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Das Geheimnis der 100 Pforten

Das Geheimnis der 100 Pforten

Titel: Das Geheimnis der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N D Wilson Dorothee Haentjes
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und schlugen gegeneinander.
    »Ich bin von der anderen Seite gekommen«, sagte Henry.

    »Ist da ein geheimer Raum?«
    »Nein. Ich weiß auch nicht genau, wie es funktioniert.«
    »Ein Tunnel?«
    »Nein. Die Rückseite der Uhr stößt einfach an einen anderen Ort.«
    »Ist das Magie?«
    Henry hörte nicht hin. Er sah sich im Raum um. Der Kamin war sehr groß und aus elegantem Stein. Davor standen ein niedriges, weiches Sofa und dazu passende Sessel. Die eine Wand sah aus, als bestünde sie nur aus Fenstern, aber diese waren von schweren violetten Vorhängen verdeckt.
    »Es ist wohl Nacht?«, fragte Henry und setzte sich auf.
    »Nein«, antwortete der Junge. »Nur Winter.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich darf die Vorhänge nicht öffnen. Damit der Raum warm bleibt. Ich bin den ganzen Tag hier drinnen. Sie lassen mich eigentlich nie heraus.«
    »Wer lässt dich nicht heraus?«
    »Vor allem Annabee. Sie bringt allerdings auch mein Essen. Meistens jedenfalls. Wenn ich groß bin, schmeiße ich sie raus.«
    »Ist hier ein Mädchen vorbeigekommen?«, fragte Henry. Er kannte die Antwort aber schon.
    »Durch die Uhr?«

    »Ja.«
    »Heute?«
    »Ja.«
    »Wenn du gestern gesagt hättest, wäre es auch egal gewesen. Soviel ich weiß, bist du der Erste, der überhaupt durch die Uhr kommt.«
    Henry schnalzte mit der Zunge und sah sich um. »Ich wette, mein Großvater hat es auch getan.«
    »War er ein Zauberer?«
    »Nein. Ich weiß nicht, was er war. In seinem Notizbuch hat er diesen Ort ›Tempore‹ genannt.«
    »Wir nennen ihn Hutchins.«
    Henry sah den Jungen an, der etwas jünger war als er. »Ich muss jetzt gehen und meine Cousine suchen. Ich habe keine Ahnung, wo sie ist.«
    »Könnte sie noch durch die Uhr kommen?«
    Henry betrachtete das enge Uhrengehäuse. »Das glaube ich nicht. Also, ich muss jetzt gehen.« Er ging zurück zur Uhr und sah hinein. Das Seil lugte unter dem Boden heraus.
    »Wie heißt du?«, wollte der Junge wissen.
    Henry drehte sich nicht um. »Henry«, sagte er.
    »Ich heiße Richard. Wie heißt du mit Nachnamen?«
    Darüber dachte Henry einen Moment lang nach. »York«, sagte er dann.
    »Henry York? Ist dein Vater dieser Admiral?«

    »Nein«, sagte Henry. »Ich weiß nicht, wer mein Vater ist.«
    »Oh.« Richard trat neben Henry. »Mein Vater ist tot. Deshalb müssen sich die anderen um mich kümmern.«
    »Das tut mir leid.«
    »Meine Mutter ist davongelaufen.« Der Junge beugte sich vor und sah in die Uhr hinein. »Mit Nachnamen heiße ich Leeds. Aber ich werde ihn ändern.«
    »Das tut mir leid«, sagte Henry noch einmal. »Ich muss jetzt wirklich gehen.«
    »Ist gut.«
    Henry ging auf die Knie und kroch in die Uhr. Sie besaß eine Rückwand. Henry drückte mit dem Kopf dagegen und nichts geschah. Er setzte sich wieder auf und atmete tief durch, um nicht in Panik zu geraten. Richard sah zu, wie Henry die Augen schloss, in die Uhr griff, das Seil mit der linken Hand fasste und sich daran entlanghangelte. Vor Richards Augen verschwand Henry im massiven Holz. Seine Schultern waren schon nicht mehr sichtbar, als der Rucksack irgendwo hängen zu bleiben schien. Henry machte sich noch ein wenig flacher, und der Rucksack verschwand, gefolgt von Henrys Beinen und Füßen. Dann verschwand auch das Seil.
    Henry rannte die Treppe zum Dachboden hinauf, ohne sich weiter um das Knarzen und Quietschen der alten Stufen zu kümmern. Er zog das Notizbuch aus seinem
Rucksack und ließ sich vor den Kompass-Schlössern aufs Bett fallen.
    »Jetzt muss es aber schneller gehen!«, flüsterte er sich selbst zu und blätterte zu den letzten Seiten des Notizbuchs, wo die Kombinationen standen. Als er sie gefunden hatte, las er sich durch die Liste und warf dabei immer wieder Blicke auf die Kompass-Schlösser. Die nächstliegende Kombination gehörte zu einer ebenfalls kleinen Pforte, die allerdings aus einem dunkleren Holz bestand als »Tempore«. Auf dem Namensschild stand in Henriettas Handschrift »Carnassus«.
    Henry stellte die Kompass-Schlösser ein und lief zurück in Großvaters Zimmer, den Rucksack geschultert und das Messer in der Hand. Er achtete sehr darauf, die Tür hinter sich nicht ganz zu schließen. Er wollte sich nicht selbst einsperren.
    »Den Schlüssel hast du ja wohl mitgenommen, was, Henrietta?« Panik stieg in Henry auf, und er versuchte, sie durch Ärger zu verscheuchen. »Nachdem du ihn aus meiner Schublade gestohlen hast! Sockenschubladen sind nicht für die Allgemeinheit!«
    Nervös und heftig

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