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Das Geheimnis der 100 Pforten

Das Geheimnis der 100 Pforten

Titel: Das Geheimnis der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N D Wilson Dorothee Haentjes
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ihm und hob die Teile auf, die er verlor.
    Als sie nach draußen kamen, erfrischte sie die Nachtluft ein wenig, aber auch nicht allzu sehr.
    Schließlich kamen die beiden an den Bewässerungsgraben. Sie sahen zu, wie der Putz in das ölig schimmernde nächtliche Wasser glitt, und setzten sich.
    »Letztes Mal bin ich hier eingeschlafen«, sagte Henry. »Es war noch früh, aber die Sonne war schon aufgegangen. Dein Dad hat mich entdeckt. Er hat noch nicht mal gefragt, was ich hier mache.«
    »Das tut er nie.«
    »Ich würde gern noch mal hier schlafen. Hier ist es viel schöner als im Haus.«
    »Du wirst dir einen Schnupfen holen.«
    »Es ist doch gar nicht kalt hier draußen«, erwiderte Henry. »Es ist einfach schön.«
    »Ich habe das schon mal gemacht«, sagte Henrietta. »Am Ende bekommt man doch einen Schnupfen. Hast du schon mal eine Nacht draußen geschlafen?«
    Henry schüttelte den Kopf.

    »Noch nicht mal in einem Zelt?«
    Henry schüttelte wieder den Kopf. »Ich habe mal in einem Schlafsack geschlafen. Mom meinte, ich sollte damit in meinem Bett bleiben. Aber ich habe mich auf den Boden gelegt. Und sie hat gedacht, ich wäre aus dem Bett gefallen.« Er betrachtete das seltsame Gesicht des Mondes. Henrietta schwieg. Er drehte sich zu ihr um und sah sie an. Sie lag im Gras und war eingeschlafen. Ihr Mund stand offen.
    »Henrietta«, sagte er. Er schüttelte sie sanft an der Schulter und sie wachte auf. »Wir sollten ins Haus gehen, sonst schlafen wir beide noch ein.«
    »Gut«, murmelte sie, und er half ihr auf. Barfuß stapften die beiden durch das wunderbar taufeuchte Gras und zogen dabei die klamme, verdreckte Decke hinter sich her.
    An ihrer Zimmertür verabschiedete sich Henry von Henrietta. Er stieg die Treppe hinauf und warf seine Decke auf das Bett. Da, wo sie feucht gewesen war, klebte nun Dreck, der sich nicht abschütteln ließ. Henry scherte sich nicht darum. Er machte sich noch nicht mal die Mühe, die Poster wieder anzukleben. Er stieg rasch aus seinen Klamotten, kletterte ins Bett, legte seinen Kopf in die Ecke, erinnerte sich an irgendwas, streckte den Arm, knipste das Licht aus und schloss in der Dunkelheit seine Augen.

    Henry wusste nicht, ob er schon Stunden geschlafen hatte oder ob er gerade erst ins Bett gegangen war. Er registrierte nur, dass in seinem Zimmer Licht eingeschaltet war. Eigentlich hätte es dunkel sein müssen. Was hat das zu bedeuten?, fragte sich sein verschlafenes Hirn. Er öffnete die Augen. Seine nackten Zehen krümmten sich um die nasse Stelle seines Bettzeugs.
    Plötzlich war er hellwach. Das Licht beleuchtete das Fußende seines Bettes, seine feuchten Füße. Es kam aus dem Postfach.
    Henry setzte sich auf und rutschte zum Fußende hinunter. Dabei trat er sein zerrauftes Bettzeug zu Boden. Er hielt den Atem an und sah durch die schmale Glasscheibe. Im dunklen Inneren des Postfachs lehnte eine Postkarte links an der Wand. Dahinter öffnete sich das Fach zu einem gelben Raum, in dem Licht brannte. Henrys Hirn, das jetzt wieder mit normaler Geschwindigkeit funktionierte, erinnerte sich an den Schlüssel in seiner Hosentasche.
    Er sprang aus dem Bett und raschelte durch den Laken-und-Decke-Haufen, der auf dem Boden lag, zu seiner Hose. Als er sie gefunden hatte, fuhr er mit der Hand in die Tasche und bekam Panik. War der Schlüssel herausgefallen, als er beim Baseball an der ersten Base hingefallen war? Oder als er an der zweiten Base gefallen war? Oder rechts außen? Dann stießen seine
Finger auf die Schnur und er zog den Schlüssel heraus.
    Der schwang in dem gedämpften Licht hin und her und drehte sich um sich selbst. Henry hüpfte zurück auf sein Bett und tastete nach einem Schlüsselloch. Er schob den Schlüssel hinein. Nichts. Er drehte ihn herum und versuchte es noch mal. Jetzt passte er. Henry schloss auf, spürte, wie der Riegel zurückfuhr, und öffnete die kleine Tür.
    Durch das Postfach sah Henry irgendwo hinein. Das Irgendwo war überwiegend gelb. Dann hörte Henry jemanden pfeifen, und ein Hosenbein kam in Sicht, kaum einen halben Meter von Henrys Gesicht entfernt.

SIEBTES KAPITEL
    D as Hosenbein war grau. Es hob sich, trat zur Seite und blieb dann stehen. Das Pfeifen wurde langsamer und verstummte. Eine kräftige, schwarz behaarte Hand wurde sichtbar und schob einen länglichen Briefumschlag in Henrys Fach, gleich neben die alte Postkarte. Dann gingen die Hosenbeine weiter, dem Geräusch der Schuhe nach nur einen Schritt, aber sie gerieten aus

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