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Das Geheimnis der 100 Pforten

Das Geheimnis der 100 Pforten

Titel: Das Geheimnis der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N D Wilson Dorothee Haentjes
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bestimmt nichts an«, versprach Richard. »Und ich bleibe hier, auch wenn du sagst, dass ich nicht darf.«

    Henry seufzte. »Na gut.« Er drohte dem mageren Jungen mit dem Finger. »Aber du musst tun, was ich dir sage.«
    »Einverstanden«, sagte Richard und grinste.
    Seine Zähne gefielen Henry nicht.
    »Gut. Los dann also!«, sagte Henry. »Wir müssen nach oben und uns eine neue Pforte aussuchen. Aber sei leise. Alle schlafen. Und lass die Tür offen.« Henry verließ das Zimmer und ging, ohne sich umzudrehen, zur Treppe. Er hörte, wie Richard über den zerrissenen Teppich stolperte, kümmerte sich aber nicht darum. Oben in seinem Zimmer holte er das Notizbuch aus seinem Rucksack und suchte nach der nächstliegenden Kombination. Als er sie gefunden hatte, musste er beinahe lachen. Er hoffte, dass er Henrietta dort finden würde. Wenn dem allerdings so war, würde es nicht leicht werden, sie zurückzubringen. Er würde mit Richard nach Badon Hill gehen.
    Henry stellte die Kombination ein und wies Richard an, keine Fragen zu stellen, die Türen nicht zu berühren und nicht so laut zu trampeln.
    Richard gab sich alle Mühe, keine Fragen zu stellen, während er in dem merkwürdigen Zimmer stand und zusah, wie Henry in das Fach kroch. Und er machte seine Sache insgesamt auch gut, obwohl er Henry viel dichter folgte, als dieser es ihm gesagt hatte, und immer
wieder nach seinen Füßen tastete, um sicherzugehen, dass Henry noch da war.
    An der Rückseite des Fachs merkte Henry, dass es bergauf ging. Er spürte Erde unter seinen geballten Fäusten. Und dann fühlte er Gras. Er zog das Seil nach und schob sich aus dem Baum heraus ins Freie. Der Himmel war riesig und wirkte näher als jeder andere Himmel, den er gesehen hatte. Er blickte zurück zum Baum. Der Stamm war gespalten, aber der Riss schien nicht groß genug zu sein, um hindurchzukriechen. Dann sah er Richards Kopf und seine blinzelnden Augen aus dem Holz hervorlugen und lachte. Er war tatsächlich auf dem Berg Badon Hill. Die Sonne schien hell, auch wenn sie tief stand, das Gras, das sich im sanften Wind wog, strich um die Flanken des großen Felsens und verbarg die Knochen, von denen Henry wusste, dass sie dort waren. Dann sprang etwas und kletterte im Gegenlicht auf den Felsen hinauf. Henry musste die Augen zusammenkneifen, um es erkennen zu können.
    »Blake!«, rief er und lachte noch mehr. »Richard, sie ist hier! Sie muss hier sein. Komm mit!«
    Richard blinzelte noch immer, aber er sah den Kater und den Himmel und das Gras und die Wipfel riesiger Bäume, die sich gemächlich im Wind wiegten, und all das war einfach wunderschön. Henry war größer als er,
darum wollte er vor ihm nicht weinen. Er stand auf und schloss die Augen. »Hier gefällt es mir!«, sagte er.
    Henry stand auf dem Felsen und hielt Blake im Arm. Richard versuchte, neben ihn zu klettern, schaffte es aber nicht. Henry beugte sich herab und zog ihn hinauf.
    Zusammen standen die beiden nun da und ließen ihre Blicke über die Wälder schweifen.
    »Dieser Berg hat noch viel mehr zu bieten, als ich dachte«, sagte Henry. »Und was für ein merkwürdiger Geruch.«
    Blake sprang von seinem Arm und vom Felsen herunter.
    »Das kommt vom Meer«, sagte Richard. Er deutete auf eine blaue Fläche, die teilweise durch die Baumwipfel verdeckt wurde. »Ich habe es schon mal gerochen. Da drüben kannst du das Wasser sehen. Wir sind hier sehr hoch. Ist das eine Insel?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Henry. »Aber wir sollten jetzt gehen. Henrietta ist uns ein ganzes Stück voraus.«
    Henry kletterte von dem Felsen herunter und wäre fast auf den Kater getreten. Blake stand da und sah ihn verblüfft an. Dann rannte er los - sofern man bei Blake von rennen sprechen konnte - zur Spalte im Baum und verschwand darin - um gleich darauf wieder herauszukommen und Henry durchdringend anzusehen. Dann lief er wieder zu der Spalte.

    »Der Kater will zurück«, sagte Richard.
    »Wir gehen gleich, Blake. Erst müssen wir Henrietta finden.« Henry wandte sich um und begann, einen Pfad hinabzugehen, der zu einer alten verfallenen Mauer führte. Richard folgte ihm. Blake überholte sie beide, sprang auf die Trümmer der Mauer, machte einen Buckel und fauchte Henry an.
    »Hör auf, Blake«, sagte Henry. Er legte seine Hand auf die Mauer, um darüber zu springen, zog sie aber schnell wieder zurück. Sie blutete. Blake kauerte sich zusammen. Er war jetzt still. Aber er hatte vier tiefe Kratzer auf Henrys Handrücken

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