blut und war keine Spur müde.
    Der Putz in den oberen Ecken kam schnell herunter, und Henry lehnte seine Kommode schräg an das Bett, sodass er sich daraufstellen konnte, um an die Wand bis zur Decke hinaufzureichen. Auf dieser Höhe befanden sich keine Fächer mehr, nur eine hölzerne Vertäfelung. Henry stieg von seiner Kommode herunter, stellte sie wieder richtig hin und versuchte, leise sein Bett von der Wand zu rücken, um an deren unteren Rand heranzukommen.

    Als er sein Bett gerade zu Ende verschoben hatte, kam Henrietta ins Zimmer. Sie hatte lange warten müssen, bis ihre Schwestern eingeschlafen waren.
    Der größte Teil des Putzes hinter dem Bett ging leicht ab, weil er vom Wasser durchfeuchtet und lose war. Aber den Putz aus den unteren Ecken zu lösen, kostete die beiden Kinder viel Zeit. Er war dort dünner, brach schneller und ging nur in kleinen Stücken ab.
    Als Henry fertig war und einen Schritt zurücktrat, um seine Wand zu betrachten, stellte er fest, dass das Koffein nicht mehr wirkte. Er war so müde, dass er im Stehen hätte einschlafen können. Seine Arme und Handgelenke taten weh und er gähnte ununterbrochen. Henrietta, die gefegt und sauber gemacht hatte, während Henry mit Kratzen beschäftigt war, hielt ebenfalls inne und stellte sich neben ihn.
    »Wie viele sind es?«, fragte sie.
    Henry gähnte. »Ich weiß es nicht. Viele. Sie sind nicht besonders groß.«
    Henrietta begann zu zählen. Henry war zu müde, um zu zählen. Darum wartete er einfach, bis sie fertig war.
    »99«, sagte sie schließlich. »99 Türen. Das ist eine ganze Menge.«
    »Ja.« Henry gähnte.
    »Sollen wir jetzt den Putz wegbringen?«, schlug Henrietta vor.

    Henry gähnte wieder. Er nickte. Er konnte nicht sprechen.
    Dieses Mal war die Decke nicht ganz so voll wie beim letzten Mal, aber sie war trotzdem noch ziemlich schwer. Ein erschöpfter Henry schleppte den provisorischen Sack, und Henrietta folgte

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