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Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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sonst anzeigen würdet?«, erwiderte Gerardo aufgebracht.
    »Nein, weil wir schneller an unser Ziel gelangen können, wenn wir zwei parallele Strategien verfolgen. Je mehr Zeit wir verlieren, desto leichter könnten wir entdeckt werden.«
    »Ihr sprecht, als hättet Ihr schon eine Idee.«
    »So ist es. Aber bevor ich weiterspreche, musst du meine Hilfe vorbehaltlos annehmen.«
    Gerardo überlegte. Selbst wenn Mondino keine militärische Ausbildung durchlaufen hatte, wirkte er stark und entschlossen, wie ein Mann, den man in einem Kampf nicht unterschätzen sollte. Außerdem hatte er bewiesen, dass er in unvorhergesehenen Situationen schnell und tatkräftig handeln konnte. Und der Gedanke, in zwei Richtungen Nachforschungen anzustellen, war keineswegs dumm. Blieb nur noch der Umstand, dass er nicht wusste, ob er Mondino vertrauen konnte, wenn sie die Leiche erst einmal beseitigt hatten.
    »Werdet Ihr mich auch nicht verraten?«, fragte er.
    »Jetzt kann ich das nicht mehr, aber so langsam bereue ich meinen Entschluss. Also entscheide dich, wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.«
    »Na gut, aber wir treffen alle Entscheidungen gemeinsam.«
    Mondino überdachte noch einmal alles kurz, dann nickte er. »Nun erkläre ich dir meinen Plan, dann sagst du mir, was du vorhast, und wir werden uns schon einigen.«
    Wahrscheinlich wurde sein Handeln von seiner Arbeit als Lehrer bestimmt. Obwohl er gerade eine gleichberechtigte Zusammenarbeit akzeptiert hatte, verhielt er sich, als dozierte er vom Pult aus. Sie begannen von neuem zu streiten, wurden jedoch von einem hastigen Türklopfen unterbrochen. Es waren die Totengräber, die sich, genau, wie Mondino es prophezeit
hatte, mit ihrem Karren und der Frauenleiche in einem Hauseingang versteckt und sich erst wieder hervorgewagt hatten, als es auf der Straße wieder ruhig geworden war. Gerardo zog sich eilig in das Nebenzimmer zurück, während Mondino sie hereinließ. Von seinem Lauschposten hinter der Tür hörte Gerardo ihre Entschuldigungen: Sie hätten sich erschreckt, als der Inquisitor aus dem Dominikanerorden zusammen mit drei Sbirren in nächster Nähe an ihnen vorbeigekommen sei, und hätten die Leiche deshalb in einen Abwassergraben geworfen. Mondino empörte sich und sagte, es sei unmöglich, an einem mit Schmutz und unaussprechlichen Stoffen bedeckten Körper anatomische Versuche durchzuführen. Die Totengräber forderten jedoch trotzdem ihren Lohn, und wenn es nur dafür sei, beharrten sie, dass sie die Leiche wieder fortbrächten. Der Arzt handelte mit ihnen eine Summe aus und verdoppelte diese schließlich, damit sie auch den toten Mann vom Seziertisch mitnahmen. Mondino gab an, dass es sich dabei um eine Leiche handele, an der er seine Versuche bereits durchgeführt habe, und wies die Totengräber an, ihn in einem gewöhnlichen Massengrab zu beerdigen. Die beiden nickten und legten Angelo über die Frauenleiche auf ihren Holzkarren, strichen die vereinbarte Summe ein und gingen zufrieden ihrer Wege.
    Als die Totengräber außer Hörweite waren, kehrte Gerardo in den Hörsaal zurück. Endlich konnten sie in Ruhe miteinander reden.
    »Wie ich schon gesagt habe, gilt es zwei Spuren zu verfolgen«, nahm der Arzt seinen Plan wieder auf und lehnte sich gegen eine Bank. »Zuerst gilt es herauszufinden, wen Angelo heute Abend treffen sollte und wem er seit seiner Ankunft in der Stadt begegnet ist. Die zweite Frage, die wir lösen müssen, ist die mit der Alchimie.«
    »Ich begreife Euer Interesse für das Geheimnis, menschliches Blut in Eisen zu verwandeln«, erwiderte Gerardo. Obwohl
er vollkommen erschöpft war und sich gern hingesetzt hätte, blieb er respektvoll stehen. »Doch ich sehe nicht, wie uns dies helfen könnte, den Mörder zu finden.«
    »Ich habe die Alchimie ein wenig als Teil meiner medizinischen Ausbildung studiert, dennoch habe ich nie etwas Ähnliches gehört«, erklärte Mondino, und seine Augen starrten ins Leere, als versuchte er, in einem einzigen Augenblick alle Bücher, die er jemals gelesen hatte, durchzugehen. »Ein Geheimnis wie dieses kann nur ganz wenigen Menschen bekannt sein. Wenn wir herausfinden, wer es kennt, werden wir dem Mörder sehr nah gekommen sein.«
    Gerardo war vom Scharfsinn des Arztes überrascht. Sie hatten keinen Augenblick Ruhe gehabt, seit er an seine Tür geklopft hatte, und trotzdem hatte Mondino die Zeit gefunden, einen Plan auszuarbeiten, dem außer ein paar Einzelheiten nichts hinzuzufügen war. Spontan entschloss er

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