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Das Geheimnis der 100 Pforten

Das Geheimnis der 100 Pforten

Titel: Das Geheimnis der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N D Wilson Dorothee Haentjes
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er, so schnell er konnte.
    An Frank und Dorothy,
    Alles, was ich über die Fächer weiß, habe ich in dieses Buch geschrieben. In meinem anderen Notizbuch stehen ein paar hilfreiche Dinge, die ich hier aber aus Zeitgründen nicht wiederholen will. Ich möchte diese Sache gern zu Ende bringen, bevor ich sterbe, allerdings wird mir das möglicherweise nicht gelingen. Die Ärzte sind drauf und dran, mich zu begraben, und mein Körper scheint einverstanden zu sein und löst sich schon in Staub auf. Außerdem will ich hier so aufrichtig sein, wie ich sonst unehrlich war, auch wenn meine Aufrichtigkeit zweifellos eure Erinnerung an mich beschädigen wird.
    Mein Vater hat mit der Arbeit an diesen Fächern einst begonnen und sie waren sein Lebenswerk. Ich habe, nachdem ich mich durch seine Papiere gearbeitet hatte, die Geschichten zusammengetragen, die hinter jedem seiner Fundstücke stehen und der Wahl dieses Ortes für sein Haus. Die Fächer funktionieren auf ganz unterschiedliche Art und Weise, je nach ihrer Maserung, Herkunft und so weiter. Einige sind lichtdurchlässig, manche lassen Geräusche
hindurch - und andere bleiben so still und dunkel wie Gräber.
    Natürlich ist das Haus erst nach seinen Studien entstanden und die Fächer sollten der Höhepunkt des Baues werden. Es gibt einiges, was er erst sehr viel später herausgefunden hat, und Dinge, die er gern verändert hätte, wie zum Beispiel die Lage des Haupteingangs (er konnte nie jemanden holen und ihn an der Wand mit den Fächern arbeiten lassen, oder auch nur auf demselben Stockwerk), aber er hatte nicht mehr genug Kraft, einen zweiten Entwurf für das Haus auszuarbeiten.
    Ich habe das Haus so gut ich konnte rekonstruiert und wieder aufgebaut, und es ist mir auch gelungen, die letzten Fächer zu öffnen.
    Ich will versuchen zu erklären, wie die Dinge in ihrem jetzigen Zustand funktionieren. Ich tue dies nicht, um euch zu empfehlen, diese Orte zu besuchen, sondern weil mein Vater bei seinen Experimenten und Studien großen Gefahren ausgesetzt war, die ihn in der Folge für den Rest seines Lebens beeinträchtigt haben. Er ließ mich dieselben Entdeckungen machen, wobei mir durch die aufmerksame Lektüre seiner Aufzeichnungen manches erspart geblieben ist. Ich will euch nicht empfehlen, dies alles nachzuahmen. Allerdings kann ich euch auch -
ohne zu heucheln - nicht davon abraten. Das wird euch vielleicht erstaunen, da die Heuchelei mir zuweilen in Fleisch und Blut übergegangen war. Mir ist klar, dass die Fächer nicht auf ewig unentdeckt bleiben werden und ich kann kaum von euch erwarten, dass ihr sie vergessen habt, da man die Dinge, die man sich in der Kindheit eingeprägt hat, nicht so ohne weiteres aus der Erinnerung streichen kann. Ihr werdet die Fächer wiederfinden und ihr werdet sie erkunden wollen. Dies schreibe ich auf, damit ihr von Unheil verschont bleibt (sofern dies bei solchen Unternehmungen möglich ist). Vor allem aber schreibe ich diese Zeilen, damit ihr die Fehler vermeiden könnt, die mein Vater und ich gemacht haben.
    Henry blätterte die Seite um, überflog sie, blätterte dann ungeduldig irgendwo zur Mitte und las weiter.
    Ich kann es nicht erklären, und obwohl er in erster Linie und vor allem Mathematiker war, ist es ihm nie gelungen, eine verbindliche Formel für den Verlauf der Zeit in einem Fach im Verhältnis zum Verlauf der Zeit hier zu finden. In seinen Notizbüchern finden sich Versuche über Versuche. Er entdeckte, dass die Zeit in jedem Fach anders verläuft, in unterschiedlichen und offenbar widersprüchlichen Geschwindigkeiten.
Das war eine wesentliche Ursache für die Krankheit meines Vaters - zumindest ging er davon aus. Was mich betrifft, so habe ich mich früh entschlossen, nur eine der Pforten zu durchschreiten und daher habe ich nicht im Entferntesten die zeitlichen Umbrüche erlebt, die er erlebt hat. Und natürlich bin ich nach meinem ersten Versuch nie mehr ohne das Seil gereist, das ich stets am Bett angebunden hatte. Für jemanden, der magische Fähigkeiten besitzt, ist es nicht unbedingt notwendig, doch ist es »anderswo« geflochten worden und hilft dem Geist des schwächeren Reisenden.
    Henry stand auf und ging zum Bett hinüber. Darunter lag ein Knäuel braunes Seil, das mit einem Ende am Fuß des Bettes angebunden war. Er setzte sich auf die Bettkante, blätterte zum Ende des Notizbuchs und stieß auf die Seite, die Henrietta ihm gezeigt hatte - eine Liste der Fächer, und neben jedem Fach eine Kombination

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