Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman
mit dem Magistrat geklärt, also ist alles nach dem Gesetz«, sagte er, öffnete wieder den Brustkorb des Toten und sah sich das Herz aus Eisen an, als wäre es faszinierend und nicht eine solche Abscheulichkeit. »Aber ich muss es trotzdem im Verborgenen tun, weil die Kirche gegen den Fortschritt der Wissenschaft ist und keine Gelegenheit versäumt, sich einzumischen.« Er sah Gerardo an, als wäre dieser direkt für das Verhalten der Kirche ihm gegenüber verantwortlich. »Solange die Priester sich in alles einmischen, anstatt sich nur darum zu kümmern, die Seelen ihrer Schäfchen zu retten, werden wir keinen Fortschritt erleben.«
Es war ein offenes Geheimnis, dass Mondino politisch auf der Seite der Lambertazzi stand, also ein Ghibelline war, der
die Herrschaft des Kaisers befürwortete und gegen die des Papstes war. Seine Ansichten hatten ihm sogar Jahre der Verbannung eingetragen, und er hatte Bologna nur nach Zahlung einer empfindlich hohen Geldstrafe wieder betreten dürfen. Gerardo als Mönch war natürlich anderer Meinung und unterstützte die Geremei, aber dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um Einwände zu erheben.
Er schwieg, während Mondino ein Messer nahm und die Stellen einzuschneiden begann, an denen das Fleisch dem Metall Platz gemacht hatte. Der Tempelritter beobachtete ihn bei seiner Tätigkeit und konnte seine Bewunderung für seinen Lehrmeister nicht unterdrücken. Mondino arbeitete konzentriert und genau. Seine Bewegungen wirkten nie überstürzt, obwohl er diese Abscheulichkeit aus Fleisch und Eisen in kürzester Zeit aus Angelos Brust entfernte. Er übergab sie ihm, damit er sie in der Truhe versteckte. Als er das, was einmal das Herz seines Freundes gewesen war, in der Hand hielt, konnte Gerardo nur mit Mühe einen Aufschrei unterdrücken, aber er beherrschte sich und folgte widerspruchslos dem Befehl.
»Sag mir, was du jetzt vorhast«, sagte Mondino ohne ihn anzusehen.
Er hatte Angelos Brustkorb wieder geschlossen und wirkte jetzt gelassener.
»Wie meint Ihr das, Meister?«
»Wir wollen doch herausfinden, wer deinen Freund getötet hat, oder?«, erwiderte Mondino ungeduldig. »Dafür müssen wir uns einen Plan ausdenken.«
»Also wollt Ihr mir dabei auch helfen?«
Gerardo konnte den Unmut in seiner Stimme nicht verbergen. Er war natürlich froh, dass der Arzt ihn dabei unterstützen wollte, die Leiche verschwinden zu lassen, aber er schätzte es gar nicht, dass ihn jemand bei der Suche nach dem Täter behinderte.
Mondino stand hinter ihm, vor dem Trog, in dem er seine chirurgischen Instrumente aufbewahrte. Als er sich umdrehte, hielt er in der einen Hand eine Spule mit Seidenfaden und in der anderen eine dicke Nadel.
»Hör mir jetzt gut zu«, sagte er, und sein Blick war hart. »Ich habe den Inquisitor belogen. Ich habe dir geholfen und damit gegen das Gesetz verstoßen - jetzt bin ich genauso in Gefahr wie du. Und ich habe nicht die Absicht, einem jungen, unerfahrenen Mann zuzusehen, wie er einen Fehler begeht, sich verhaften lässt und uns beide in den Abgrund reißt. Du hast meine Hilfe gewollt, und jetzt ist es zu spät für einen Rückzieher. Ich werde über jeden Schritt entscheiden, den wir tun. Ist das klar?«
»Keineswegs«, antwortete Gerardo wütend. »Ich schätze Euch als Arzt und Lehrer und danke Euch dafür, dass Ihr mich nicht verraten habt, aber ich habe keineswegs die Absicht, mich in dem, was ich tun muss, von Euch führen zu lassen.«
Ihm hatte missfallen, dass Mondino ihn als jungen unerfahrenen Mann bezeichnet hatte, und er glaubte nicht im mindesten, dass ein Laie, zudem noch ein Gegner der Kirche, der über keinerlei soldatische Ausbildung verfügte, ihm helfen könnte, einen Mörder zu finden. Außerdem musste er ja auch noch die Interessen der Tempelritter verteidigen.
Mondino näherte sich der Leiche und begann wortlos, den Brustkorb zuzunähen. Er durchbohrte das Fleisch und zog den Faden mit schnellen, geschickten Bewegungen hindurch, eine Kunststopferin hätte es nicht besser machen können. Als er fertig war, ließ er sich von Gerardo helfen, dem Toten wieder das Gewand anzuziehen. Schließlich teilte er ihm seine Überlegungen mit.
»Meine Mitarbeit ist nicht verhandelbar«, sagte er und richtete seine grünen, entschlossenen Augen auf seinen ehemaligen Schüler. »Du willst den Mörder finden, und ich will dieses Rätsel
der Alchimie lösen. Also müssen wir uns verbünden, und du solltest das besser nicht ablehnen.«
»Weil Ihr mich
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