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Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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wollte. Sie hatte ihm sogar die Maden gezeigt, die später von seinem Gehirn fressen würden. Hugues war immer noch ans Bett gefesselt, in derselben Position, in der sie ihn vorgefunden hatte. Das Zimmer war über und über mit Blut bedeckt. Das eiserne Herz erblühte in seiner Brust wie eine Blume des Bösen, und die Schädeldecke mit dem, was von seinen blonden Locken übrig geblieben war, ruhte auf seinen Geschlechtsteilen. Der geöffnete Kopf, den sie kurz über den Augen aufgesägt hatte, war voller weißlicher Larven, wie sie in den Kadavern streunender Hunde entstehen.
    Fiamma hatte jahrelang Zeit gehabt, darüber nachzudenken, wie sie die Männer töten würde. Allen sollte das Herz in Eisen
verwandelt werden, als Zeichen, dass sie keine Gnade oder Mitleid kannten, und darüber hinaus sollte jeder ein anderes Zeichen für seine ganz besondere Schuld erhalten. Angelo, der die Gewalttat eigentlich verhindern wollte und dann doch nicht eingeschritten war, wurden die Hände abgetrennt dafür, dass er tatenlos zugeschaut hatte. Wilhelm, dem alten Mann, der ihr Gesicht entstellt hatte, hatte sie es mit derselben Münze heimgezahlt und ihm ein Kreuz ins Gesicht geritzt. Und Hugues, dessen krankes Hirn Tod und Folter angeordnet hatte, hatte nun den Kopf voller Maden.
    In Gedanken hatte sie die drei Männer Pilatus, Longinus und Kaiphas getauft, wie die Mörder Christi. Der erste hatte sich die Hände vom Blut des Erlösers reingewaschen, der zweite hatte ihm eine Seite mit der Lanze durchbohrt und der dritte war die treibende Kraft für seine Ermordung. Und obwohl sie wusste, dass sie sich nicht mit Gottes Sohn vergleichen durfte, fühlte sie sich ihm doch ähnlich in ihrer vergewaltigten Unschuld. Fiamma sah sich als ein Opferlamm, das seinem Schicksal hilflos ausgeliefert war.
    Ohne zu zögern kehrte sie nun der Leiche den Rücken und verließ das Haus. Die Tür ließ sie offen. Die Straße war voller Leute, und die Nachmittagssonne überflutete alles mit einem warmen Goldton. Fiamma holte tief Luft und stieß einen schrecklichen Schrei aus. Dann lief sie los und rief laut, dort läge ein Toter mit aufgeschnittenem Brustkorb und einem Herzen, das in einen Eisenblock verwandelt war. Sogleich machte sich auf der Straße eine Aufregung breit, und die Menge wuselte durcheinander wie ein Ameisenhaufen, in dem man mit einem Stecken herumgestochert hatte: Alle liefen ziellos umher, viele rannten nach Haus, die Händler schlossen ihre Läden, die Papierhändler versuchten, ihre Stapel Papier und Hefte in Sicherheit zu bringen, ehe die Menge darauf herumtrampelte, die Frauen schrien, und die Nachricht von dem
neuen Toten mit einem eisernen Herzen verbreitete sich wie ein Lauffeuer.
    Fiamma ging ungestört davon, die Tasche über der Schulter. Jetzt musste sie noch einen Menschen töten, doch für diesen Tag hatte sie genug getan.

VIERZEHN
    U berto da Rimini betrachtete den jungen Mann vor sich mit unverhüllter Befriedigung. Zuerst hatte er die verschwundene Leiche gefunden und jetzt auch noch denjenigen, der sie weggebracht hatte, nachdem er den Mann getötet und Feuer im Haus gelegt hatte. Schon bald würde der Erzbischof alle Beweise bekommen, die er wollte.
    Er brauchte nur noch ein Geständnis.
    Mit einem Anflug von Wut stellte sich Uberto das asketische Gesicht von Rinaldo di Concorezzo vor, wenn er sagte: » Wir haben eine Leiche und einen Brandstifter. Doch wo sind die Beweise, dass die Leiche sich wirklich in dem Haus befand und dass der Brandstifter auch der Mörder ist? «
    Rinaldos Besessenheit, das Gesetz zu beachten, grenzte an Naivität, um nichts Schlimmeres zu sagen. Wer würde schon freiwillig gestehen, ein Verbrechen verübt zu haben, das ihn direkt auf den Scheiterhaufen brachte?
    »Ihr seid also Francesco Salimbene«, sagte Uberto ruhig. »Der Tempelritter, der in der Wohnung in der Kirchengemeinde von Sant’Antonino lebte, die vor zwei Wochen niedergebrannt ist. Gebt Ihr das zu?«
    »Ich gebe zu, dass ich in dieser Wohnung gelebt habe, Vater, aber ich bin ein Medizinstudent, kein Tempelritter.«
    »Aber Angelo da Piczano, den Ihr bei Euch aufgenommen hattet, war ein Templer. Wo hätte ein von der Inquisition gesuchter Tempelritter Unterschlupf gesucht, wenn nicht bei einem Mitbruder?«

    »Er wäre zu einem Freund gegangen. Ich kannte Angelo und seine Lage, und ich glaubte nicht, das Gesetz zu brechen, wenn ich ihn für einige Tage bei mir aufnahm. Für die weltliche Gerichtsbarkeit hatte er kein

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