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Das Geheimnis der Äbtissin

Das Geheimnis der Äbtissin

Titel: Das Geheimnis der Äbtissin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marie Jakob
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Dienerinnen konnte alles zunichtemachen. Sie musste einen weiteren Vorstoß wagen.
    »Hoheit, Ihr scheint Euch erkältet zu haben?«
    »Ja, ich friere erbärmlich seit diesem Gewitterregen gestern. Die Wärme meines Körpers kehrt einfach nicht zurück.«
    »Ich könnte Euch einen Tee zubereiten, der Euch wärmt und Euren Schnupfen vertreibt.«
    »Etwa aus diesen Schnipseln dort?«
    »Nein. Die würde ich empfehlen, wenn Euer Körper unter der Erkältung glühen würde. Sie senken Fieber und lindern Schmerzen.«
    »Aha.« Beatrix betrachtete die Rindenstreifen in dem Körbchen mit weniger Hochmut. »Welchen Tee würdest du mir geben?«
    Das war eine einfache Frage, denn ein Aufguss, der Erkältungserscheinungen linderte, gehörte zu den gefragtesten unter ihren Kräutertees. Schnell hatte sich unter den Leuten herumgesprochen, dass die Tochter des Grafen sich mit Kräutern auskannte. »Ich würde die Blätter der Brombeere, der Pfefferminze, einige Holunderbeeren und Lindenblüten mischen.«
    »Das klingt gut.«
    Judith überlegte. Sollte sie gleich gehen? Beatrix schien das zu erwarten. Sie legte das Messer in den Korb, wischte die Hände an ihrem Überrock ab und stand auf. »Ich bin sofort wieder da.«
    »Warte!«
    »Ja?«
    »Kennst du auch ein Kraut, das bewirken kann …« Beatrix suchte nach den richtigen Worten.
    Judith ließ sich langsam auf ihren Stuhl zurücksinken.
    Beatrix holte tief Luft. »Ich empfange kein Kind, verstehst du?«
    Na endlich, dachte Judith und nickte. »Was habt Ihr alles versucht?«
    »Oh, dieser Maure hat mir zerstoßene Kräuter gebracht. Ich weiß nicht, was es war, aber geholfen hat es nicht, wie du siehst.« Sie klopfte sich unter der Felldecke auf den flachen Bauch.
    »Habt Ihr nur ihn um Rat gefragt?«
    »Nun, Margot musste ich nicht fragen. Seit der ersten Nacht mit Friedrich starrt sie mir ununterbrochen auf den Bauch. Sie hat mir unaufgefordert Hasenhoden in Rotwein serviert.« Sie schüttelte sich und lächelte nachsichtig.
    Auch Judith konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Ich habe auf Knien gebetet, habe Sara und die heilige Anna angerufen. Margot besorgte mir einen Knochen aus dem Herz des Hirsches, den sie zerrieb und mir einflößte.« Sie zögerte erneut und bekreuzigte sich flüchtig. »Ich habe in der Goslaer Pfalzkapelle sogar eine Hostie gestohlen und sie mir zwischen die Beine gelegt.« Wieder lächelte sie, diesmal verschämt. »Und vor wenigen Wochen war ich bei einer Heilerin, einer Nonne namens Hildegard. Sie untersuchte mich und fand alles in Ordnung.«
    »Was hat sie Euch empfohlen?«
    Beatrix lachte bitter auf. »Mäßiges Essen und regelmäßigen Beischlaf!«
    Judith, die auf die Empfehlung einer geheimnisvollen Droge gewartet hatte, schwieg verblüfft.
    Beatrix schien jetzt alle Hemmungen zu vergessen. »Ja. Ein sehr weiser Rat, nicht wahr? Wo mein Gemahl mal wieder einen Feldzug führt und mich hier zurücklässt. Doch darf ich ihn nicht begleiten, das wäre zu gefährlich. Dabei wünscht er sich so sehr einen Thronfolger.«
    »War das der einzige Rat dieser Hildegard?«, hakte Judith nach.
    Beatrix warf ihr einen prüfenden Blick zu. Sie schwankte noch immer zwischen Misstrauen und Mitteilungsbedürfnis. Schließlich gab sie sich einen Ruck. »Nein. Sie sagte, es käme vor, dass die Fruchtbarkeit der Männer nachließe, vor allem, wenn sie nicht regelmäßig bei einer Frau lägen … Sie könne wohl mit einem Kraut nachhelfen und erbot sich, mir dieses Kraut bringen zu lassen.« Sie schüttelte traurig den Kopf.
    »Habt Ihr abgelehnt?«
    »Natürlich. Weder kann ich diesen Verdacht dem Kaiser gegenüber aussprechen, noch kann ich ihm heimlich etwas in den Wein geben.«
    Judith musste ihr zustimmen. Mitleid rührte sich in ihr.
    »Und du kannst auch nichts für mich tun.« Beatrix griff wieder nach ihrer Stickerei.
    »Da Silas mein Lehrer war, würde ich Euch die gleichen Kräuter anbieten, die er Euch gab.«
    »Schade. So werde ich wohl enden wie diese Adela, geschieden und verstoßen.« Sie schniefte laut und stach wütend auf das Stück Stoff in ihrer Hand ein. In ihren Augen lag ein trotziger Ausdruck, der zu sagen schien: Mit mir nicht!
    Langsam begriff Judith, dass Beatrix längst einen Ausweg im Hinterkopf plante, den sie ihr nicht auf die Nase binden würde und der Isabella nur ein triumphierendes Grinsen entlockt hätte.
    »Ich sollte jetzt wirklich Euren Tee bereiten, bevor Ihr ernsthaft krank werdet.« Sie sprang auf und griff nach dem

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