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Das Geheimnis der 100 Pforten

Das Geheimnis der 100 Pforten

Titel: Das Geheimnis der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N D Wilson Dorothee Haentjes
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dumpfer Aufprall und Blake sprang aus dem Zimmer. Henry stand auf und betrachtete die Kompass-Schlösser. Er fummelte ein bisschen an ihnen herum, verstellte beide und versuchte gleichzeitig, alle Türen der Wand auf einmal im Auge zu behalten, um zu sehen, ob etwas passierte.
    Nichts. Die Türen rührten sich nicht. In der Etage unter ihm war es auch still. Kein Knarzen, keine Stimmen, keine Geräusche. Keine Henrietta. Henry wartete.
Er wartete, bis er das Gefühl hatte, dass es zu lange dauerte, und dann, mit einem Mal, machte er sich Sorgen.
    So leise er konnte, schlich er die Treppe hinab. Unten blieb er stehen und lauschte. Es war nichts zu hören, darum betrat er den Flur. Blake war verschwunden. Großvaters Tür stand noch offen und das Licht brannte. Langsam schlich Henry über den Flur, am Zimmer der Mädchen vorbei, an Tante Dottys und Onkel Franks Zimmer und am Bad. Er machte einen Schritt über das Desaster im Boden und blickte in Großvaters Zimmer.
    Die Tür war nur zur Hälfte geöffnet, darum konnte Henry bloß einen Streifen des Raumes sehen. Er trat noch näher und sah vorsichtig, Zentimeter um Zentimeter, in den Raum hinein. Niemand da. Ein paar Bücher lagen auf dem Boden. Vielleicht hatten sie das dumpfe Geräusch verursacht. Und dann, als er ganz in das Zimmer hineintrat, sah er etwas, das er weitaus besser verstand als er es sich gewünscht hätte.
    Ein Fach - eine Tür. Ein wenig unterhalb und seitlich versetzt von Großvaters Bücherregal. Sie stand offen. Die Öffnung war klein, aber groß genug, dass ein Mensch hindurchpasste. Das Licht, das im Zimmer brannte, fiel offenbar nicht hinein. Auf dem Boden vor der Tür lagen ein Schuh und eine zerbrochene Brille. Beides gehörte nicht Henrietta.
    Henry wusste gleich, was für eine Tür oder Pforte
dies sein musste, und mit einem Mal wurde ihm klar, wie jemand in diesem Haus leben konnte, ohne gesehen zu werden. Er wusste, was er jetzt tun musste. Er musste Onkel Frank wecken, ihm die Notizbücher und die Schlüssel aushändigen, ihm alles berichten und sich entschuldigen.
    Stattdessen ließ er sich auf alle viere nieder, holte tief Atem und kroch in das Fach hinein.

ELFTES KAPITEL
    H enry hielt die Augen geschlossen. Er war überzeugt, sich an einem anderen Ort zu befinden, wenn er sie wieder öffnete. Stattdessen stieß er gegen die Rückwand des Fachs. Er kroch zurück nach draußen, setzte sich verwirrt auf den Boden und rieb sich den Kopf.
    Es war mitten in der Nacht. Er befand sich in Großvaters Zimmer und Henrietta war verschwunden. Henry untersuchte den Schuh und die zerbrochene Brille mit Goldrand. Er war nicht mehr der Henry, als der er vor zwei Wochen noch hier gesessen hätte. Er redete sich nicht ein, dass Henrietta wahrscheinlich unten in der Küche war oder im Bad. Er wusste, dass sie in diesem Fach verschwunden war, und er vermutete, dass noch jemand, jemand, den er vielleicht schon mal gesehen hatte, mit ihr gegangen war. Oder sie mitgenommen hatte.
    Henry hatte Angst und sein Herz drohte zu zerspringen.
Er hatte Angst, nicht herauszufinden, wie er Henrietta in das Fach folgen konnte, bevor ihr etwas passierte. Und dass er sie vielleicht nicht zurückholen könnte, bevor ihre Eltern aufwachten.
    Also ging er zurück auf die Knie und tastete sich erneut in das Fach hinein. Im Inneren gab es nichts weiter als einen eigentümlichen Geruch und die massive Rückwand. Henry kroch wieder heraus und begann, allerlei Bücher aus den Regalen rund um das Fach herauszuziehen, in der Hoffnung, dass eines von ihnen einen Mechanismus in Gang setzen und die Rückseite öffnen würde. Aber nichts passierte. Er zog an jedem Stück Holz, das irgendwie geheimnisvoll aussah, und noch immer geschah nichts.
    Henry wandte sich zur Tür. Er wollte das Zimmer eigentlich nicht verlassen, aber er musste das Notizbuch finden, in dem Henrietta gelesen hatte. So leise er konnte, schlich er zurück in sein Zimmer. Als er dort war, hob er das alte Notizbuch hoch, durchwühlte seine Decke, schob das Riesenposter zur Seite und ließ sich dann auf den Boden fallen, um unter dem Bett nachzusehen. Dort lag es - aufgeschlagen, mit den Seiten nach unten und einigen Eselsohren. Er zog es hervor und lief, ohne weiter hineinzusehen, schnell wieder damit nach unten. Dort setzte er sich neben dem Fach auf den Boden und schlug die erste Seite auf. Seine Augen hatten
einige Mühe mit der Handschrift, gewöhnten sich aber nach ein paar Zeilen allmählich daran. Und nun las

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