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Das Geheimnis der Äbtissin

Das Geheimnis der Äbtissin

Titel: Das Geheimnis der Äbtissin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marie Jakob
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Korb.
    Sie war schon an der Tür, als Beatrix rief: »Judith?«
    »Ja?«
    »Zu niemandem ein Wort davon!«
     
    Ende Juni 1158, im vierten Jahr seines Kaisertums, hatte Friedrich auf dem Lechfeld von Augsburg etwa zehntausend Ritter mit ihrem Gefolge versammelt. Nun galt es, schnellstmöglich aufzubrechen, denn die Versorgung eines solchen Heeres überforderte die Augsburger und die Bauern der umliegenden Dörfer bei weitem. Der Kaiser selbst zog mit dem König von Böhmen, einigen engen Getreuen und den Bischöfen über den Brennerpass und traf nach einer Woche bereits in Verona ein. Die fränkischen und schwäbischen Truppenteile zogen über Chiavenna zum Comer See, Herzog Jasomirgott von Österreich marschierte gemeinsam mit sechshundert ungarischen Bogenschützen durch die Marken Friaul und Verona zur Poebene. Ein vierter Heereszug mit den Lothringern unter Herzog Berthold von Zähringen benutzte den St.-Bernhard-Pass.
    Der Teil des Heeres, den der Kaiser selbst anführte, zog von Verona aus am Südufer des Gardasees entlang in Richtung Mailand. Die erste Stadt, die es wagte, Friedrich die Gefolgschaft zu versagen, war Brescia. Doch gegen das gewaltige Heer, das frisch und voller Tatendrang aus den Bergen kam, hatten ihre Bewohner keine Chance. Beinahe im Vorbeimarsch wurde die Stadt genommen. Sie mussten Geiseln geben, eine Mannschaft gegen Mailand stellen, die Stadt wurde zudem geplündert und anschließend dem Erdboden gleichgemacht.
    Erschrocken über die Wut der kaiserlichen Truppen, ersuchte die Mailänder Bürgerschaft mit einer Delegation um Frieden. Doch Friedrichs unverschämte Forderungen ließen ihre Angst in Hass und Kampfeswillen umschlagen. Die Bürger beschlossen, es auf eine Belagerung ankommen zu lassen.
    So richtete sich das gewaltige Heer in der Ebene rund um Mailand auf einen längeren Aufenthalt ein. Während der Kaiser mit den umliegenden Städten verhandelte, musste das Vielvölkerheer verpflegt und unterhalten werden. Die überwiegende Zahl der Söldner war darauf aus, Beute zu machen. Doch nun hieß es, in den Feldlagern der Poebene unter der heißen italienischen Sonne zu warten. Friedrich erließ an Ort und Stelle ein Kriegsgesetz, das drakonische Strafen für diejenigen vorsah, denen die Langeweile zu Kopfe stieg. So sollte demjenigen die Hand abgehackt werden, der ein Mitglied des eigenen Heeres verletzte. Wer mit einer Frau erwischt wurde, verlor seine Rüstung – die meist ein Vermögen wert war –, er wurde exkommuniziert, und der unglücklichen Frau wurde die Nase abgeschnitten. Ebenfalls unter strenger Bestrafung standen Überfälle auf Kaufleute.
    Vor seinen Soldaten hielt Friedrich eine flammende Rede, die ihre Moral stärken und den Hass auf die Mailänder schüren sollte. »Mailand ist es, was euch vom heimischen Herd aufgescheucht, das euch aus den liebevollen Umarmungen eurer Kinder und Gattinnen gerissen hat, das durch seine Unehrerbietigkeit und Unbesonnenheit all diese Mühe über eure Häupter gebracht hat … Wir tun nicht Unrecht, sondern wehren es ab. Und da ein Krieg gerecht ist, der auf Befehl einer höheren Gewalt geführt wird, wohlan!«
    So war die Stadt Anfang August von den Heeren umschlossen. Weinberge, Ölhaine und Felder wurden vernichtet, die Lebensgrundlage der größten Stadt Oberitaliens systematisch zerstört. Die Bürger der Städte Cremona und Pavia, die jahrzehntelang von den Mailändern unterdrückt worden waren, schlossen sich dem kaiserlichen Heer an und wüteten mit großer Grausamkeit gegen ihre Landsleute.
    Bereits Anfang September ergab sich Mailand dem Kaiser und unterschrieb einen Friedensvertrag, bei dem die Stadt und ihre Bürger vergleichsweise glimpflich davonkamen. Sie mussten zwar ein Strafgeld in Höhe von neuntausend Mark in Gold oder Silber zahlen und sich zum Bau einer Kaiserpfalz verpflichten, wofür dreihundert Geiseln gestellt wurden, und die Stadt verlor Münze, Zoll und Wegerechte an den Kaiser, doch wurde sie – im Gegensatz zu Brescia – weder zerstört noch geplündert.
    Nach diesem triumphalen Sieg bewilligte der Kaiser beinahe der Hälfte seines Heeres die Heimkehr in den Norden.
    Im November lud Friedrich zu einem Reichstag auf die Ronkalischen Felder, wo er mit den höchsten Kirchenfürsten des Reichs, den Oberhäuptern der lombardischen Städte und einer Vielzahl italienischer Juristen den Ronkalischen Friedensvertrag ausarbeitete, der dem deutsch-römischen Kaiserreich die Ergebenheit der Städte zusichern

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